Einen durchaus subjektiven Kalender haben die beiden Preußen-Freunde
Ralph Breyer und Jörg-Hendrik Sohst für dieses Jahr zusam
Preußen Kalender APRIL
Einen durchaus subjektiven Kalender haben die beiden
Preußen-Freunde Ralph Breyer und Jörg-Hendrik Sohst für dieses Jahr zusammengestellt. Breyer, z.Zt.
wissenschaftlicher Berater des Museums zur Brandenburgisch-Preußischen
Geschichte auf Schloss Gusow, Sohst,
selbstständiger Privatdozent in Berlin und Paris, haben den Kalender als Buch
herausgegeben.
Die Luxusausgabe in Leder gebunden kostet 78,- DM, die einfache Ausgabe 34,80
DM.
Einen monatlichen Vorabdruck veröffentlichen die Preußischen Nachrichten, das
Buch ist über die Preußische Gesellschaft erhältlich.
1. April 1815
Otto v. Bismarck geboren
Zweifellos
ist Bismarck der bemerkenswerteste preußische und deutsche Politiker
des 19. Jahrhunderts. Die Revolution von 1848 und ihre Infragestellung
des Adels machte den bis dahin politisch wenig Hervorgetretenen zum
aktiven Royalisten und bewussten Junker. Er verachtete die Schwäche
König Friedrich Wilhelms IV. In der Folge hat er auf mehreren
diplomatischen Posten (Frankfurter Bundestag, Petersburg und Paris)
diplomatische Erfahrungen sammeln können und die europäische
Kräftekonstellation studieren können. Bismarck ist in all seinen
Überlegungen immer von den Realitäten ausgegangen, das machte seine
Politik erfolgreich. Zudem bewies er Mut und Nerven, er kalkulierte
kühl und setzte die vorhandenen Machtmittel ohne Skrupel ein. Motiv
seines politischen Engagements war die persönliche Loyalität zu König
Wilhelm I.
2. April 1748
Friedrich II. beendet die Arbeit an seinen
„Generalprinzipien des Krieges“
Friedrich
der Große faßte die Beobachtungen und Erfahrungen zweier Kriege und
mehrerer gewonnener Schlachten zusammen, um seinem Thronfolger und den
Generalen ein Standardwerk über die Truppenführung, die
Aufrechterhaltung der Disziplin sowie die Versorgung und Ausbildung der
Soldaten an die Hand zu geben. Das Werk war in Französisch verfasst;
der König selbst überwachte später seine Übersetzung ins Deutsche. Es
geht sehr sachverständig auch auf die politischen und ökonomischen
Bedingtheiten der preußischen Kriegführung und natürlich auf die
Strategie und Taktik ein.
3. April 1849
De facto Ablehnung der Kaiserkrone
durch Friedrich Wilhelm IV.
Die
Frankfurter Nationalversammlung schickte ihren Präsidenten Eduard
Simson mit einer repräsentativen Gesandtschaft nach Berlin, um den
preußischen König von der Wahl zum Kaiser der Deutschen offiziell zu
unterrichten. Für diesen war das Angebot illegitim in sich selbst: nach
seinem Verständnis waren einzig die deutschen Fürsten berechtigt,
derartiges zu unterbreiten, keinesfalls eine Volksvertretung. Obwohl
freundlich in der Form, kam die Antwort, die er in diesem Sinne
formulierte, einer glatten Absage an die Deputation gleich. Das blieb
konsequente preußische Staatspolitik bis 1871. Für König Wilhelm und
Bismarck war es wichtig, ja unverzichtbar, dass dem preußischen
Monarchen die Krone Deutschlands vom bayerischen König Ludwig namens
seiner Standesgenossen angeboten wurde, daß es eben keine „Lumpenkrone“
sei, „an der der Ludergeruch der Revolution hafte“, wie sich Friedrich
Wilhelm IV. intern über das Frankfurter Angebot äußerte. Damit war eine
Chance für deutsche Einheit vertan.
Über
den General von Winterfeldt wird widersprüchlich geurteilt. Militärisch
galt er als ein Schüler des Alten Dessauers, dessen derbe, aber
herzliche Art er ebenfalls pflegte. Von der Zeit vor dem Siebenjährigen
Krieg bis zu seinem Tode nach der Schlacht bei Moys war er Friedrich
des Großen engster Vertrauter. Seine Generalskollegen empfanden ihn
manchmal als einen Ehrgeizling, da er mit Sondervollmachten des Königs
versehen, in ihre Kommandos einzugreifen pflegte. Wenn er an der
Planung für den Siebenjährigen Krieg beteiligt gewesen sein sollte,
dann gereicht ihm dies nicht unbedingt zum Ruhme.
4. April 1707
Generalleutnant Hans Karl von Winterfeldt
geboren
Graf
Dohna ist, obschon Feldmarschall gewesen, heute ziemlich unbekannt.
Ähnlich wie Wrangel in einer Zeit lebend, die relativ friedlich war,
als er das Alter für die hohen Ränge erreicht hatte, dabei aber –
anders als dieser – kein Original, das durch Anekdoten und
unkonventionellen Umgang mit der deutschen Sprache auf sich aufmerksam
machte, fiel er der Vergessenheit anheim. Dohna war in der Zeit der
preußischen Reformen ein Mitarbeiter des Generals von Scharnhorst,
dessen Tochter er 1809 heiratete. Er spielte beim Zustandekommen der
Konvention von Tauroggen eine Rolle und kommandierte in den
Befreiungskriegen ein Husarenregiment der Russisch-deutschen Legion. In
preußischen Diensten war sein Name mit den Ulanen verbunden. So wurde
denn auch das ostpreußische 8. Ulanenregiment 1889 mit seinem Namen
geehrt. Als Kommandierender General in Ostpreußen schlug er 1848/49
revolutionäre Ansätze rasch und entschlossen nieder. Feldmarschall Graf
Dohna starb am 21.2. 1859.
