Einen durchaus subjektiven Kalender haben die beiden Preußen-Freunde
Ralph Breyer und Jörg-Hendrik Sohst für dieses Jahr zusam
Preußen Kalender AUGUST
Einen durchaus subjektiven Kalender haben die beiden
Preußen-Freunde Ralph Breyer und Jörg-Hendrik Sohst für dieses Jahr zusammengestellt. Breyer, z.Zt.
wissenschaftlicher Berater des Museums zur Brandenburgisch-Preußischen
Geschichte auf Schloss Gusow, Sohst,
selbstständiger Privatdozent in Berlin und Paris, haben den Kalender als Buch
herausgegeben.
Die Luxusausgabe in Leder gebunden kostet 78,- DM, die einfache Ausgabe 34,80
DM.
Einen monatlichen Vorabdruck veröffentlichen die Preußischen Nachrichten, das
Buch ist über die Preußische Gesellschaft erhältlich.
1. August 1914
Beginn des 1. Weltkrieges
Der
Errichtung des Deutschen Kaisertums durch Preußen folgte eine lange
Friedenszeit – 43 Jahre, wenn man von kolonialen Auseinandersetzungen
absieht. Im Grunde aber war es eine lange Vorkriegszeit: Die
Verabsolutierung des Militärs als Grundidee des Staates, die Vergötzung
der Macht, die mit unruhigen politischen Aktivitäten vor allem in der
Zeit nach Bismarck, unter Wilhelm II. einherging, enorme
wirtschaftliche Expansion und eine alle Mächte brüskierende Politik –
all das musste früher oder später in einen Krieg münden, zumal auch die
anderen europäischen Mächte diesen aus ihrer spezifischen
Interessenlage für notwendig hielten. Dass er nicht sein würde wie 1866
oder 1870, lag am „Alpdruck der Koalitionen“. Selbst Bismarcks
politische Kunst hätte nach 1871 nicht mehr vermocht, was ihm zuvor
dreimal gelungen war: den jeweiligen Gegner einzeln vor die Klinge zu
bekommen. Hatte er jedoch den potenziellen Hauptgegner, die
französische Republik, noch isoliert gehalten, war es eine Folge der
Politik Wilhelms II., dass zu Beginn des 1. Weltkrieges Deutschland de
facto isoliert stand. Dieser Krieg war – anders als die Einigungskriege
– politisch verloren, bevor er militärisch begann. Obwohl Kaiser
Wilhelm II. den Krieg, der Preußen und die Dynastie vernichtete, nicht
wollte, hat er objektiv jahrelang an seiner Vorbereitung gearbeitet.
2. August 1455
Kurfürst Johann Cicero geboren
Johann
Ciceros Geburtsort war Ansbach. 1486 wurde er der vierte Markgraf und
Kurfürst von Brandenburg aus dem Hause Hohenzollern, nachdem er bereits
zehn Jahre lang seinen Vater Albrecht Achill, der von Anfang an stärker
den fränkischen Hohenzollern-Besitzungen seine Aufmerksamkeit zuwandte,
als selbständiger Statthalter vertreten hatte. Seine Herrschaft war
eine wohlwollende und kräftige. Auch er setzte die Tradition seiner
Väter fort und stabilisierte die eigene Autorität, vor allem gegenüber
den Teilen des Adels, die immer noch aufsässig waren und sich als
Raubritter betätigten.
2. August 1934
Reichspräsident Paul von Hindenburg gestorben
Dank
guter Nerven und eines befähigten Stabschefs gewann Hindenburg die
Schlacht bei Tannenberg, wurde zum Oberbefehlshaber Ost und am
2.11.1914 zum Generalfeldmarschall ernannt. 1916, nach Falkenhayns
Scheitern, berief ihn der Kaiser zum Chef des Generalstabes des
Feldheeres. Die von ihm repräsentierte OHL (Oberste Heeresleitung)
hatte in der Person des 1. Generalquartiermeisters Erich Ludendorff de
facto diktatorische Vollmachten über die deutsche Kriegführung und
Politik, konnte aber die Niederlage 1918 nicht abwenden und riet zum
Waffenstillstand. Nach der Niederlage begann 1925 eine zweite Karriere
als Politiker – er, der überzeugte Monarchist, wurde Reichspräsident
der Weimarer Republik. Als solcher lud er historische Schuld auf sich,
indem er – bereits zu alt zu souveränen, richtigen Entscheidungen –
gegen seinen instinktiven Widerwillen A. Hitler zum Kanzler berief.
Fast noch schlimmer als das wirkte sich aus, daß er am 21.3.1933 – dem
so genannten Tag von Potsdam – und mit der Unterzeichnung des
Ermächtigungsgesetzes der nationalsozialistischen Bewegung die
historische Würde Preußens, die seine Autorität verkörperte, zur
Verfügung stellte.
3. August 1722
Prinz August Wilhelm von Preußen geboren
Der
Bruder des großen Friedrich war eine höchst mittelmäßige Natur. Er
liebte - im Unterschied zum König und Prinz Heinrich – die Frauen und
die Jagd und verfügte – ebenfalls im Unterschied zu den beiden
Vorgenannten – über keinerlei militärische Talente. Die Härte aber, mit
der ihn Friedrich für die Pannen bei der Rückführung des bei Kolin
geschlagenen Heeres verantwortlich machte, war in dieser Form
ungerechtfertigt und eher dazu angetan, über eigene Fehler
hinwegzutäuschen. August Wilhelm war mit der Prinzessin Luise Amalie
von Braunschweig verheiratet. Die Kinderlosigkeit der Ehe Friedrichs
machte es notwendig, ihn mit dem Titel „Prinz von Preußen“ als
Thronfolger zu installieren. Sein früher Tod bewirkte aber, daß erst
sein Sohn Friedrich Wilhelm (II.) 1786 Nachfolger des Alten Fritzen
wurde.
3. August 1741
Errichtung des Leib-Husaren-Regimentes
Die
Husaren waren ursprünglich ungarische National-Kavallerie, und daher
typisch für die österreichische Armee. Wendig, zu Überfällen,
Vorpostengefechten und Aufklärungsaufgaben ausgezeichnet verwendbar,
bürgerten sie sich als leichte Reiterei in allen großen europäischen
Heeren ein – in Preußen 1721. Sie hatten jedoch keinen guten Ruf,
galten als irreguläre Freischaren und bestanden überwiegend aus
Ausländern, Ungarn und Polen. Mit der Errichtung des „Regimentes
Schwarze Husaren (Nr.5)“ versuchte Friedrich, ihre typischen
„Qualitäten“ zu nutzen und dennoch der Truppe eine gewisse Seriosität
zu geben. Das Regiment hatte nach 1743 keine eigenen Standarten, zur
Parade wurden gelegentlich Beutestandarten geführt. Ihm war außerdem
erlaubt, die bei Katholisch-Hennersdorf von den Sachsen erbeuteten
silbernen Pauken zu führen.
