Einen durchaus subjektiven Kalender haben die beiden Preußen-Freunde
Ralph Breyer und Jörg-Hendrik Sohst für dieses Jahr zusam
Preußen Kalender JULI
Einen durchaus subjektiven Kalender haben die beiden
Preußen-Freunde Ralph Breyer und Jörg-Hendrik Sohst für dieses Jahr zusammengestellt. Breyer, z.Zt.
wissenschaftlicher Berater des Museums zur Brandenburgisch-Preußischen
Geschichte auf Schloss Gusow, Sohst,
selbstständiger Privatdozent in Berlin und Paris, haben den Kalender als Buch
herausgegeben.
Die Luxusausgabe in Leder gebunden kostet 78,- DM, die einfache Ausgabe 34,80
DM.
Einen monatlichen Vorabdruck veröffentlichen die Preußischen Nachrichten, das
Buch ist über die Preußische Gesellschaft erhältlich.
1. Juli 1848
Erstes Erscheinen der Kreuz-Zeitung
Das
konservative Kampfblatt verdankt seinen Namen dem Eisernen Kreuz,
welches gleichsam sein Logo wurde. Eigentlich hieß sie „Neue Preußische
Zeitung“. An ihrer Vorbereitung, Herausgabe und Etablierung hatten auch
Otto v. Bismarck und sein Bruder Bernhard mitgearbeitet. Durch die
Veränderungen, welche die Revolution mit sich gebracht hatte, war nun
das konservative Element im Staate, wollte es nicht untergehen,
gezwungen, sich an der Bildung der öffentlichen Meinung zu beteiligen,
und mit diesem Blatt sollte es auf Jahre hinaus erfolgreich geschehen.
Man sprach von den Gruppierungen, die sich hier artikulierten, als von
der „Kreuzzeitungspartei“, und der nachmalige Ministerpräsident und
Reichskanzler hatte auch mit ihr manchen Strauß auszufechten.
1. Juli 1867
Die Bundesverfassung des von Preußen dominierten Norddeutschen Bundes tritt in Kraft
Mit
dem Sieg bei Königgrätz war Österreich nach 125 Jahren der Rivalität
endgültig von der Ordnung der deutschen Verhältnisse ausgeschlossen. Es
war an Preußen, sie nach seinen Vorstellungen zu gestalten. Das geschah
mit dem Norddeutschen Bund, dessen Präsidium der König von Preußen
übernahm. Als Fahne schlug Bismarck Schwarz-Weiß-Rot vor, die
Verbindung des preußischen Schwarz-Weiß mit dem Rot-Weiß der
Hansestädte. Seinem mißtrauischen König freilich mußte er es als die
Kombination der preußischen mit den brandenburgischen Farben
schmackhaft machen. Der Bund umfasste alle nördlich der Mainlinie
gelegenen deutschen Staaten; mit Bayern, Württemberg und Baden – den
„Südstaaten“ - gab es geheime Beistandsverträge, so daß in der
Konstruktion von 1867 das spätere Deutsche Reich bereits vorgebildet
war.
2. Juli 1709
Beginn des Potsdamer Dreikönigstreffens
August
der Starke, Kurfürst von Sachsen und König von Polen, sowie König
Friedrich IV. von Dänemark weilten auf Einladung des preußischen Königs
Friedrich I. in der Potsdamer Residenz. Seit neun Jahren währte der
Nordische Krieg (1709 – 1721), in dem die agile Gestalt Karls XII. noch
einmal Schwedens Macht aufs Äußerste steigerte und bedrohlich
erscheinen ließ. So schlossen sich die drei Könige in Potsdam zu einem
Bündnis zusammen, welches gegenseitige wohlwollende Neutralität und
Unterstützung sichern sollte. Das Treffen dauerte bis zum 9. Juli, war
aber im wesentlichen überflüssig, denn genau drei Tage später
kapitulierte die schwedische Armee bei Poltawa vor den Russen. Immerhin
hatte der Preußenkönig Gelegenheit gefunden, sich mit glanzvoller
Repräsentation im Kreise anderer Monarchen zu zeigen.