5. April 1768
Generalfeldmarschall (1847) Karl Friedrich
von dem Knesebeck geboren
Knesebecks
Geistesgegenwart verhinderte, dass König Friedrich Wilhelm III. in der
Schlacht bei Auerstedt gefangengenommen wurde. Seither erfreute sich
der konservative Junker der besonderen königlichen Gunst und machte die
großen Feldzüge 1813 – 15 in der Umgebung des Monarchen als dessen
Generaladjutant mit. Zuvor hatte er einerseits aus politischen
Erwägungen einen engen Anschluss an Frankreich befürwortet,
andererseits auch die Möglichkeit der Niederlage Napoleons in Russland
lange vor 1812 vorhergesagt. Im Kampf gegen Napoleon war sein Einfluss
auf die Kriegführung hemmend und stand oft im Gegensatz zu den
offensiven Auffassungen Blüchers und Gneisenaus. Der auch literarisch
interessierte und gebildete Knesebeck, der sich selbst gelegentlich als
Dichter betätigte und mit Goethe bekannt und mit Gleim befreundet war,
erhielt bei seinem Abschied den Charakter als Generalfeldmarschall. Er
starb am 12.1.1848.
5. April 1813
Schlacht bei Möckern
Zu
Beginn der Feindseligkeiten im Frühjahr 1813 versuchte der Vizekönig
von Italien, Napoleons Stiefsohn Eugen Beauharnais, zu verhindern, dass
sich die Generale Bülow, Borstell und Yorck mit ihren Truppen an die
Schlesische Armee des Generals Blücher anlehnten. Dieser hatte, von
Breslau kommend, Sachsen besetzt und stand nun bei Altenburg. Durch die
Aktivität der Franzosen kam es am 5. April zum Treffen bei Möckern in
der Nähe von Magdeburg. Das französische Manöver wurde energisch
abgewiesen. Einen unmittelbaren Vorteil brachte das nicht, da die
Hauptakteure vorerst noch gar nicht auf dem Schauplatz erschienen
waren: sowohl Napoleon als auch die russische Armee unter Kutusow,
später Wittgenstein, befanden sich erst im Anmarsch. Aber für die
Preußen war dieses erste Gefecht der Befreiungskriege ein guter Auftakt
des Krieges.
6. April 1885
General der Infanterie Vogel von Falckenstein gestorben
Der
am 5.1. 1797 in Breslau geborene Friedrich Karl Ernst Eduard Vogel von
Falckenstein trat 1813 als freiwilliger Jäger dem westpreußischen
Grenadierbataillon bei und machte die Befreiungskriege mit Auszeichnung
mit. Danach tat er weiter Dienst, nebenher betätigte er sich als
Glasmaler und gab 1829 eine topographische Karte von Berlin und
Umgebung heraus. Beim Feldzug von 1864 war er zunächst Wrangels
Stabschef, kam aber mit dem störrischen alten Herrn nicht gut klar.
Später übernahm er das VII. Armeekorps in Münster. 1866 wurde ihm die
Mainarmee und damit der Krieg gegen die nördlichen deutschen Staaten,
vor allem Hannover, übertragen. Dabei ignorierte er Weisungen des
Generalstabes, was zur Niederlage von Langensalza führte. Sein
glänzender Feldzug gegen die bayerische Armee und das VII. Korps des
Bundesheeres wetzten die Scharte indessen wieder aus. 1867 wurde er
Kommandierender General des 1. A.K. in Ostpreußen. 1870/71 war ihm der
Schutz der deutschen Küsten und des Inlandes anvertraut; er war
faktisch der Diktator Norddeutschlands. Dabei ging er gegen
sozialistische Agitatoren mit solcher Härte vor, dass die Gerichte
deren Schadenersatzklagen nach dem Krieg nachgaben und den General zu
beträchtlichen Kosten verurteilten. 1873 schied Vogel von Falckenstein
aus dem aktiven Dienst.
7. April 1721
Kabinettsorder zum Neubau der Potsdamer Nikolaikirche
Eine
Geschichte der Wandlungen, die mit dem königlichen Befehl keinesweges
ihren Anfang nahm: Ursprünglich hieß sie Marienkirche. 1602 wurde sie,
um einer Kurfürstin zu huldigen, die der Kirche Gemälde geschenkt
hatte, in Katharinenkirche umbenannt. Der Soldatenkönig verfügt den
Abriss des Gebäudes, wobei der darum gelegene Friedhof vor die Tore der
Stadt verlagert wird. An ihrer Stelle soll ein neues Gotteshaus erbaut
werden, welches im Herbst 1724 fertig gestellt ist und auf den Namen St.
Nikolai geweiht wird. Der Baumeister Philipp Gerlach entscheidet sich
für einen Grundriss in Form eines griechischen Kreuzes und einen 85 m
hohen Turm. Der Barockbau fällt am 3. 9. 1795 einem fahrlässig
verursachten Brand zum Opfer.
8. April 1832
Generalfeldmarschall (1900)
Alfred Graf Waldersee geboren
Graf
Waldersee war in den späten 80er Jahren des 19. Jahrhunderts von den
höchsten Erwartungen erfüllt. Seit Jahren vertrat er als
Generalquartiermeister den greisen Moltke in Berlin, der im Sommer
seine Amtsgeschäfte als Chef des Großen Generalstabes von seinem Gut
Kreisau in Schlesien aus wahrnahm. Waldersee war mit einer
amerikanischen Millionenerbin, Mary Esther Lee, verheiratet, verfügte
über ausgezeichnete Beziehungen zu Prinz Wilhelm, dessen Vater,
Kronprinz Friedrich Wilhelm, todkrank war, so dass an der baldigen
Thronfolge des Prinzen kein Zweifel bestand. Und Fürst Bismarck war
alt; so hoffte Graf Waldersee beide, ihn und Moltke, politisch zu
beerben. In der Tat berief ihn Wilhelm II., als er den Thron 1888
bestieg, zum Chef des Großen Generalstabes. Das blieb er indessen nur
bis 1891. Differenzen mit dem Kaiser, z.T. über den Stellenwert der
Flottenpolitik, beendeten die steile Karriere. Waldersee wurde
Kommandierender General des IX. Armeekorps. Der Marschallstab und der
Oberbefehl gegen den chinesischen Ihotwan-Aufstand 1900 waren nur
Trostpflaster. Am 5.3.1904 verstarb Waldersee.