3. August 1770
König Friedrich Wilhelm III. geboren
Wie
in anderen Familien auch, erklären sich die Wesenszüge der
Hohenzollern-Söhne oft als Abhebung vom Vater. Während Friedrich
Wilhelm II. ein Genießer, eine schwärmerische, sinnliche Natur war,
entwickelte sich sein ältester Sohn, der das lockere Leben am Hofe
seines Vaters mit Widerwillen ansah, zu einem verklemmten, unsicheren
Menschen, der Schwierigkeiten hatte, sich zu artikulieren. Mit ihm ist
das militärisch wirken sollende Sprechen in Infinitiven preußische Mode
geworden. Das größte Glück seines Lebens war die Ehe mit Luise von
Mecklenburg-Strelitz, die ihm ein erfülltes Privatleben gab und in
vielem positiv auf ihn einwirkte. Ihr früher Tod im Jahre 1810 stürzte
ihn in innere Leere. Erst am 29.11.1823 entschloss er sich, die Gräfin
Auguste Harrach in morganatischer Ehe zu heiraten. Er erhob sie zur
Fürstin v. Liegnitz.
3. August 1802
Prinz Heinrich in Rheinsberg gestorben
Prinz
Heinrich hatte die meiste Zeit seit dem Ende des Siebenjährigen
Krieges in Rheinsberg verbracht, nahezu vierzig Jahre. Eine lange
Zeit, verglichen mit Friedrich, der eben vier Jahre als Kronprinz dort
weilte. Dennoch verbindet sich mit dem kleinen Schloss in der Mark der
Name des Königs, und nicht der seines Bruders. Obwohl er ein
hervorragender Feldherr war, ein befähigter Diplomat und ein Mensch von
hohem kulturellem Niveau, lebte der Prinz von der Öffentlichkeit nahezu
vergessen und unbeachtet fern vom Hofe bis zu seinem Tode, ohne nach
den Verhandlungen über die polnische Teilung noch einmal mit wirklich
wichtigen Aufgaben betraut worden zu sein.
4. August 1848
Die Nationalversammlung beschließt
die Abschaffung der Todesstrafe
Als
erste deutsche Volksvertretung tat die Preußische Nationalversammlung
einen solchen Schritt. Überhaupt hat sie in den folgenden Wochen und
Monaten erstaunliche Dinge beschlossen: so wurde die Herrscherformel
„von Gottes Gnaden“, der Adel und die Orden für abgeschafft erklärt,
die Jagdprivilegien des Adels ersatzlos gestrichen, der Schutz der
persönlichen Freiheit des Bürgers gesichert (Habeas corpus – Akte).
Nach dem Sieg der Reaktion sind diese Festlegungen größtenteils wieder
aufgehoben worden.
5. August 1730
Fluchtversuch des Kronprinzen Friedrich
Des
Kronprinzen Kindheit und Jugend verliefen wenig glücklich. Sein Vater,
der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I., war ein harter Arbeiter und
Soldat, und er wünschte natürlich, daß sein Thronfolger nach ihm käme.
Der aber gab sich weich, schwatzhaft und allem Französischen sehr
zugetan. Nichts ließ auf einen künftigen Großen Friedrich schließen.
„Fritz ist ein Querpfeifer und Poet“, schrieb der unglückliche Vater
und behandelte ihn demütigend und brutal. Das Verhältnis beider lief
auf eine Katastrophe zu, die leicht, wie im Falle des Don Carlos oder –
kurz vorher – Peter des Großen Sohn Alexej hätte tödlich ausgehen
können. Die dilettantisch geplante Flucht scheiterte sehr schnell, und
der tobende König stellte seinen Sohn und dessen Helfer, Leutnant von
Katte, vor ein Kriegsgericht, das im Wappensaal des Köpenicker
Schlosses zusammentrat. Die Generale und Offiziere erklärten sich für
unzuständig, über den Thronfolger zu richten und verurteilten Katte zu
lebenslanger Haft. Der König annullierte die Urteile und verschärfte
sie.
5. August 1901
Kaiserin Friedrich gestorben
Die
willensstarke und intelligente Kronprinzessin Viktoria von Preußen
hatte sich die lange Zeit des Wartens auf die Herrschaft an der Seite
ihres Gemahls, des Kronprinzen Friedrich Wilhelm, mit karitativem Tun
verkürzt. Das schlechte Verhältnis zu ihrem Sohn, Kaiser Wilhelm II.,
bewirkte aber ihre sofortige Ausschaltung aus dem gesamten öffentlichen
Leben, nachdem dieser nach der nur 99tägigen Regierung Kaiser
Friedrichs III. an die Macht kam. Sie zog sich nach Cronberg im Taunus
zurück, wo sie sich Schloss Friedrichshof als Witwensitz einrichtete.
Sie lebte dort ruhig und zurückgezogen unter dem Witwennamen Kaiserin
Friedrich und starb im gleichen Jahr wie ihre Mutter, Königin Victoria
von England.
6. August 1736
Kronprinz Friedrich bezieht Schloß Rheinsberg
Das
Schloß am Grienericksee hatte Friedrich Wilhelm I. dem Kronprinzen
geschenkt, um ihn für die sichtbare Loyalität zu belohnen, die dieser
seit seiner missglückten Flucht 1730 dem König gegenüber bewiesen
hatte. Damals hatten die Beziehungen zwischen Vater und Sohn einen
Tiefpunkt erreicht. Inzwischen war Friedrich den väterlichen
Erwartungen entgegengekommen, zuerst wohl eher von Angst getrieben und
verstellt, später mit zunehmender Überzeugung. Er hatte sich auch als
Kommandeur des 15. Infanterie-Regimentes in Ruppin bewährt. Der
ziemlich selbständige Rheinsberger Hof gab ihm die Gelegenheit, einen
lebhaften Kreis von Freunden um sich zu versammeln und eine geistig
bewegte, heitere und ziemlich glückliche Zeit zu verbringen, die mit
seiner Thronbesteigung 1740 ihr Ende fand.