3. Juli 1676
Generalfeldmarschall (1712)
Fürst Leopold I. von Anhalt-Dessau geboren
Er
wurde - obgleich selbständiger Fürst seines kleinen Landes – der
Exerziermeister der preußischen Armee. Noch unter Friedrich I. zum
preußischen Feldmarschall ernannt, pflegte er besonders enge
Freundschaft mit dem Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I., in dessen
Tabakskollegium er ein gern gesehener Gast war. Rauh, aber nicht ohne
Charme, sagte ihm diese Gesellschaft zu. 1734 wurde er sogar zum
Feldmarschall des Heiligen Römischen Reiches erhoben. Leopold war ein
Mann, der sich nahm, was er wollte: er heiratete 1698 die Dessauer
Apothekerstochter Anna Luise Föse, und ließ sie per Urkunde von 1701 in
den Stand einer Reichsfreifrau erheben, so daß die Ehe als ebenbürtig
zu gelten hatte. Als er einst einen bestimmten Mann als Bürgermeister
seiner Residenzstadt haben wollte, wertete er selbst öffentlich die in
der Wahlurne auf dem Marktplatz abgegeben Stimmzettel aus: egal,
welcher Name drauf stand, er las den Namen seines Kandidaten vor, der
die Wahl überzeugend gewann.
3. Juli 1792
Generalfeldmarschall
Herzog Ferdinand von Braunschweig gestorben
Am
23.11.1757 hatte Ferdinand von Braunschweig vom englischen König den
Oberbefehl über die hannoveranischen, hessischen, braunschweigischen
und preußischen Truppen im nordwestdeutschen Raum bekommen. Daher
konnte er relativ selbständig gegen die französischen Armeen agieren;
im Unterschied zu anderen Generalen blieb es ihm erspart, daß Friedrich
II. ihm in seine Kriegführung viel hineinredete. Dieselbe war trotzdem
– oder gerade deswegen – insgesamt sehr erfolgreich. 1766 überwarf sich
der Herzog mit dem Preußenkönig, verließ die Armee und widmete sich
seinen freimaurerischen Neigungen.
3. Juli 1866
Schlacht bei Königgrätz
Die
Schlacht, die den deutschen Dualismus zugunsten Preußens entschied,
wurde berühmt, weil die mit Moltke in Verbindung gebrachte strategische
Maxime „Getrennt marschieren, vereint schlagen“ hier erstmals bewusst
und mit Erfolg angewandt wurde. Die 1. Armee unter Prinz Friedrich Karl
und König Wilhelm hatte die Schlacht gegen den österreichischen
Feldzeugmeister Benedek angenommen im Vertrauen darauf, daß die
Elbarmee und vor allem die 2. Armee unter Kronprinz Friedrich Wilhelm
ihr auf dem Schlachtfeld zu Hilfe kommen würden. Trotz banger Momente
und einiger Verzögerung – von Stabschef Moltke mit vollendeter Ruhe
überspielt – ging das Kalkül auf. Mit dem Eintreffen des Kronprinzen
erlangten die Preußen die strategische Überlegenheit und besiegten die
Österreicher vollkommen.