8. April 1866
Preußen schließt mit Italien ein Bündnis
gegen Österreich
1866
(wie auch 1870) lieferte Bismarck Musterbeispiele dafür, wie ein Krieg
politisch und diplomatisch gewonnen werden kann, bevor man ihn
militärisch eröffnet. Durch den Vertrag von Gastein (15.8.1865) hielt
er Konfliktstoff bereit. Als der Kaiser der Franzosen einen solchen
Krieg der deutschen Mächte wünschte, weil er nach angemessener Zeit
eine Vermittlung mit eigenem billigen Territorialgewinn am Rhein
unternehmen wollte, sicherte sich Preußen mit Italien die synchrone
Unterstützung der Macht, die ebenfalls noch Rechnungen mit Österreich
offen hatte. In diese Konstellation eine demagogische Forderung wie die
nach allgemeinen Wahlen und einer Bundesreform geworfen, die Österreich
zurecht als Provokation empfinden musste, dazu die Sicherheit, eine
hervorragend organisierte Armee bereit zu haben: das waren die
Ausgangspositionen Bismarcks für den Krieg von 1866. Nur eines musste
er sein: erfolgreich und sehr schnell, bevor Napoleon III. seine
Absichten realisieren konnte.
9. April 1747
Generalfeldmarschall Fürst Leopold I. v. Anhalt-Dessau gestorben
Der
Alte Dessauer, wie er im Unterschied zu seinen ebenfalls im preußischen
Heer dienenden Söhnen genannt wurde, hat sich um dasselbe in hohem Maße
verdient gemacht. 1695 trat er in die Dienste Brandenburgs und kämpfte
später erfolgreich in mehreren Schlachten des Spanischen
Erbfolgekrieges, der für die Zustimmung Wiens zur Preußische
Königswürde so wichtig war. 1712 zum Feldmarschall ernannt, wurde er im
Zusammenwirken mit dem Soldatenkönig zum Ausbilder der preußischen
Armee, die ihm den eisernen Ladestock und den Gleichschritt verdankte.
Er verfasste viele militärhistorische und – theoretische Schriften und
hatte im 1. und 2. Schlesischen Krieg noch Gelegenheit, seinem
Waffenruhm neue Lorbeeren hinzuzufügen (Kesselsdorf).
9. April 1762
Generalfeldmarschall (1821)
Graf Kleist von Nollendorf geboren
Friedrich
Heinrich von Kleist gehörte zu den Heerführern der Befreiungskriege,
die weniger bekannt geworden sind. Dennoch wurde er vom König in
Würdigung seines Verdienstes um die Schlacht bei Nollendorf und Culm
(30. August 1813) zum Grafen Kleist von Nollendorf erhoben. Mit seinen
Truppen hatte er auch wesentlichen Anteil am Sieg in der Schlacht bei
Laon. Er nahm auf eigenen Wunsch 1821 seinen Abschied – unter Erhebung
in den Rang eines Feldmarschalls.
10. April 1525
Das Ordensland Preußen wird Herzogtum
Kaiser
Friedrich II. hatte 1226 in der Goldenen Bulle zu Rimini dem Deutschen
Ritterorden Preußen zugesprochen, das bis 1283 erobert wurde. Durch die
Vereinigung mit dem Schwertbrüderorden kamen 1237 weite Teile des
Baltikums hinzu (Livland, Kurland). Mit der Niederlage bei Tannenberg
(Grunwald, 1410) und dem 2. Thorner Frieden (1466) begann der
Niedergang des Ordens. Der letzte Hochmeister, Albrecht von
Brandenburg-Ansbach, traf im September 1523 Martin Luther. Angesichts
enormer innerer und äußerer Schwierigkeiten entschloss er sich in der
Folge, die Einführung der Reformation zu akzeptieren und das Ordensland
in ein weltliches Herzogtum Preußen umzuwandeln, das er an diesem Tag
gemäß einem zwei Tage zuvor geschlossenen Vertrag auf dem Marktplatz zu
Krakau als erbliches Lehen von der polnischen Krone entgegennahm. Auf
diesen Akt geht der Anspruch der Hohenzollern auf Preußen zurück.
10. April 1741
Schlacht bei Mollwitz
Friedrichs
erste Schlacht im Ersten Schlesischen Krieg wäre beinahe ein Fiasko
geworden. Die Rei-terschlacht auf dem preußischen rechten Flügel
gewannen die wuchtig attackierenden Österreicher. Feldmarschall Graf
Schwerin ließ zu, dass der König, der die Schlacht verloren wähnte, das
Feld fluchtartig verließ, um dann in einem exerziermäßig ausgeführten
Infanterieangriff das Blatt zu wenden und den Feind zu schlagen.
Friedrich hat ihm diesen Sieg nie ganz verziehen. Andererseits befahl
er, dass der „Mollwitzer Schimmel“, jenes Pferd, auf dem er damals
flüchtete, bis zu dessen Tod das Gnadenbrot bekam, um sich so stets an
sein Versagen erinnern zu müssen.
11. April 1731
Freiherr von Gundling gestorben
Die
Tragödie Gundlings, den König Friedrich Wilhelm I. demütigte, indem er
ihn zum Oberzeremonienmeister, zum Hofrat, zum Freiherrn und zum
Präsidenten der Akademie der Wissenschaften machte, vollzog sich
unaufhaltsam: Trotz dieser nominellen Ehrungen machte er sich über den
studierten Historiker in bösartiger Weise lustig, wo immer sich die
Gelegenheit bot. Oft wurde Gundling, der längst Alkoholiker war, in das
Tabakskollegium gerufen, um die derbe Gesellschaft zu erheitern, mit
der sich der König dort umgab. Als Gundling starb, ließ ihn Friedrich
Wilhelm in einem Weinfass auf dem Friedhof zu Bornstedt beerdigen.