6. August 1870
Schlacht bei Wörth
Als
der Oberbefehlshaber der III. Armee, Kronprinz Friedrich Wilhelm, vom
Geschützdonner alarmiert, gegen 11.00 Uhr auf dem Schlachtfeld
erscheint, ist die Schlacht bereits in vollem Gange. Eigentlich war für
den 6. ein Ruhetag geplant. Der Angriffselan der deutschen Truppen und
ihrer Generale aber hatte aus einzelnen Gefechten im Bereich des V.
Armeekorps einen allgemeinen Angriff auf die Armee des Marschalls Mac
Mahon werden lassen, der bei Wörth eine feste Stellung bezogen hatte,
um den Schlüsselpunkt der Vogesenpässe zu sperren. Unter Ausnutzung der
so entstandenen Lage befiehlt die preußische Führung gegen 3.00 Uhr
nachmittags einen konzentrischen Angriff der gesamten III. Armee auf
Fröschweiler, wo sich die Masse der französischen Truppen befindet.
Trotz tapferer Gegenwehr vermag nur die eiligste Flucht auf Reichshofen
die zerschlagene Armee Mac Mahons zu retten.
7. August 1814
Neuenthüllung der Quadriga auf dem Brandenburger Tor
Binnen
kurzer Zeit waren Brandenburger Tor und Quadriga zu einem
viel beachteten Symbol geworden. Napoleon hatte sie demontieren und als
Trophäe nach Frankreich führen lassen; eine der ersten Bemühungen
Feldmarschall Blüchers galt ihrer Rückführung nach Berlin, wo sie
unverzüglich an ihrem alten Platz wiederaufgestellt wurde, nunmehr mit
einem Eisernen Kreuz versehen, um des Sieges über den Franzosenkaiser
zu gedenken. An diesem Tag zog auch König Friedrich Wilhelm III. wieder
in seine Hauptstadt ein und feierte dies mit einem Dankgottesdienst im
Lustgarten, und ein wichtiges Ziel der Befreiungskriege konnte als
erreicht angesehen werden.
8. August 1802
Musikdirektor Wilhelm Wieprecht geboren
Wieprecht
wurde 1838 zum Direktor sämtlicher Musikchöre des Garde-Korps ernannt.
Er machte sich in hervorragender Weise um die Sammlung, Pflege und
Entwicklung der Militärmusik verdient und entsprach damit einem
wichtigen Anliegen König Friedrich Wilhelms III. Er leistete auch zur
technischen Entwicklung der Instrumente wichtige Beiträge. Zusammen mit
J.G. Moritz erfand Wieprecht 1835 die Basstuba, später noch die
Baßklarinette. Er begeisterte sich für militärmusikalische
Großveranstaltungen, die er stilbildend zu inszenieren wusste. Der
Große Zapfenstreich in seiner heutigen Gestalt geht auf seine
Arrangements zurück. Wieprecht komponierte selbst mehrere Märsche und
gab die Preußischen Armeemärsche in 7 Heften heraus. Er starb wenige
Tage vor seinem 70. Geburtstag, am 4.8.1872.
9. August 1813
Zapfenstreich wird mit einem Gebet verbunden
Der
„Zapfenstreich“, der Schlag des Regimentsprofoß' – eine Art
Militärpolizist –, auf den Zapfhahn, beendete den abendlichen
Bierausschank und war das Zeichen für die Nachtruhe der Armee. (Es gibt
eine Verwandtschaft des Wortes mit dem schwedischen „Tapto“ und dem
englischen „Tattoo“.) Friedrich Wilhelm III., angeregt durch
entsprechende Bräuche des russischen Heeres, befahl zu diesem Anlaß,
dass der Hornist ein geistliches Lied blasen und von den Soldaten ein
stilles Gebet gesprochen werden sollte. Im Jahre 1838, anlässlich eines
Besuches von Zar Nikolaus I. in Berlin, wurde dieser einfache Brauch
unter der Leitung von W. Wieprecht mit einem umfangreichen
militärischen Musikprogramm verbunden, was dann als der erste Große
Zapfenstreich fester Bestandteil im Zeremoniell der preußischen, später
auch anderer deutscher Armeen, wurde. Bemerkenswert ist, daß aufgrund
der engen Beziehungen zum Zarenreich ein großer Teil der Armeemärsche
russischer Herkunft war – 1914 immerhin noch etwa 17 %.
10. August 1793
August Heinrich Neithardt geboren
Neithardt
war Königlicher Musikdirektor der 2. Garde-Grenadier-Regimentes.
Später reorganisierte er gemeinsam mit Einbeck den von König Friedrich
Wilhelm III. begründeten Domchor nach russischem Vorbild. Er war dann
auch längere Zeit dessen künstlerischer Leiter. Neithardt komponierte
selbst, u.a. eine Oper und diverse Lieder. Berühmt wurde er 1832 durch
die Vertonung des Gedichtes „Ich bin ein Preuße“, welches der
Gymnasiallehrer Bernhardt Thiersch 1830 verfaßt hatte. Dieses Lied
wurde in der Folge so etwas wie eine inoffizielle Nationalhymne der
Preußen. August Heinrich Neithardt starb am 18.4.1862 in Berlin.
10. August 1840
Amnestie Friedrich Wilhelms IV. für politische Vergehen
Die
Amnestie des neuen Königs, der sich ohnehin des Rufes der Liberalität
erfreute, weckte weitere Hoffnungen auf eine freiheitlichere
Entwicklung Preußens. Unter den Amnestierten befanden sich auch
zahlreiche Burschenschaftler. Ernst Moritz Arndt konnte auf seinen
Lehrstuhl zurückkehren, die Gebrüder Jakob und Wilhelm Grimm wurden an
die Preußische Akademie der Wissenschaften berufen. Für einen kurzen
Augenblick schien die Erstarrung, in der das politische Leben Berlins
unter den letzten Regierungsjahren Friedrich Wilhelms III. gelegen
hatte, aufgebrochen zu sein.
11. August 1778
Friedrich Ludwig Jahn geboren
Der
später „Turnvater“ Genannte wurde in Lanz, in der Prignitz, geboren.
Mit seinem Namen ist das Aufkommen der Leibesübungen zur
Körperertüchtigung verbunden, was als eine der Grundlagen der
allgemeinen Wehrpflicht anzusehen ist. In der Neuköllner Hasenheide
baute er den ersten öffentlichen Turnplatz auf, wo Geräteturnen,
Laufen, Springen und Werfen geübt werden konnte. Jahn legte Wert auf
die Einheit von körperlicher und charakterlicher Schulung. Neben allem
Guten und Sinnvollen, das seine Bemühungen auszeichnet, hat seine
Agitation aber auch Züge des Merkwürdigen, des Deutschtümelnden und
Bornierten. Wie andere auch, wurde er in der restaurativen Atmosphäre
nach den Befreiungskriegen als Demagoge verfolgt. Er musste sich eine
Zeitlang in einer Höhle über der Saale bei Halle versteckt halten und
wurde später vom Krankenbett seines Kindes hinweg verhaftet.