4. Juli 1791
Prinz Heinrich weiht in Rheinsberg einen Obelisken zu Ehren Prinz August Wilhelms ein
Wenn
man aus dem Schloß Rheinsberg über den Grienericksee blickt, sieht man
auf der Anhöhe den Obelisken, den Prinz Heinrich dem geliebten Bruder
August Wilhelm gewidmet hat. Daneben sind beschriftete Medaillons zu
Ehren anderer Heerführer des Siebenjährigen Krieges am Obelisken
angebracht. Dabei hatte Heinrich eigene Kriterien der Auswahl walten
lassen: Jene, die Favoriten des Königs gewesen waren wie Winterfeldt,
fehlen; anderer hingegen, die des Königs Ungnade unberechtigt getroffen
hatte, wird mit besonderer Wärme gedacht. Zu diesem Zeitpunkt war
Friedrich schon ein halbes Jahrzehnt tot; einig wären sich die Brüder
vielleicht in der Beurteilung eines Mannes geworden, der mit großer
Sympathie Erwähnung findet: des Generals von Zieten. Bemerkenswert ist
der letzte Satz der Rede, die Prinz Heinrich aus Anlaß der Einweihung
des Obelisken hielt: „Das Andenken schwindet, die Namen gehen verloren,
und die Geschichte bleibt nur ein unvollkommener Entwurf, oft
zusammengefügt durch Trägheit und Schmeichelei.“
5. Juli 1778
Beginn des Bayerischen Erbfolgekrieges
Der
bayerische Kurfürst Maximilian Joseph starb 1777 kinderlos. Der
Habsburger Kaiser Joseph II. sah hier eine günstige Gelegenheit, den
Prätendenten Karl Theodor von der Pfalz mit ein wenig Druck zu
überzeugen, auf Bayern zu verzichten, um dieses an Österreich
anzugliedern. Schon hatten seine Truppen Teile Bayerns besetzt, was
indessen bei der Bevölkerung auf wenig Sympathie stieß. Friedrich der
Große war ebenfalls nicht willens, den Territorialgewinn des Kaisers
tatenlos zu akzeptieren und marschierte am 5. 7. 1778 in Böhmen ein.
Damit war er der Held der Bayern; man sagt, vorübergehend habe das
Stoßgebet nicht „Jesus, Maria und Joseph“ gelautet, sondern „Jesus,
Maria und Friedrich“. Trotzdem der „Kartoffelkrieg“ mit wenig Einsatz
geführt wurde und mehr ein Taktieren war, erreichte Friedrich sein
Ziel, Bayern wurde kein Habsburger Besitz.
6. Juli 1807
Begegnung von Königin Luise und Kaiser Napoleon in Tilsit
Preußens
Lage nach Jena und Auerstedt, nach der Besetzung Berlins und der feigen
Kapitulation der meisten wichtigen Festungen war verzweifelt. Das
einzige Plus waren der gemeinschaftlich errungene preußisch-russische
Teilerfolg bei Preußisch-Eylau und die nicht allzu verlässliche
Freundschaft des russischen Zaren Alexander I. Während der laufenden
Verhandlungen zwischen ihm und dem französischen Kaiser versuchte König
Friedrich Wilhelm III. vergeblich, eine eigene Position zu wahren.
Königin Luise zu Napoleon zu schicken, um in persönlichem Gespräch eine
Milderung der französischen Bedingungen zu erreichen, war ein letzter
Akt der Verzweiflung. Er blieb denn auch erfolglos, obwohl der Korse
der Königin seine persönliche Bewunderung nicht versagen konnte.
7. Juli 1815
Blüchers Armee besetzt Paris
Bei
der ersten Besetzung der französischen Hauptstadt war Blücher noch
moderat gewesen und in gutmütiger Siegerlaune. Nachdem die Franzosen
sich jedoch binnen Jahresfrist wieder Napoleon zugewandt hatten, war
mit dem verärgerten alten Herrn nicht mehr gut Kirschen essen. Er
erlegte den Parisern eine riesige Kontribution auf, um seine hungernde
Armee zu ernähren und zu kleiden. Als die Vertreter der Stadt sich
beschwerten, ließ er ausrichten, man solle sich an den ehemaligen
Generalintendanten Daru wenden, der habe 1807 – 08 in Berlin gezeigt,
dass er wisse, wie man Geld auftreibe. Auch befahl er, den Pont du Iena
zu sprengen, weil er an die preußische Niederlage von 1806 erinnerte.
Als der französische Außenminister Talleyrand für den Erhalt des
Bauwerkes bat, lautete seine gereizte Antwort: „Die Brücke wird
gesprengt, punktum. Und ich wollte, Herr von Talleyrand setzte sich
noch darauf.“ Es kam jedoch aus technischen Gründen nicht mehr dazu.