11. April 1921
Kaiserin und Königin Auguste Viktoria
gestorben
Die
Kaiserin war schon seit längerer Zeit herzleidend gewesen. Als sie 1921
in Doorn verstarb, ging eine Beziehung zu Ende, die äußerlich gut
funktioniert hatte, die aber vor allem in späteren Jahren von innerer
Distanz bestimmt war. Die Kaiserin wurde zunächst in Doorn aufgebahrt.
Ihr Leichnam wurde dann nach Deutschland überführt und am 19. April des
Jahres unter großer Anteilnahme der Bevölkerung nach Potsdam geleitet
und im Antikentempel vor dem Neuen Palais beigesetzt. Neben Mitgliedern
der Kaiserlichen Familie waren Feldmarschall von Hindenburg und General
Ludendorff bei der Trauerfeier anwesend.
12. April 1617
Aufsässige Predigt Peter Stulers
Die
Konversion des Kurfürsten Johann Sigismund zum reformierten Glauben
(1613) brachte erhebliche Spannungen in das religiöse Leben
Brandenburgs. Als Ausdruck derselben mag eine Predigt gelten, die der
lutherische Diakon der Berliner Petrikirche, Peter Stuler, hielt, deren
Höhepunkt ein offener Angriff auf den Kurfürsten war: „Willst du
reformieren, so reformiere in Jülich!“ (Jülich war bereits
calvinistisch.) Als der Prediger am folgenden Tage zum Kurfürsten
zitiert wurde, bildete sich eine teilweise bewaffnete
Menschenansammlung, die ihn schützen wollte. Es kam zu tumultuarischen
Szenen, Johann Sigismund konnte nur mit Gewalt die Ordnung bis zum
15.4. wiederherstellen. Stuler war genötigt, nach Wittenberg zu
fliehen. Derartige Vorfälle mögen zu des Kurfürsten Entscheidung
beigetragen haben, auf die allgemeine Durchsetzung des Calvinismus in
Brandenburg zu verzichten.
13. April 1784
Generalfeldmarschall (1856) Graf Wrangel
in Stettin geboren
Wrangel
machte eine typische Offizierskarriere und zeichnete sich in den
Befreiungskriegen aus. Als erster Oberbefehlshaber in den Marken (1848)
kam ihm die Aufgabe zu, die Revolution in Berlin zu beenden, indem er
die Stadt besetzte. Dass es dabei zu keinem Blutvergießen kam, hat zu
seiner niemals ernsthaft gefährdeten Popularität sicher ebenso
beigetragen wie sein derber Berliner Dialekt und die zahllosen
Anekdoten, die über ihn im Umlauf waren. Der Senior der preußischen
Generalität war bereits 1864 für das Kommando eigentlich zu alt; er
machte die Kriege von 1866 und 1870 – 71 nicht mehr aktiv mit. Wrangel
war der erste lebende preußische Feldmarschall, der anlässlich seiner
Erhebung in diesen Rang (1857) einen Marschallstab von seinem Souverän,
König Friedrich Wil-helm IV., übersandt bekam.
14. April 1745
Grundsteinlegung für Schloss Sanssouci
bei Potsdam
Die
Anlagen von Sanssouci sind in anderer Reihenfolge entstanden, als man
denken sollte. Seit 1744 war Potsdam für Friedrich II. die zweite
Residenz, er ließ das Stadtschloss umbauen. Bei Ausritten in die
Umgebung fiel ihm die landschaftlich schöne Lage des „Wüsten Berges“
auf, auf dem schon der Soldatenkönig einen Nutzgarten angelegt hatte.
Friedrich befahl im August 1744, den Südhang des Berges zu terrassieren
und zu einem Weinberg zu machen. Die Wände der Terrassen wurden zum
Teil verglast, so dass allerlei Südfrüchte dort gezogen werden konnten.
Noch 1744 ließ er auf dem Berg die Gruft anlegen, in der er einst
beigesetzt werden wollte. Erst zuletzt scheint ihm die Idee eines den
Berg bekrönenden Schlossbaues gekommen zu sein. In Zusammenarbeit mit
Knobelsdorff, der bereits Rheinsberg gestaltet hatte, entstanden die
Pläne. 1747 ist es das erste Mal, dass sich der König mit „Le
philosophe de Sanssouci“ unterzeichnet. Wie nahezu alle Bauten der
Preußenkönige in und um Potsdam ist das Som-merhaus des Philosophen auf
dem Weinberg Denkmal eines Widerspruchs: Es bekundet, dass sein
Bewohner gern etwas anderes gewesen wäre, als er tatsächlich war.
14. April 1845
Grundsteinlegung
für die Potsdamer Friedenskirche
Das
gleiche Datum der Grundsteinlegungen ist kein Zufall: „Es scheint mir
passend“, schrieb König Friedrich Wilhelm IV. in einem Brief, „eine
Kirche, die zu einem Palastbezirk gehört, der den Namen Sanssouci,
,ohne Sorgen‘ trägt, dem ewigen Friedefürsten zu weihen und so das
weltlich negative: ,ohne Sorge‘ dem geistlich positiven ,Frieden‘
entgegen- oder vielmehr gegenüber zu stellen.“ Die Gestalt des Baues
geht auf die Italienaufenthalte des damaligen Kronprinzen zurück und
ist der Kirche Sta. Maria in Cosmedin bei Rom nachempfunden. Die Pläne
entstanden in der Zusammenarbeit des Monarchen mit dem Baumeister
Ludwig Persius. Am 24. September 1848 konnte sie eingeweiht werden,
sicher einer der wenigen Lichtpunkte in einem für Friedrich Wilhelm
wenig erfreulichen Jahr. Später fanden er und seine Gemahlin Königin
Elisabeth in einer Krypta unter dem Altar ihre letzte Ruhe. An das
Atrium wurde 1888 – 90 nach den Entwürfen von Julius C. Raschdorf ein
Mausoleum für Kaiser Friedrich III. und seine Gemahlin, sowie für ihre
Söhne, die Prinzen Sigismund und Waldemar, angefügt. Dort befindet sich
seit dem 17. 8. 1991 auch der Sarg des Soldatenkönigs.