12. August 1759
Schlacht bei Kunersdorf
Nach
der furchtbaren Niederlage gut 100 km östlich von Berlin war die Lage
des Preußenkönigs aussichtslos geworden. Friedrich dachte an
Selbstmord. Die Sorge jedoch um ihre eigenen rückwärtigen Verbindungen
und allgemeine Zögerlichkeit verhinderten die Ausnutzung des Sieges
durch die Russen und Österreicher. Auch zeigten die russischen Generale
wenig Interesse daran, Friedrich „den Fangschuss“ zu geben. Der König
nannte es in einem Brief an Prinz Heinrich das „Miracel des Hauses
Brandenburg“: „In der Zeit, da der Feind die Oder überschritten hatte
und eine zweite Schlacht hätte wagen und den Krieg beenden können, ist
er nach Müllrose und Lieberose marschiert ...“
13. August 1713
Erlass eines Hausgesetzes der Könige in Preußen
Eine
der ersten Maßnahmen des neuen Königs Friedrich Wilhelm I. war ein
Hausgesetz, welches die Besitzungen der Hohenzollern für unveräußerlich
und für unteilbar erklärte. Damit wurde der Gedanke der „Dispositia
Achillae“ von 1473 aufgenommen und die Gefahr einer Zersplitterung des
Staates gebannt. Die häufigen Teilungen feudaler Territorien unter
mehreren Erben hatte z.B. die Macht der sächsischen Herzogtümer
erheblich geschwächt und viele von ihnen unbedeutend werden lassen.
Auch Brandenburg hatte derlei gekannt. Joachim I. teilte 1535 per
Testament sein Erbe unter seinen Söhnen Kurfürst Joachim II. und Hans
von Küstrin auf, letzterer erhielt weite Teile des östlichen
Brandenburgs. Erst mit beider Tod 1571 kamen die Territorien wieder
zusammen.
14. August 1688
König Friedrich Wilhelm I. geboren
Der
Kur- und spätere Kronprinz Friedrich Wilhelm war im Geiste der
calvinistischen Prädestinationslehre erzogen worden. Er blieb sein
Leben lang auf eine ruppige Art fromm, wie denn alles, was er tat,
einem cholerischen Temperament entsprang. Ähnlich wie sein Großvater,
der Große Kurfürst, unternahm er Bildungsreisen in die Niederlande und
empfing dort Eindrücke von kraftvoller bürgerlicher Entwicklung, von
Sparsamkeit und Tugend. Bereits von seinem 14. Lebensjahr an wurde er
an allen wichtigen Verwaltungsvorgängen beteiligt. Er bewirtschaftete
in seiner Kronprinzenzeit die Domäne Wusterhausen (deshalb später
Königs Wusterhausen) in vorbildlicher Weise und übte sich dabei in
Verwaltungsarbeit. Natürlich wurde er auch in den militärischen Dienst
eingewiesen, wie er auch bei den großen militärischen Ereignissen der
Zeit – dem spanischen Erbfolgekrieg – im Lager Marlboroughs
hospitierte. So war er, als er 25 jährig die Macht übernahm, reif und
auf seine Aufgaben gut vorbereitet.
14. August 1865
Vertrag von Gastein zwischen Preußen und Österreich
Cleverer
als mit diesem Schachzug hätte Bismarck die künftige
Auseinandersetzung mit Österreich nicht vorbereiten können.
Österreicher und Preußen hatten in gemeinsamen Kampfhandlungen
Schleswig und Holstein vor der Gefahr der Teilung und Einverleibung in
den dänischen Staat bewahrt. Was also lag näher, als dass die Sieger
sich die Verwaltung der nördlichen Herzogtümer teilen? Damit war
indessen ganz zwanglos immer ein Konfliktpotential zur Hand, mit dem
Preußen bei Bedarf politisch operieren konnte. Zusammen mit der
populären, aber ein wenig scheinheiligen Forderung Preußens nach
allgemeinen und gleichen Wahlen zu einem deutschen Parlament (9. April
1866), und der preußischen Besetzung Holsteins hatte der Vertrag von
Gastein denn 1866 auch genau die Wirkung, die Bismarck sich von ihm
erhofft hatte: Österreich glaubte, sich auf den Krieg einlassen zu
müssen.
14. August 1862
Prinz Heinrich von Preußen geboren
Prinz
Heinrich war der zweite Sohn des Kronprinzen Friedrich Wilhelm und
seiner Gattin Viktoria. Für die Deutschen verbindet sich mit ihm eine
bestimmte Mützenform im Marinestil, die vor Helmut Schmidt als
„Prinz-Heinrich-Mütze“ populär war. Er widmete sich im Alter von 16
Jahren dem Seedienst und stieg langsam, aber – durch seine Herkunft
gesichert – stetig auf. 1901 wurde er Admiral, 1909 Großadmiral. Im
Auftrage Kaiser Wilhelms II. unternahm er mehrere repräsentative
Staatsbesuche mit Schiffsverbänden. Der Prinz, der mit keinen
besonderen geistigen oder sonstigen Fähigkeiten hervortrat, von ruhiger
Bescheidenheit und politisch ganz ehrgeizlos war, bewunderte seinen
kaiserlichen Bruder ehrlichen Herzens und versuchte, seinen Dienst so
gut als möglich zu leisten. Im 1. Weltkrieg hatte er den Oberbefehl
über die Flotte im Ostseebereich inne. Der begeisterte Hobbysegler war
mit Prinzessin Irene von Hessen verheiratet. Er starb am 20.4.1929.
15. August 1760
Schlacht bei Liegnitz
Friedrichs
Lage hatte sich seit der Niederlage von Kunersdorf ständig
verschlechtert und war auch jetzt höchst gefährdet. Er kam mit etwa 30
000 Mann aus Sachsen und wollte sich mit dem Korps des Prinzen Heinrich
bei Breslau vereinigen, als ihn am 14. August die dreifache
österreichische Übermacht unter Daun, Lascy und Laudon bei Liegnitz
stellte und seine Armee zu Dreivierteln einschloss. Bevor der
siegessichere Daun jedoch am nächsten Tag die Schlinge zuziehen konnte,
schlug die preußische Armee ihrerseits im Morgengrauen gegen das
angreifende Korps Laudon los und stieß dieses beiseite. Im Grunde war
es die ins Zyklische gewendete Idee der Schiefen Schlachtordnung:
Obschon insgesamt weit unterlegen, dirigierte Friedrich seine Kräfte
so, daß er an einem Punkt die Überlegenheit gewann. So entkam er der
Falle und hatte sich den Weg nach Breslau freigekämpft. Das war der
erste große Erfolg nach zwei Jahren.