8. Juli 1411
Burggraf Friedrich von Nürnberg wird von König Sigismund „zum obersten Verweser und Hauptmann der Mark“ bestellt
Mit
diesem Datum beginnt die lange und wechselvolle, im wesentlichen aber
sehr erfolgreiche Herrschaft der Hohenzollern in der Mark Brandenburg.
Es mag sein, dass die Personalentscheidung des Kaisers von Dankbarkeit
bestimmt war: der Bruder Friedrichs, Johann, hatte einst in der
Schlacht bei Nikopolis 1396 sein Leben gerettet. Der kaiserliche
Statthalter, als den man ihn bis 1415 ansehen muß, sah sich mit enormen
Schwierigkeiten konfrontiert. Der märkische Adel hatte sich an ein
Raubrit-terleben gewöhnt, die mecklenburgischen Nachbarn hatten das
Machtvakuum benutzt, um sich die Uckermark einzuverleiben. Friedrich
mußte sich seine Stellung in der Mark erst erkämpfen.
9. Juli 1788
Das „Wöllnersche Edikt“ erscheint
Trotzdem
Friedrich der Große die Zügel des Staates straff in seinen
despotischen, aber befähigten Händen gehalten hatte, galt unter seiner
Herrschaft eine bestimmte Freiheit des religiösen Bekenntnisses als
gesichert - wohl auch und vor allem, weil der König diese Fragen als
indifferent ansah. Sein Nachfolger maß der Religion mehr Bedeutung bei
und begann prompt, hier wieder zu reglementieren. Seit 1788 war Johann
Christoph v. Wöllner Minister des „geistlichen Departements“, zudem für
Justiz und Unterrichtswesen zuständig. Das Edikt sollte aufklärerisches
und freigeistiges Denken bei Lehrern und Geistlichen bekämpfen. 1791
wird zudem eine geistliche Ober-examinationskommission eingerichtet.
Auch die Schriften Immanuel Kants, soweit sie sich mit Religion
beschäftigten, erregen den Missfallen des Wöllnerschen Ministeriums, es
erteilt dem Philosophen ein diese Gegenstände betreffendes
Publikationsverbot.
9. Juli 1807
Frieden von Tilsit
Nachdem
Napoleon eine russische Armee bei Austerlitz (1805) vernichtet hatte,
war er – vielleicht durch das Patt gegen preußisch-russische Truppen in
der Schlacht bei Preußisch Eylau (7.2.1807) dazu bewogen – bereit, in
die alten Bahnen seiner Russlandpolitik zu Zeiten Pauls I.
zurückzulenken: Er und der Zar im Bündnis könnten Europa beherrschen.
Entsprechend sah Tilsit Verhandlungen zwischen ihm und Zar Alexander I.
– Preußens Friedrich Wilhelm III. war nur geduldeter Zuhörer. Und nur
auf des Zaren Wunsch, einen Pufferstaat zwischen dem unruhigen
Frankreich und sich zu haben, gestand Napoleon zu, dass Preußen,
wenngleich aller westelbischen Besitzungen und weiter Teile der
ehemaligen polnischen Beute beraubt, dazu mit vielen politischen und
militärischen Auflagen geknebelt, fortbestand. So sah der Frieden aus,
der den unseligen Krieg von 1806 beendete.
10. Juli 1909
Absetzung des Reichskanzlers Fürst Bülow
durch Kaiser Wilhelm II.