15. April 1846
Berliner Beratung der Deputierten der Genossenschaft
für Reform im Judenthum (14. – 16. 4. 1846)
Nicht
allein die politischen Gruppierungen wurden von der gärenden Atmosphäre
des Vormärz ergriffen, auch verschiedene Religionsgemeinschaften
versuchten, sich ein moderneres Antlitz zu geben, unter ihnen die
Berliner Juden. Dabei ging es weniger darum, neue Rechte oder
Freiheiten vom Staat einzufordern, als vielmehr um eine Modernisierung
des Gottesdienstes und Demokratisierung der Gemeindestruktur. Innerhalb
der jüdischen Gemeinschaften in Preußen wurde der „Reformstau“ lebhaft
empfunden. 1845 gründete sich die „Genossenschaft für Reform im
Judenthum“. Dem kam entgegen, daß der Staat sich – anders als vor 1840
– in die inneren Belange der jüdischen Gemeinden kaum mehr einmischte.
Den großen Anspruch, einen Modernisierungsschub für das Judentum in
ganz Preußen auszulösen, vermochte die Gesellschaft nicht umzusetzen –
die Berliner Reformgemeinde blieb eine unter anderen jüdischen
Strömungen. Aber sie leistete einen wichtigen Beitrag, die weitgehende
Assimilation der Juden in das Leben des übrigen Berlin zu vollziehen,
u.a. durch die Umstellung der Gebete auf die deutsche Sprache, die
Verlegung des Hauptgottesdienstes auf den Sonntag (statt am Sabbat –
Sonnabend) sowie die weitgehende Gleichstellung von Männern und Frauen
im Gottesdienstbesuch.
16. April 1780
Generalleutnant Johann Jacob Otto August Rühle
von Lilienstern geboren
Rühles
Verdienste bewegen sich um die Militärhistorie, den höheren
Stabsdienst und die Wehrerziehung der Bevölkerung. Neben seinen
Funktionen in der Armee machte er sich einen Namen als
Militärschriftsteller. Bereits 1806 war er als Mitarbeiter Massenbachs
im Korps des Fürsten Hohenlohe mit Stabsfunktionen befasst. 1813 diente
er im Stabe Blüchers, war später organisatorisch für die
Landesbewaffnung verantwortlich – u.a. über diesen Gegenstand hat er
ein Buch verfasst. Nach den Befreiungskriegen leitete er die
Kriegsgeschichtliche Abteilung des Generalstabes. Nach Grolmans
Ausscheiden führte er 1819 / 21 die II. Abteilung des
Kriegsministeriums, also den Generalstab – allerdings nur ad interim.
Der liberale Scharnhorstschüler war nicht mehr gefragt. 1837 wurde er
Direktor der Allgemeinen Kriegsschule. Rühle besaß eine breite Bildung,
die ihn mit vielen bedeutenden Geistern seiner Zeit in Verbindung
brachte. So war er ein Freund Caspar David Friedrichs und Heinrich von
Kleists; er betätigte sich gelegentlich auch selbst als Maler. Am 1.
Juli 1847 starb er.
17. April 1742
„Dislocation der Quartiere“
nach Chrudim in Nordostböhmen
König
Friedrich hatte während des 1. Schlesi-schen Krieges die Zeit vom 13.
3. bis 4. 4. in Seelowitz in Mähren zugebracht, wo er in Auswertung des
bisherigen Geschehens die „Seelowitzer Instruktionen“ für die einzelnen
Waffengattungen seiner Armee verfasste. Indem er nun nach Westen
vorrückte, glaubte er den mit ihm verbündeten Franzosen eine
Hilfestellung zu geben. Chrudim bildete eine Atempause vor dem
Sommerfeldzug von 1742. Friedrich ahnte indessen nicht, dass er sich
selbst in enormer Gefahr befand, verhandelte er doch schon seit einiger
Zeit mit Österreich um Frieden. Der aber scheiterte an seinen
überzogenen Forderungen: die Österreicher zogen beträchtliche Truppen
unter Prinz Karl v. Lothringen zusammen. Nach einem knappen Monat, am
14. Mai, brach Friedrich mit einem Teil seiner Truppen von Chrudim auf,
was den Österreichern die Gelegenheit gab, sich zwischen die verstreut
stehenden preußischen Truppen zu schieben, um sie einzeln zu
vernichten. Das Ergebnis dieser Manöver war die Schlacht bei Chotusitz
am 17. 5. 1742, die zu einem klaren preußischen Sieg wurde.
18. April 1417
Offizielle Belehnung des Burggrafen Friedrich VI. von
Nürnberg mit der Markgrafschaft Brandenburg
Die
Installierung der Hohenzollern in der Mark begann 1411 und zog sich
über einen längeren Zeitraum hin. Am Rande des Konzils von Konstanz
(1414 – 1418) wurde sie vollendet, als König Sigismund den Burggrafen
von Nürnberg auf dem Marktplatz zu Kostnitz feierlich mit der Kurwürde
und dem Szepter des Erzkämmerers des Heiligen Römischen Reiches
belehnte. Bereits 1415 war eine entsprechende Urkunde durch den König
ausgefertigt worden, damals noch unter den Vorbehalten, die
luxemburgischen Erben könnten Brandenburg gegen 400 000 Gulden wieder
einlösen, und Friedrich habe, sollte er zum Römischen König gewählt
werden, das Land ohne Entschädigung zurückzugeben.