16. August 1870
Schlacht bei Mars-la-Tour und Vionville
In
gewaltiger Ausfallschlacht in Richtung Westen versuchten die Franzosen
den Ring der deutschen II. Armee um Metz zu sprengen, was mißlang.
Berühmt wurde die Attacke der 12. Kavalleriebrigade
(Kürassier-Regiment Nr. 7 und Ulanen-Regiment Nr. 16) unter
Generalleutnant Adalbert von Bredow (1814 – 1890) auf französische
Stellungen, die von Artillerie und Infanterie gehalten wurden. Die
Attacke wurde notwendig, als der Druck der Franzosen auf die deutschen
Stellungen unerträglich wurde und keine weiteren Reserven zur Verfügung
standen. Sie war ein Erfolg – doch über die Hälfte der preußischen
Reiter fielen. Ferdinand Freiligrath hat dem Opferritt in dem Gedicht
„Die Trompete von Gravelotte“ ein Denkmal gesetzt, dabei Gravelotte mit
Vionville verwechselnd.
17. August 1786
Tod Friedrichs des Großen in Sanssouci
Nicht
lange vor seinem Tode hatte der schwerkranke Monarch den prominenten
Arzt Zimmermann zu sich gerufen. Als er merkte, dass auch der ihm nicht
mehr zu helfen vermochte, sandte er ihn wieder zurück zu seinen anderen
Patienten mit den Worten: „Vergessen Sie den alten Mann nicht, den Sie
hier gesehen haben!“ Die Rache Friedrich Wilhelms II. an seinem
ungeliebten Vorgänger bestand darin, dass er Friedrichs Wunsch, auf der
Terrasse von Sanssouci, „bei seinen Hunden“ begraben zu werden,
ignorierte und ihm ein offizielles Staatsbegräbnis in der Potsdamer
Garnisonkirche zuteil werden ließ – mit feinem Gespür hatte er das
herausgefunden, was den Toten, hätte er es denn wahrnehmen können, am
meisten geärgert haben würde. Erst am 17. August 1991, an Friedrichs
205. Todestag, wurde sein Wunsch erfüllt. Prinz Louis Ferdinand von
Preußen ließ die sterblichen Reste seines Vorfahren auf der Terrasse
von Sanssouci beisetzen, nachdem sie im Gefolge des 2. Weltkrieges
vorübergehend auf Schloss Hechingen Unterkunft gefunden hatten
18. August 1805
General der Infanterie Gustav von Manstein geboren
General
der Infanterie Gustav Ehrenreich von Manstein übernahm 1867 den Befehl
über das IX. Armeekorps, mit dem er auch 1870 in den Krieg gegen
Frankreich zog. Der II. Armee des Prinzen Friedrich Karl unterstellt,
wirkte er an der Belagerung von Metz mit, wobei er mit seinen Truppen
besonderen Ruhm bei Vionville erwarb. Am 4. Dezember 1870 erstürmte er
an der Spitze der 18. Division die Stadt Orleans. Am 13. Januar
zeichnete er sich in der Schlacht bei Le Mans aus. General von Manstein
verstarb am 11. Mai 1877 in Flensburg.
18. August 1870
Schlacht bei St. Privat / Gravelotte
Bereits
am Vortage hatte sich abgezeichnet, dass die Franzosen einen erneuten
Anlauf unternehmen würden, den Ring um Metz aufzubrechen und sich den
Abzug zu sichern. Hätte Bazaine es an diesem Tage versucht, wäre es
möglicherweise gelungen. Die entsprechenden Bewegungen der feindlichen
Truppen waren aber nicht unbeobachtet geblieben. König Wilhelm, der mit
General v. Moltke die Schlacht leitete, hatte starke deutsche Kräfte im
Raum nordwestlich der Festung konzentriert. Der allgemeine Angriff der
französischen Armee kam, und die Deutschen mußten weitere
Umgruppierungen nach dem nördlich gelegenen St Privat vornehmen, um ihm
standzuhalten. Die Helden des Tages waren die preußische Garde und die
sächsische Armee, welche mit einer kühnen Flankenbewegung das Schicksal
des feindlichen Ausbruchsversuches besiegelte. Mit dieser Schlacht wird
die französische Armee unter Marschall Bazaine in der Festung Metz
endgültig eingeschlossen.
19. August 1673
Jakob Paul Freiherr von Gundling geboren
Gundling
hatte an mehreren Universitäten studiert und eine Zeit als reisender
Hofmeister adliger Herren hinter sich, bevor er 1705 in Berlin eine
Professur für Rechtswissenschaft und Geschichte an der Adelsakademie
bekam. Diese wurde 1713 aufgehoben. Der Soldatenkönig verlieh Gundling
den Titel eines Hofrates und machte ihn zum Historiographen. Ohnehin
nicht mit viel Respekt vor der Geisteswissenschaft ausgestattet, verlor
der handfeste Monarch vor dem willensschwachen Alkoholiker bald
jegliche Achtung und degradierte ihn zu einer Art Hofnarren. Im
Tabakskollegium wurde er mehr und mehr Gegenstand roher Scherze.
Immerhin versuchte sich Gundling diesen unwürdigen Verhältnissen 1717
durch eine Flucht zu entziehen; der König wollte indessen nicht auf
sein Spielzeug verzichten und ließ ihn wieder einfangen.
20. August 1841
Instruktionen zum Bau der Sacrower Heilandskirche
König
Friedrich Wilhelm IV. hat sich große Verdienste um die Gestaltung der
Umgebung von Potsdam erworben. Sie ist heute noch viel stärker von ihm
als von Friedrichs des Großen baulichen Vorstellungen geprägt. Vor
allem der Italienstil, der fast allen Neubauten des 19. Jahrhunderts
eignete, zeugt von der Vorliebe des Königs für die frühchristliche
Kultur dieses Landes. So erwarb er auch kurz nach seinem
Regierungsantritt das Gut Sacrow, um am Havelufer eine Kirche mit dem
beziehungsreichen Namen „S. Ecclesia sanctissimi Salva-toris in portu
sacro“ bauen zu lassen (Kirche des heiligsten Erlösers im heiligen
Hafen). Nach seinen Entwürfen und unter seiner Mitwirkung präzisierte
Ludwig Persius den Bauplan, den der König 1841 genehmigte. Am 20. 8.