Die
Tragik Wilhelms II. bestand darin, daß er sich Minister leistete, die
allzeit willfährig seine Wünsche erfüllten. Auf Fürst Bülow, einen
Weltmann von großer Gewandtheit, dazu erfahrener Diplomat und von
erheblicher Sachkenntnis in internationalen Affären, traf dies in
besonderem Maße zu. Er hat es nicht verstanden, den Launen und Fehlern
des Kaisers mit Rückgrat entgegenzutreten. Daher schätzte ihn Wilhelm
über lange Zeit sehr. Die Entfremdung kam durch die so genannte Daily
Telegraph – Affäre. Der Kaiser hatte ein spontanes, eigentlich
gutgemeintes Interview gegeben, welches die englische Zeitung
veröffentlichte. Darin äußerte er sich wenig überlegt zum
deutsch-britischen Verhältnis. Es folgte ein Sturm der Entrüstung in
der deutschen Presse. Bülow hatte es versäumt, den Kaiser vor den
Folgen seiner Spontaneität zu schützen, so dass dieser sich im Stich
gelassen fühlte. Beim nächsten sich bietenden Anlass – einer
Abstimmungsniederlage im Reichstag – wurde der Reichskanzler geschasst.
11. Juli 1535
Tod des Kurfürsten Joachim I. Nestor
Die
letzten Jahre Joachims waren von seiner wütenden Ablehnung der
lutherischen Lehre überschattet, der er sich bis zu seinem Tode
verschloss, wie auch sein Bruder Kardinal Albrecht, der Erzbischof von
Mainz und Magdeburg. Er konnte indessen nicht verhindern, dass seine
eigene Gemahlin, Elisabeth von Dänemark, sich dem Protestantismus
zuwandte. Um seinem Zorn zu entgehen, mußte sie allerdings nach
Kursachsen flüchten. Auch seine Söhne Hans von Küstrin und Kurfürst
Joachim II., unter denen er die Marken aufgeteilt hatte, führten nach
seinem Tode die Reformation in ihren Ländern durch.
11. Juli 1657
Der nachmalige Kurfürst Friedrich III.
und König Friedrich I. geboren
Den
ersten und den letzten Preußenkönig – Friedrich III./I. und Wilhelm II.
– verbinden zwei Dinge in auffälliger Weise: Beide waren enorm
prunkliebend, und beide waren von Kindheit an verkrüppelt – Friedrich
infolge eines Unfalles im ersten Lebensjahr. Beider Kindheit gestaltete
sich durch die Behinderung recht hart. Friedrich wurde von den
Berlinern deshalb auch „der schiefe Fritz“ genannt. Der älteste Sohn
des Großen Kurfürsten, Kurprinz Karl Emil (geb. 16.2. 1655), starb 1674
auf einem Feldzug gegen Frankreich an der Ruhr; damit rückte Friedrich
an seine Stelle. Er wurde auch von der Historiographie nicht gut
behandelt, die ihn als schwachen Sohn eines starken Vaters darzustellen
pflegt. Die übertriebene Sparsamkeit seines eigenen Nachfolgers, des
Soldatenkönigs, tat ein übriges, seine Prunkliebe in schlechtem Licht
erscheinen zu lassen, zumal sich auf lange Zeit in Preußen dessen Stil
durchsetzte, nicht der seine. Auch das distanzierte Urteil seines
Enkels Friedrichs II. trug zu dem Negativbild bei. Die Energie jedoch,
mit der der erste Preußenkönig seine politischen und künstlerischen
Ziele erreichte, rät ein anderes Urteil an.
11. Juli 1700
Kurfürst Friedrich III. stiftet die
„Sozietät der Wissenschaften“ zu Berlin
Die
Anregung zu dieser Stiftung ging von Gottfried Wilhelm Leibniz aus, der
auch erster Präsident auf Lebenszeit dieser Akademie wird. Die Gründung
artikuliert einen durchaus nationalen Anspruch: Sie solle sich des
bisher gesammelten menschlichen Wissensschatzes annehmen, ihn pflegen
und mehren „zur Ehre und Zierde der Teutschen Nation“ und sich als eine
„Teutsch gesinnte Societät der Scientien“ verstehen, wie es in dem
„Diploma wegen Fundation der Societät derer Wissenschaften zu Berlin“
hieß. Für den Kurfürsten war die Akademiegründung ein Projekt unter
vielen, mit denen er seiner Hauptstadt den Glanz eines neuen, eines
deutschen Rom verleihen wollte - aber offensichtlich doch ein
herausgehobenes, da er es auf seinen Geburtstag datierte.