18. April 1864
Erstürmung der Düppeler Schanzen im Krieg
gegen Dänemark
Der
fehlende deutsche Zentralstaat hatte für einige deutsche Länder
wunderliche Abhängigkeiten und Herrschaftsverhältnisse entstehen
lassen. Seit 1460 bestand eine Personalunion Schleswig-Holsteins mit
Dänemark. Dieses versuchte nun, 1863 / 64, ähnlich wie 1848, Schleswig
von Holstein zu trennen und seinem Gebiet einzuverleiben. Diese
Bestrebungen gaben der preußischen Politik und Armee Gelegenheit,
Popularität in Deutschland zu gewinnen. Am 18. April 1864 stürmten
preußische Kolonnen auf Befehl des Prinzen Friedrich Karl unter den
Klängen des Yorckschen Marsches die massiven und hartnäckig
verteidigten dänischen Befesti-gungen und nahmen sie. Nachdem auch die
dänische Insel Alsen besetzt worden war, konnte Dänemark an keinen
erfolgreichen Widerstand mehr denken und musste auf Schleswig-Holstein
verzichten.
19. April 1916
Generalfeldmarschall (1911) Colmar von der
Goltz-Pascha gestorben
Der
am 12.8.1843 geborene Colmar von der Goltz ragt aus dem Durchschnitt
der Feldmarschälle, die Wilhelm II. ernannt hatte, durch eigene Meinung
und Persönlichkeit deutlich hervor. Nach seiner Teilnahme an den
Einigungskriegen war er in der Kriegsgeschichtlichen Abteilung des
Großen Generalstabes tätig. Sein Buch „Leon Gambetta und seine Armeen“
sorgte jedoch für Wirbel und führte vorübergehend zu seiner Entfernung
aus dieser Institution. In den Jahren von 1883 bis zum 1. Weltkrieg tat
er mehrmals für längere Zeit Dienst in der türkischen Armee, deren
Reorganisation und Modernisierung er betrieb. v.d.Goltz machte sich als
Militärschriftsteller einen Namen; von ihm erschienen die vielgelesenen
und kundigen Analysen „Von Roßbach bis Jena“ und „Von Jena bis
Preußisch Eylau“. Er engagierte sich auch für die deutsche
Jugendbewegung. 1905 galt er als einer der möglichen Nachfolger des
Grafen Schlieffen als Chef des Großen Generalstabes. Im 1. Weltkrieg
war Goltz – nach einem kurzen Intermezzo als Generalgouverneur von
Belgien – bis zu seinem Tode in Bagdad Oberbefehlshaber einer
türkischen Armee, mit der er Erfolge über die Briten erzielte.
20. April 1818
Admiral und General der Infanterie Albrecht
von Stosch in Koblenz geboren
Stosch
machte die Einigungskriege mit Auszeichnung mit. Bereits da war zu
erkennen, dass seine Qualitäten mehr auf logistisch-organisatorischem
Felde lagen als auf dem der eigentlichen Strategie und Führung. Der
schwierige und eigenwillige Rheinpreuße erwarb sich bereits Anfang der
60er Jahre die Freundschaft und das Vertrauen des Kronprinzen Friedrich
Wilhelm, der ihn gern als seinen Stabschef gehabt hätte, was am
Misstrauen des Militärkabinetts gegen Stosch scheiterte. 1866 war er
daher Generalquartiermeister der II. Armee. Für seinen besonderen
Einsatz bei Nachod erhielt er anlässlich der Rückkehr des siegreichen
Heeres den Pour le Mérite. Nebenbei leistete er schriftstellerische
Arbeit; der Dichter Gustav Freytag veröffentlichte einiges von ihm im
„Grenzboten“. Eine Arbeit von Stosch war neben entsprechenden Analysen
von F. Engels die erste fundierte Auseinandersetzung mit dem
amerikanischen Sezessionskrieg. Später verband sich sein Name mit dem
Aufbau der jungen deutschen Marine.
21. April 1713
König Friedrich Wilhelm I. veröffentlicht ein
überarbeitetes „Rangreglement“
In
ihm wird erstmals in einem europäischen Staat die generelle Dominanz
des militärischen auch staatlich und sozial festgeschrieben: sämtliche
militärischen Ränge werden höher eingestuft als alle Zivilisten und
Beamten. Friedrich Wilhelm ist auch der erste König, der ständig in
Uniform erscheint. Die extreme Wertschätzung des Militärs in Preußen,
später in Deutschland, und die Tatsache, dass im Europa des 19. und
auch des frühen 20. Jahrhunderts kaum ein Monarch mehr in Zivil
auftritt, mag hier ihren Anfang nehmen.
22. April 1724
Immanuel Kant in Königsberg geboren
Kant
studierte an der Universität seiner Heimatstadt Mathematik,
Naturwissenschaft und Philosophie. Ab 1755 war er als
Universitätslehrer dort tätig, ab 1770 als Professor für Logik und
Metaphysik, zeitweilig (1786 und 88) sogar als Rektor. 1796 zwang ihn
seine Gesundheit, die Lehrtätigkeit einzustellen. Er hat Königsberg
selten verlassen, Ostpreußen niemals. Kant schien ein reiner Denker zu
sein: von kleinem und schmächtigen Wuchs, lebte er ein einfaches,
bedürfnisloses Leben, das ganz seiner Arbeit und der Erfüllung seiner
Pflichten gewidmet war. Freundschaft war ihm wichtig, verheiratet ist
er niemals gewesen. Kant akzeptierte die Kirche als staatsnotwendige
Institution und hatte als solche Achtung vor ihr wie vor aller
Obrigkeit, seine eigenen religiösen Auffassungen waren sehr viel freier
und philosophischer. Dem Druck des Wöllnerschen Ministeriums hat er
sich ohne Widerstand gebeugt, indem er Friedrich Wilhelm II. sein
Schweigen in diesen Fragen zusicherte.