1841 erließen die zuständigen Minister entsprechende
Ausführungsbestimmungen. Am 21. 6. 1844 wurde der Bau feierlich
eingeweiht und blieb bis zur Fertigstellung der Friedenskirche die
bevorzugte Kirche des Hofes; man erreichte sie zu den Gottesdiensten
mit Booten von der Seeseite her. Während der Zeit der Berliner Mauer
war das landschaftlich wunderschön gelegene Gotteshaus nicht zugänglich
und wurde in böswilliger Weise dem Verfall ausgesetzt, heute ist sie
fast ganz restauriert und wieder zugänglich.
21. August 1838
Adelbert von Chamisso in Berlin gestorben
Schon
früh hatte der in Preußen lebende Franzose sein Leben unter einem
pessimistischen, traurigen Stern gesehen. Obwohl er sich mit viel
Disziplin von der Wehleidigkeit oder auch Rührseligkeit abgrenzt, die
man der Romantik gemeinhin zuschreibt, vermag er sich den
Veränderungen, die durch die Industrialisierung in das Leben seiner
Zeit kommen, zwar zu stellen – zu begrüßen vermag er sie nicht. Statt
dessen verfällt er relativ früh in einen elegischen, vom Abschied
bestimmten Alterstonfall. Seine kunstvollen Dichtungen handeln von der
Unmöglichkeit des Handelns, von der Erstarrung und Lähmung der
Menschen. Es sagt einiges aus über die Stimmung im Preußen der späten
Regierungsjahre Friedrich Wilhelms III., dass er mit diesem Werk große
Anerkennung fand.
22. August 1866
Abschluss eines geheimen Bündnisses mit Bayern
Preußen
hatte Österreich besiegt und von der weiteren Gestaltung der deutschen
Dinge ausgeschlossen. Es etablierte den Norddeutschen Bund als
Keimzelle des neuen Deutschlands. Das waren sichtbare und klare Erfolge
der Bismarckschen Politik. Mit Blick auf die Konflikte, die kommen
mussten, waren jedoch die Geheimbündnisse, die Preußen mit den
süddeutschen Staaten abschloss, fast ebenso wichtig – stellten diese
doch für den Kriegsfall ihre Armeen dem König v. Preußen zur Verfügung!
Eine Entscheidung der Politik, welche nach ihrem Bekanntwerden im
folgenden Jahr in Bayern alles andere als populär war. Tatsächlich
beruhte der französische Kriegsplan 1870 auf der Vorstellung, durch
kräftige Invasion des süddeutschen Raumes die – ihrer Ansicht nach
unentschlossenen – Staaten auf ihre Seite ziehen zu können.
23. August 1813
Schlacht bei Großbeeren
Napoleon
hatte eine „Armée de Berlin“ unter Marschall Quindot gebildet, der sich
in den Besitz der preußischen Hauptstadt bringen sollte. Bei dem
südlich Berlins gelegenen Ort Großbeeren kam es zur Schlacht, die sich
temperamentlos und unentschieden bei ununterbrochenem Regen bis gegen 5
Uhr nachmittags hinzog. Bernadotte, der Kronprinz von Schweden, hatte
als Kommandeur der verbündeten Nordarmee schon Befehl gegeben, sich in
Richtung Berlin zurückzuziehen, als sich General von Bülow eigenmächtig
entschloß, noch einmal das vor ihm in Großbeeren stehende Korps des
Generals Reynier anzugreifen - womit dieser überhaupt nicht mehr
gerechnet hatte. Es entspann sich ein heftiges Artilleriegefecht,
welchem Bülow einen Umfassungsangriff auf den Ort folgen ließ. Die
Franzosen und die mit ihnen verbündeten Sachsen, vor allem die
Kavallerie, wehrten sich tapfer, wurden aber geworfen. Gegen 9 Uhr
abends war Großbeeren in preußischer Hand. Quindot verzichtete auf
einen Gegenangriff und zog ab. Im Ergebnis der siegreichen Schlacht
blieb Berlin neuerliche Besetzung erspart.
23. August 1831
Generalfeldmarschall
Graf Neidhard von Gneisenau in Posen gestorben
Blücher
hatte die Verdienste seines Stabschefs immer anerkannt und diesen
gewürdigt. Als er nach dem Sieg bei Belle Alliance England besuchte,
sollte er mit der Ehrendoktorwürde der Universität Oxford geschmückt
werden. Der in Fragen klassischer Bildung nicht eben beschlagene
Blücher meinte belustigt: „Wenn ick Doktor werden soll, dann muss
Gneisenau aber mindestens Apotheker werden!“ Dennoch empfand der
befähigte Stratege Gneisenau Bitterkeit über die vergleichsweise
geringe Beachtung und spätere Kaltstellung, die ihm trotz der Ernennung
zum Feldmarschall im Jahre 1825 zuteil wurde. 1831 hatte er in Posen
den Oberbefehl über mehrere Armeekorps inne, die anlässlich des
polnischen Aufstandes die Grenzsicherung gegen den russischen Teil
Polens wahrnahmen. Dabei erlag er der grassierenden Cholera, gegen die
er zuvor noch einen Sanitärgürtel gebildet hatte.
23. August 1866
Der Frieden von Prag
Der
Friedensschluß beendet den Deutschen Krieg und den Deutschen Bund, der
seit 1815 unter österreichischer Hegemonie die überstaatliche
Organisation der meisten deutschsprachigen Länder gewesen ist. Der Weg
zur Einigung Deutschlands unter preußischer Führung, unter Ausschluss
Österreichs, die so genannte „kleindeutsche Lösung“, steht offen. Als
Republiken hätten beide Staaten nebeneinander unter einem deutschen
Dach leben können. Für die beiden Monarchien jedoch war die Frage nach
dem Vorrang nicht anders lösbar, denn es kann keine zwei Kaiser geben,
wie auch der Habsburger Kaiser sich nicht unter den Preußenkönig
stellen konnte. Wenn also Preußen seinen Führungsanspruch in der
deutschen Frage wahrnehmen wollte, dann blieb nur dieser Weg. Preußen
gewinnt ca. 1300 Quadratmeilen und 4,5 Millionen neue Bürger. (Annexion
Hannovers, später auch Schleswig-Holsteins, Hessen-Kassels, Nassaus und
des Fürstentums Hohenzollern sowie Frankfurt/M.)
24. August 1759
Ewald Christian von Kleist gestorben
Der
preußische Major hatte sich bereits einen Namen als Dichter gemacht.