12. Juli 1703
Das Reiterdenkmal des Großen Kurfürsten wird enthüllt
Andreas
Schlüter schuf 1696 – 1700 mit dem Denkmal Friedrich Wilhelms eine der
imposantesten Reiterstatuen des Barock. Die wuchtige Gestalt des
Kurfürsten wird in antiker Rüstung dargestellt und passt damit sehr gut
in den Anspruch Friedrich III., Berlin zu einem deutschen Rom gestalten
zu wollen. Es wurde 1703 auf der Langen Brücke (heute Rathausbrücke)
neben dem Berliner Schloss aufgestellt. Seit 1952 kann man es im
Ehrenhof des Schlosses Charlottenburg bewundern. Ein Abguss steht in
der Kuppelhalle des Bodemuseums.
13. Juli 1870
Bismarck redigiert die „Emser Depesche“
Am
Abend dieses Tages saßen Graf Bismarck, Generalstabschef v. Moltke und
Kriegsminister General Graf Roon gemeinsam zu Tisch, als eine Depesche
des Geheimrats Abeken dem Bundeskanzler von den Gesprächen König
Wilhelms berichtete, die dieser in Bad Ems mit dem französischen
Botschafter Graf Benedetti in der Sache der spanischen Thronkandidatur
des Prinzen von Hohenzollern-Sigmaringen gehabt hatte. Frankreich
verlangte eine bindende Zusage, daß Preußen niemals wieder einer
solchen Idee zustimmen würde – es ging um einen Prestigeerfolg für das
französische Kaisertum Napoleon III. Des Königs Reaktion war höflich
und etwas unsicher gewesen, schließlich hatte er die Verhandlungen
vorerst abgebrochen. Bismarck strich den Bericht so zusammen, daß der
Eindruck einer schroffen Zurückweisung des französischen Ansinnens
entstand. Moltke meinte: „Vorher klang es wie eine Chamade
(Rückzugssignal), jetzt klingt es wie eine Fanfare!“ In dieser Form den
europäischen Höfen zur Kenntnis gebracht, wurde die Emser Depesche zum
Anlass des deutsch-französischen Krieges von 1870-71.
13. Juli 1874
Attentat auf Fürst Bismarck
Der
21jährige Böttchergeselle Eduard Franz Ludwig Kullmann führte in
Kissingen einen Revolveranschlag auf den Reichskanzler aus und
verwundete ihn dabei leicht am Handgelenk. Der flüchtende Attentäter
wurde schnell ergriffen und von Bismarck selbst verhört. Dabei gestand
er, seinen Anschlag im Zusammenhang mit dem so genannten „Kulturkampf“
verübt zu haben; es seien die gegen die katholische Kirche gerichteten
Gesetze gewesen, deretwegen er den Kanzler habe töten wollen. Er
bekannte sich zur Zentrumspartei, den politischen Arm nicht allein des
Klerus, sondern auch anderer „Reichsfeinde“. Bismarck hat 1872 - 76
die staatliche Souveränität und die unumschränkte Macht seines Amtes
durch einen energischen Kampf gegen die überstaatlichen, ultramontanen
Loyalitätsvorstellungen des deutschen Klerus zu sichern gesucht. Dabei
wurden mit der Zeit alle katholischen Bischöfe eingesperrt und eine
ganze Reihe restriktiver Gesetze erlassen, die geeignet waren, den
politischen Klerikalismus auf seinen Platz zu verweisen. Die Liberalen
verstanden das als Kampf für die Freiheit des Geistes und jubelten
Zustimmung. Von Rudolf Virchow stammt der Begriff des „Kulturkampfes“.