22. April 1866
Generaloberst Hans von Seeckt in Schleswig geboren
Hans
von Seeckt durchlief die typische preußische Offizierskarriere. Im
Ersten Weltkrieg war er in mehreren Generalstabspositionen tätig, vor
allem bei der Heeresgruppe Mackensen und als solcher an deren Erfolg
wesentlich mit beteiligt. Nach dem Zusammenbruch des Kaiserreiches
wurde er 1920 – 26 erster Chef der Heeresleitung der Reichswehr. Seeckt
prägte das Ideal des unpolitischen Offiziers – wenngleich dies von
Anfang an eine Illusion war. Denn es meint nichts anderes als innere
Distanz zur Weimarer Republik, die er in der echten Krise des
Kapp-Putsches denn auch im Stich ließ mit der lapidaren Antwort:
„Truppe schießt nicht auf Truppe.“ Im Grunde legte Seeckt die
Reichswehr auf die unumgängliche Mindestloyalität gegenüber der
Republik fest, mehr nicht. Seine rätselhafte Undurchdringlichkeit
brachte ihm den Beinamen „die Sphinx“ ein. Nach dem Ende seines aktiven
Dienstes wirkte er 1933 – 35 als Militärberater bei Marschall Tschiang
Kai-Tschek in China und entwickelte ein Konzept, nach dem – wäre es
denn konsequent durchgeführt worden – ein Sieg über Maos Kommunisten
möglich gewesen wäre. Er starb am 27.12. 1936 in Berlin.
23. April 1730
Prinz Ferdinand geboren
Der
jüngste Bruder Friedrichs des Großen ist wenig in Erscheinung getreten.
Er kommandierte unter Friedrich dem Großen sein 34.
Infanterie-Regiment, wurde aber niemals mit größeren militärischen
Aufträgen betraut, womit er zweifellos auch überfordert gewesen wäre.
Prinz Ferdinand lebte nach dem Siebenjährigen Krieg auf Schloss
Friedrichsfelde, ab 1785 in dem eigens für ihn erbauten Schloss
Bellevue beim Tiergarten, welches heute der Amtssitz des
Bundespräsidenten ist. Sein großes Vorbild war Prinz Heinrich, dessen
Rheinsberger Hof er mit seiner Haushaltung zu kopieren suchte, mit
einem Unterschied: aus seinem Umkreis waren die Frauen nicht verbannt.
Bekannter als er wurden seine beiden Söhne, der 1806 bei Saalfeld
gefallene Prinz Louis Ferdinand, und der Inspekteur der preußischen
Artil-lerie, Prinz August.
23. April 1809
General von Kirchbach geboren
Kirchbach
führte im Krieg gegen Österreich von 1866 die 10. Infanterie-Division
bei Skalitz, Nachod und Schweinschädel. Für seinen Einsatz in diesen
Schlachten verlieh ihm der König den Pour le Merité. 1870 wurde er
Kommandierender General des V. Armeekorps, mit dem er wesentlich zum
preußischen Erfolg in den Schlachten bei Weißenburg und Wörth beitrug.
Bei Sedan übernahm er zusätzlich den Befehl übers XI. Armeekorps,
dessen Kommandeur, Generalleutnant von Gersdorff, eine schwere
Verwundung erlitten hatte, an der er einige Tag später verstarb.
Kirchbach wirkte auch an der Einschließung von Paris mit, indem seine
Truppen am 19.9.1870 Versailles besetzte. Ihm oblag in der Folge die
Deckung des Königlichen Hauptquartiers. In der Schlacht am Mont
Valérien (19.1.1871) schlug er einen wütenden Ausfall der Pariser
Garnison zurück. General der Infanterie Ewald von Kirchbach starb am 6.
Oktober 1887 in Moholz (Lausitz).
24. April 1891
Tod des Generalfeldmarschalls Grafen Moltke
Der
wahrscheinlich bedeutendste Feldherr, den Preußen hervorgebracht hatte,
war von ganz anderem Zuschnitt als etwa Friedrich der Große oder
Blücher. Haftete Friedrichs Führung etwas vom Hasardieren, etwas
gleichsam Künstlerisches an, verkörperte Blücher durch seinen Stabschef
Gneisenau gemäßigtes und ausgerichtetes Haudegentum, so kam in Moltke
erstmals der Typus des Stabschefs als Feldherr zur Geltung und höchsten
Anerkennung. Moltke war ein Wissenschaftler der Kriegskunst, der ein
scharfes Augenmaß für das Mögliche besaß. Seine Epigonen um die
Jahrhundertwende – Waldersee und Schlieffen etwa – kombinierten den von
ihm gelernten Fleiß mit der friederizianischen Bereitschaft, Vabanque
zu spielen. Eine gefährliche Mischung, die später mehrfach scheiterte.
25. April 1789
Mozart in Berlin
Als
Fürst Carl Lichnowsky, ein Verehrer und Schüler Mozarts, im April 1789
eine dienstliche Reise nach Berlin anzutreten hatte, bot er dem Meister
an, ihn mitzunehmen. Der sagte erfreut zu, hoffte er doch, vielleicht
in Preußen seine prekäre wirtschaftliche Situation verbessern zu
können. Der selbst musizierende König Friedrich Wilhelm II. schätzte
den Komponisten und freute sich über dessen Besuch in Berlin, der sich
bis zum 28.5. hinzog. Er ließ ihn an seinen Konzerten teilnehmen. Die
Berliner Hofmusiker (Duport etwa und Reichardt) waren über den
berühmten Exoten aus Wien weniger erfreut. Mozarts Besuch in Preußen
blieb eine Episode. Dennoch gab der König einige Quartette und
Klaviersonaten in Auftrag und ehrte Mozart mit einem Geldgeschenk von
100 Friedrichsdor. Dass dieser einen königlichen Abwerbungsversuch mit
Hinweis auf seine Treue zu Kaiser Joseph II. abgewiesen haben soll, ist
eine sentimentale Legende.