Sein lyrisches Werk ist von elegischem, zivilisationskritischem Pathos
geprägt, nimmt sein Ende gleichsam vorweg: An diesem Tag erlag er in
Frankfurt/O. den Verwundungen, die er in der Schlacht bei Kunersdorf
erlitten hatte. Der Schwerverletzte war von Kosaken ausgeplündert und
liegengelassen worden. Ein russischer Offizier nahm sich seiner an,
versuchte ihn zu retten und richtete, als das nicht gelang, Kleists
Begräbnis aus. Dabei legte er seinen eigenen Degen auf den Sarg, da ein
so tapferer Offizier nicht ohne das Zeichen seines Standes beerdigt
werden sollte. Kleist gilt als Vorbild des Majors von Tellheim in
Lessings „Minna von Barnhelm“.
25. August 1769
Begegnung von Kaiser Joseph II.
mit Friedrich dem Großen in Neiße
Das
Treffen ist ein bemerkenswertes Intermezzo. Gerade sechs Jahre ist der
Siebenjährige Krieg beendet, als der 1765 zum Kaiser und Mitregenten
avancierte Sohn Maria Theresias, Joseph II., (gest. 1790) vorschlägt,
sich mit Friedrich zu treffen. Beide wollen einander kennenlernen,
wollen wissen, mit wem sie es zu tun kriegen. Neun Jahre später wird
des Habsburgers Versuch, das Wittelsbacher Erbe zu annektieren und
damit seinen Machtbereich entscheidend zu vergrößern, beide im
Bayerischen Erbfolgekrieg gegeneinander führen. Bei dieser dreitägigen
Begegnung aber, der im Jahr darauf ein Gegenbesuch im böhmischen Olmütz
folgt, überwiegt die wechselseitige Sympathie. Joseph zählt 28 Jahre;
er ist so alt wie Friedrich, als der König wurde und den Kampf um
Schlesien aufnahm. Und so mögen beide sich im jeweils anderen erkannt
haben. Manöver und eine Parade der glanzvollen Seydlitz-Kürassiere (8.
Kür.Rgt.) hinterließen bei den Gästen einen blendenden Eindruck.
25. August 1758
Schlacht bei Zorndorf
Starke
russische Verbände unter General Fermor marschierten gegen Küstrin und
versuchten dort die Oder zu forcieren, was General Ch. von Dohna
verhinderte. Auf diese Nachrichten warf Friedrich der Große seine Armee
in Eilmärschen nach Norden und griff Fermor bei Zorndorf an. Drei große
Infanterieangriffe brachen sich am tapferen Widerstand der Russen. Erst
die wuchtige, mit 61 Eskadronen ausgeführte Kavallerieattacke unter
General von Seydlitz, der kaltblütig den richtigen Moment abgewartet
hatte, vermochte die Schlacht zu retten. Auf die wütende Botschaft des
Königs, weiteres Zögern werde seinen Kopf kosten, erwiderte Seydlitz
trocken, nach der Schlacht stehe der Seiner Majestät zur Verfügung, in
derselben möge er ihm aber noch erlauben, davon für seinen Dienst guten
Gebrauch zu machen.
26. August 1813
Schlacht an der Katzbach
Blüchers
Schlesische Armee bestand nur zu einem geringeren Teil aus Preußen,
ansonsten aus Russen. Und diese vor allem waren es, die den Übergang
der Franzosen unter Marschall Macdonald über die schlesische Katzbach
verhinderten. Strömender Regen machte den Gebrauch der Schusswaffen
unmöglich, es wurde mit Bajonett und Kolben gekämpft. Endlich
vollendete Blücher selbst den Sieg an der Spitze seiner Kavallerie.
26. August 1813
26. August 1813
Körner,
geboren am 23.9.1791, war der Sohn eines engen Freundes von Friedrich
Schiller. Von diesem zeigt er sich in seinen dramatischen Versuchen
„Rosamunde“ und „Zriny“ auch beeinflußt. Berühmt wurde
er durch seine
patriotischen Kriegslieder, die 1814 unter dem Titel „Leier und
Schwert“ gesammelt erschienen. Damals war ihr Verfasser bereits den
Heldentod gestorben, was zu ihrer Popularität zusätzlich beigetragen
haben mag. In Lützows Freischar hatte er es bis zum Leutnant und
Adjutanten des Kommandeurs gebracht. Den heimtückischen Überfall bei
Kitzen überlebte er als einer der wenigen schwer verwundet. Nach seiner
Genesung zu Lützow zurückgekehrt, fiel er in einem Gefecht bei
Gadebusch. Bestattet wurde Körner in Wöbbelin, unter einer großen Eiche.
27. August 1729
Pierre Antoine Taessert geboren
Der
in Antwerpen geborene Niederländer wurde 1775 Hofbildhauer Friedrichs
des Großen. Außerdem war er mit der Oberaufsicht über alle
Bildhauerarbeiten in der Hauptstadt betraut worden, die der König in
Auftrag gegeben hatte. Bekannt wurden seine Denkmäler preußischer
Generale (Seydlitz, Keith), für die er einen sehr realistischen, das
Mythische vermeidenden Stil wählte, und sein Schüler Johann Gottfried
Schadow. Taessert starb am 21.01.1788 in Berlin.
27. August 1770
Georg Wilhelm Friedrich Hegel geboren
Der
in Stuttgart geborene Hegel studiert in Tübingen Theologie und
Philosophie. 1801 wird er Privatdozent an der Jenaer Universität,
1805 erhält er eine außerordentliche Professur in Bamberg. Von 1808 –
1816 ist er Gymnasialrek-tor in Nürnberg, danach ordentlicher Professor
in Heidelberg. Inzwischen ist W.v. Humboldt in Berlin auf ihn
aufmerksam geworden, und es gelingt, ihm eine Professur an der dortigen
Universität zu erwirken. Dort etabliert sich Hegel, der neben seiner
Lehrtätigkeit ein umfangreiches philosophisches Werk verfaßt, als eine
Autorität, als eine Art „preußischer Staatsphilosoph“, weil in der Idee
von der Vernünftigkeit des Bestehenden eine staatserhaltende Lehre
gesehen wird. In seiner Tübinger Zeit ist er eng mit Hölderlin und
Schelling befreundet.
27. August 1813
Schlacht bei Hagelberg
Die
Schlacht war eigentlich eine Fortsetzung derjenigen bei Großbeeren,
insofern sie eine weitere französische Gruppierung vernichtete, die ca.