14. Juli 1867
Otto von Bismarck
wird Kanzler des Norddeutschen Bundes
Die
Konstruktion der Personalunion – der König von Preußen war gleichzeitig
Bundespräsident, nach der Umwandlung des Norddeutschen Bundes in das
Deutsche Reich Deutscher Kaiser – bewährte sich auch auf der Ebene des
Regierungschefs: Bismarck verband – bis auf eine Reihe von Jahren – das
Amt des preußischen Ministerpräsidenten mit dem des Bundesresp.
Reichskanzlers. Das war dazu angetan, die Dominanz Preußens im
neu zubildenden deutschen Staat zu verdeutlichen; es entsprach einfach
den realen Machtgegebenheiten.
15. Juli 1831
Reinhold Begas geboren
Begas
entstammte einer Künstlerfamilie, sein Vater und zwei Brüder waren
ebenfalls Maler und Bildhauer. Tiefe Eindrücke und Anregungen für
seinen Beruf empfing er in Rom, beim Studium der Werke Michelangelos.
Nach zweijähriger Lehrtätigkeit in Weimar kehrte er 1862 in seine
Heimatstadt Berlin zurück. Der neubarocke Stil seiner Skulpturen fand
Anklang, in der Folge schuf Begas eine Flut von Denkmälern für die
preußische Hauptstadt. Da ihn Wilhelm II. besonders schätzte, bekam er
den Auftrag für das gewaltige Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal vor dem
Berliner Schloss, das 1897 enthüllt wurde. Von ihm stammen die
Sarkophage von Kaiser Friedrich und seiner Frau, die in einem Anbau der
Potsdamer Friedenskirche ruhen. Auch der Berliner Neptunbrunnen ist
sein Werk, ebenso die Statue Alexander von Humboldts vor der
Universität. Der Kaiser betraute ihn schließlich mit der Aufsicht über
die Arbeiten an der Siegesallee, wo 32 Standbild-Gruppen ihre
Aufstellung fanden. Am 3. August 1911 starb Begas in Berlin.
15. Juli 1848
Der preußische General v. Peucker
wird Reichskriegsminister
Die
Frankfurter Nationalversammlung ging an die Schaffung von
gesamtdeutschen Behörden. So wurde Erzherzog Johann von Österreich, ein
älterer Herr, der im Rufe der Bürgerfreundlichkeit stand, zum
Reichsverweser bestellt. Er ernannte die Ressortchefs, wobei der
preußische Bankier Beckerath Finanzminister wurde, der ebenfalls
preußische Generalmajor Eduard von Peucker Reichskriegsminister. Es ist
kein Zufall, dass es kein sehr ranghoher Militär war, den Berlin für
dieses Amt zur Verfügung stellte, widerspiegelt es doch die
Geringschätzung der Frankfurter Bemühungen um die Einigung
Deutschlands. So hat denn Peucker auch nichts von Bedeutung bewirken
können. 1849, inzwischen längst seines Postens enthoben, führt er die
aus Hessen und Mecklenburgern bestehenden Verbände des „Reichsheeres“
gegen die pfälzische Insurrektion, in engem Zusammengehen mit den
Truppen unter Prinz Wilhelm von Preußen.
16. Juli 1809
General der Infanterie
Konstans Bernhard von Voigts-Rhetz geboren
General
von Voigts-Rhetz war im Krieg von 1866 zunächst Chef des Stabes der 1.
Armee des Prinzen Friedrich Karl, wobei sich eine ausgezeichnete
Zusammenarbeit beider ergab. Das spricht für die menschlichen
Qualitäten des Generals, denn der ehrgeizige, aber unsichere Prinz war
kein bequemer Vorgesetzter, wie das Zerwürfnis mit General Blumenthal
1864 beweist. Danach bekam Voigts-Rhetz das Kommando des in Hannover
neu gebildeten X. Armeekorps. Dies war eine verantwortungsvolle
Stellung, denn das Land war eben erst zu Preußen gekommen und vorher
als Königreich selbständig gewesen. Es gab Skepsis und Feindschaft, die
Voigts-Rhetz in seiner umsichtigen, liebenswürdigen und doch
energischen Art überwand. An der Spitze dieses Korps zog er auch in den
Krieg gegen Frankreich. Er zeichnete sich im Umgang mit seinen
Untergebenen durch Takt und Freundlichkeit aus, selbst Manöverkritiken
pflegte er so zu formulieren, daß sie für die Betroffenen nicht
entmutigend oder kränkend wirkten. General von Voigts-Rhetz starb nach
schwerer Krankheit am 15.4.1877 in Wiesbaden.