26. April 1887
Große Parade der Charlottenburger Garnison
vor Königin Victoria von England
Trotz
der engen Verwandtschafts- und freundschaftlichen Bande, welche das
britische Empire und seine Dynastie an Preußen banden, trotz der
Gastfreundschaft der deutschen Seite konnte Queen Victoria der
martialischen Vorführung nur bedingt etwas abgewinnen. Verglichen mit
dem gemessenen Paradeschritt britischer Truppen wirkte der
herausfordernd-schneidige Stechschritt der preußischen Regimenter für
sie eher belustigend. In England hatte das Militär niemals eine so
dominierende Rolle im öffentlichen Leben innegehabt, wie in
Preußen-Deutschland. Was Victoria aber viel schwerer belastete: Ihr
Schwiegersohn Fritz, Kronprinz Friedrich Wilhelm, von dessen Regierung
man so viel Gutes für die gegenseitigen Beziehungen erwartete, war zu
diesem Zeitpunkt bereits an Halskrebs schwer erkrankt, und um seine
lang erwartete Thronfolge sah es nicht gut aus.
27. April 1785
Tod des Prinzen Leopold von Braunschweig-Lüneburg
Der
Einsatz des Militärs, um der Oder-Hochwasser Herr zu werden, hat eine
alte Tradition. Prinz Leopold von Braunschweig-Lüneburg hatte als
Kommandeur des in Frankfurt-/Oder stehenden Infanterie-Regimentes schon
1780 seine Soldaten eingesetzt, um die Deiche gegen den Fluss soweit zu
verstärken, dass eine Katastrophe verhindert werden konnte. Beim
erneuten Hochwasser 1785 ertrank er selbst bei dem Versuch, Menschen
vor den Fluten zu retten. Er hatte sich bewusst in die absehbare Gefahr
begeben. Herzog Leopold, der Bruder der sachsen-weimarischen Herzogin
Anna Amalia, der auch mit Lessing befreundet war, ist eine glänzende,
vielseitig begabte Persönlichkeit und bekennender Freimaurer gewesen.
Sein Heldentum erregte damals viel Aufsehen, Goethe widmete ihm ein
Gedicht, die Bürger von Frankfurt setzten ihm ein Denkmal.
28. April 1723
Friedrich Wilhelm I. erlässt ein „Edict wider das
unvorsichtige und gefährliche Tabock-Rauchen“
Bekannt
ist die persönliche Vorliebe des Soldatenkönigs für das Rauchen, etwa
im sogenannten abendlichen „Tabaks-Kollegium“. Man kann also getrost
davon ausgehen, daß er den Tabakkonsum keineswegs für
gesundheitsschädigend hielt, wohl aber einen Horror vor der Muße und
dem Genuss hatte, welchen sich seine Untertanen auf diesem Wege
angewöhnen könnten. Auch bei anderen Gelegenheiten wandte er sich aus
Sparsamkeitsgründen vehement gegen Luxus und Vergnügungen, so etwa
gegen das Kaffeetrinken oder die Sitte, Silvester mit Böllern und
Feuerwerk zu feiern.
29. April 1850
Bestimmung Friedrich Wilhelms IV. zur Verwendung
der Juden in der Armee
Generalleutnant
Karl Ludwig Wilhelm von Prittwitz hatte um die Revolu-tionszeit den
Oberbefehl über das in Berlin stationierte Gardekorps. Während des
Märzaufstandes glaubte er eine besondere Anfälligkeit jüdischer
Soldaten gegenüber revolutionärer Agitation bemerkt zu haben. Deswegen
trat er in der Folge nachdrücklich beim König dafür ein, Juden von der
Armee völlig fernzuhalten. Man kann darin eine Diskriminierung sehen,
sie war wohl auch – denkt man an das hohe Ansehen des Soldatenstandes
in Preußen – so gemeint. Man könnte es auch anders betrachten, denn es
liefe auf eine gänzliche Befreiung der Juden vom Militärdienst hinaus.
Auf jeden Fall stand dahinter eher eine politische als eine
rassistische Vorstellung. Zu derlei weitgehenden Maßnahmen konnte sich
Friedrich Wilhelm IV. aber nicht verstehen. Um dem General aber
wenigstens etwas entgegenzukommen, bestimmte er am 29. 4.. 1850, dass
dem 1. Garde-Regiment z. F. und dem Garde du Corps – also den
vornehmsten Regimentern der Armee – „keine Leute mosaischen Glaubens
überwiesen werden sollen.“ Dabei blieb es. Selbstverständlich galt dies
nur für den Soldatenstand – Offizier zu werden war für Juden ohnehin
nur in Ausnahmefällen möglich, und meist erst, nachdem sie sich hatten
taufen lassen.
30. April 1803
Generalfeldmarschall (1873) Albrecht Graf Roon geboren
Graf
Roon war für die politische Szene im Preußen der Prinzregentschaft
(1858 – 1861) die Schlüsselfigur. Konservativ und energisch, hatte er
die Notwendigkeit der Heeresreform, die Prinz Wilhelm anstrebte, ebenso
klar erkannt wie dieser und mit einer entsprechenden Denkschrift diesem
zugearbeitet. In der Folge konnte er die Reorganisation als Kriegs-
(und von 1861 bis 1871 auch Marine-) Minister umsetzen. Frühzeitig
meinte er in Otto von Bismarck den geeigneten Mann gefunden zu haben,
die Heeresverstärkung als Ministerpräsident erfolgreich zu vertreten
und betrieb daher dessen Ernennung zum Botschafter in Russland und
Frankreich, wo er Einblicke in die Abläufe der europäischen Politik
gewinnen sollte, und endlich seine Berufung an die Spitze des
Staatsministeriums. Später kam es gelegentlich zu Zerwürfnissen mit
Bismarck und dem Stabschef Generalfeldmarschall v. Moltke, dennoch
gehören alle drei Männer zu den hervorragenden Paladinen König Wilhelm
I., die dessen politischen Erfolg erst ermöglicht haben.