10.000 Mann stark unter General Girard die von Napoleon befohlene
Eroberung Berlins unterstützen sollte. Preußische Landwehrtruppen
General Hirschfelds griffen die nach Quindots Niederlage unschlüssig
abwartenden Franzosen bei strömendem Regen an. Da an einen Gebrauch der
Gewehre als Schußwaffen nicht zu denken war, wurde mit Bajonett und
Kolben gefochten. Obwohl die Franzosen Hagelberg in tapferem Kampf
wiedereroberten und zu halten suchten, wurden sie vor allem dank der
von Belzig aus eingreifenden verbündeten Russen unter General
Tschernyschew geschlagen und zur Flucht auf Magdeburg gezwungen.
28. August 1612
Kalenderreform im Herzogtum Preußen
Diesen
Tag, den 28. August 1612, und mit ihm neun weitere, hat es im Herzogtum
Preußen niemals gegeben. Auf den 22. August folgte sogleich der 2.
September. So hatte es Kurfürst Johann Sigismund in Umsetzung der
Gregorianischen Kalenderreform von 1582 angeordnet. Damals waren zehn
Tage auf Weisung Papst Gregors XIII. ausgelassen worden, um den im
Jahre 45 v.u.Z von Caesar eingeführten Julianischen Kalender wieder mit
dem Sonnenjahr in Übereinstimmung zu bringen. Die sinnvolle Neuregelung
war jedoch von den protestantischen Staaten zunächst einhellig
abgelehnt worden. Der in dieser Frage großzügige Kurfürst Johann
Sigismund konnte es sich nicht leisten, die lutherische Geistlichkeit
in Brandenburg mit einem solchen Entgegenkommen gegen den Papismus zu
reizen, weshalb die Mark noch bis 1700 den alten Kalender behielt. Im
weit entfernten ostpreußischen Herzogtum jedoch war die Änderung
machbar, und so führte er sie durch. Die protestantischen Reichsstände
versprachen mit dem Regensburger Reichsschluss vom 21. September 1699,
sich den inzwischen überwiegend gültigen Regelungen anzuschließen, mit
ihnen auch Brandenburg. Dort folgte der 1. März auf den 18. Februar
1700 – womit die Hohenzollernlande wieder eine gemeinsame Zeitrechnung
hatten.
29. August 1756
Mit dem Einmarsch in Sachsen eröffnet Friedrich II.
den Siebenjährigen Krieg
Die
von Friedrich dem Großen gewählte Prävenire, der Versuch, der
gegnerischen Koalition aus Russen, Österreichern, Sachsen und Franzosen
zuvorzukommen, war der letzte einer Reihe von Schritten, der zum
Siebenjährigen Krieg führte. Es ist zweifelhaft, ob sich dieses Bündnis
auch ohne die Konvention von Westminster (Bündnis mit England) und
diesen Einmarsch zu aktivem Handeln gegen Preußen zusammengefunden
hätte. Die Besetzung Sachsen folgte auch wirtschaftlichen
Notwendigkeiten: Friedrich äußerte zynisch, Sachsen sei wie ein
Mehlsack, wann immer man draufschlage, komme etwas heraus. Danach
allerdings zeichnet sich das weitere Vorgehen des Preußenkönigs durch
erstaunliche Konzeptionslosigkeit aus.
30. August 1757
Schlacht bei Groß-Jägersdorf
Feldmarschall
Johann v. Lehwaldt hatte mit 28 000 Mann die Aufgabe bekommen,
Ostpreußen gegen die Russen zu sichern. Deren Feldmarschall Apraxin
versuchte mit großer Übermacht, die Preußen zu stellen. Der Plan,
Lehwaldt einzukreisen, mißlang. Auch hatten die Russen zunehmende
Schwierigkeiten mit ihrer Logistik. Apraxin wandte sich daraufhin gegen
Königsberg. Um dessen Einnahme zu verhindern, griff Lehwaldt, den
Weisungen seines Königs folgend, die 55 000 Russen bei Groß-Jägersorf
an. Er erlitt trotz tapferen Kampfes eine Niederlage. Allerdings war
die Situation des Feindes nach seinem Sieg auch nicht viel besser: Die
Russen hatten schwere Verluste erlitten, ihr Versorgungsproblem war
immer noch nicht gelöst. Hinzu kamen politische Querelen, und Anfang
September marschierte Apraxins Armee unverrichteter Dinge wieder ab. So
hatte Lehwaldts tapferer Angriff sein Ziel eigentlich erreicht. Daß ihn
Friedrich mit seiner Ungnade verfolgt haben soll, ist nicht beweisbar.
Seine Abberufung geschah unter ehrenvollem Anschreiben und war eher dem
Alter Lehwaldts (geb. 1685) geschuldet.
30. August 1813
Schlacht bei Nollendorf
General
von Kleist, später mit dem Ehrennamen „von Nollendorf“ ausgezeichnet,
entschloß sich auf eigene Iniative und unter dem Einfluss seines
Stabschefs Grolman, den französischen General Vandamme, der ob seiner
großen Härte in Deutschland besonders unbeliebt war, anzugreifen.
Nachdem am Vortage russische Truppen unter dem Herzog Eugen von
Württemberg den Vormarsch des französischen Generals zum Stehen
gebracht hatten, führte nun Kleist einen Umgehungsangriff aus und fiel
ihm mit seinen vier Brigaden in den Rücken. Er schlug sein Korps bei Nollendorf und Culm vernichtend und konnte Vandamme gefangennehmen.
31. August 1914
Siegreiches Ende der Schlacht bei Tannenberg
Der
Schlieffenplan in seiner revidierten Form sah bei Kriegsbeginn den
Einsatz von sieben Armeen im Westen und nur einer im Osten vor. Diese
8. Armee erlitt unter General v. Prittwitz und Gaffron eine Niederlage
bei Gumbinnen durch die schneller und in größerer Stärke als erwartet
in Ostpreußen eingefallenen Russen. Prittwitz wurde abgelöst,
Ludendorff zum Stabschef der 8. Armee ernannt und der reaktivierte
General v. Hindenburg zu deren Kommandeur. Es gelang, vom 26. – 31.8.
die russische Narew-Armee bei Tannenberg einzukreisen und größtenteils
zu vernichten. In einer zweiten, weniger spektakulären Schlacht bei den
Masurischen Seen wurde auch die Neman-Armee in der ersten
Septemberhälfte aus Ostpreußen vertrieben. Später erhob sich Streit
darüber, wer den Sieg für sich reklamieren könne – Ludendorff, General
Hoffmann oder Hindenburg selbst. Letzterer äußerte dazu trocken: „Ich
weiß nicht, wer die Schlacht bei Tannenberg gewonnen hat. Aber ich
weiß, wenn sie verloren gegangen wäre, dann hätte ich sie verloren.“