17. Juli 1849
Begründung des
„Treubundes für Preußens Frauen und Jungfrauen“
Der
Dichter und ehemalige Offizier des Garde-Kürassier-Regiments Otto Graf
Schlippenbach hatte den Treubund ins Leben gerufen. Die Vereinigung
verschrieb sich sozialen, caritativen und auch restaurativen Zielen.
Obwohl also durchaus mit einem akzeptablen Anliegen versehen, sorgte
das süßliche Pathos des Bundes, welches den anstehenden Problemen denn
doch nicht gerecht zu werden vermochte, für einiges Gespött in Berlin.
Auch die im Namen benannte Zielgruppe gab Anlass zu süffisanten
Bemerkungen.
18. Juli 1608
Kurfürst Joachim Friedrich gestorben
Albrecht
von Brandenburg, der 43 Jahre erster Herzog von Preußen gewesen war,
starb 1568. Sein Sohn, Albrecht Friedrich, zeigte bald die Symptome
einer Geisteskrankheit. Daher wurde der brandenburgische Kurfürst
Joachim Friedrich 1605 zum Administrator von Preußen ernannt, denn er
war durch seine Heirat mit Albrecht Friedrichs Tochter Eleonore mit ihm
verwandt. Damit stellte sich erstmals eine Herrschaftsverbindung
zwischen der Mark Brandenburg und dem Herzogtum im tiefen Nordosten her.
18. Juli 1684
Der Große Kurfürst unterzeichnet den Marineetat
für die späten 80er Jahre
Kurfürst
Friedrich Wilhelm hatte es gegen Ende seiner Regierungszeit endlich
geschafft, eine kleine Flotte nicht nur auf Leihbasis zu halten, wie
bisher, sondern zu kaufen. In diesem Jahr gewährte ihm die Fürstin
Christine Charlotte von Ostfriesland als Dank für erwiesene
militärische Hilfe in ihrem Streit mit den Ständen des Landes
Hafenrechte in Emden. Auch hatte sich die ökonomische Situation
Brandenburgs allmählich etwas verbessert, so daß Friedrich Wilhelm an
den Ankauf und die feste Haltung einiger weniger (9) Schiffe gehen
konnte. 45 324 Reichsthaler waren in seinem Etat für die
brandenburgische Flotte vorgesehen. Unter seinen Nachfolgern fand die
Marine wenig Verständnis, so dass die Idee für fast zweihundert Jahre
ruhte.
19. Juli 1810
Tod der Königin Luise
Auch
ihr Leibarzt Hufeland hatte der Königin nicht mehr helfen können, so
daß sie in Hohenzieritz, von einem Besuch bei ihrem Vater kommend,
starb. Schönheit und ein früher Tod sind gute Voraussetzungen, ein
Mythos zu werden: da die erst 34jährige zudem von natürlicher
Intelligenz, Liebenswürdigkeit und Lebhaftigkeit war, hat sie die
Herzen derer, die sie kannten, schnell erobert. So verehrten etwa
Blücher und Major von Schill sie zutiefst. Nach den furchtbaren
Erfahrungen der Jahre 1806/ 07 zeigte sie Einsichten in die Ursachen
des Geschehens: „Wir sind auf den Lorbeeren Friedrichs des Großen
eingeschlafen.“ Sie wirkte auf den König ein, um die Berufung der
Reformer Stein, Hardenberg und Scharnhorst durchzusetzen. Die
borussische Geschichtsschreibung verklärte sie zur „Preußenmadonna“.
Auf den Tag genau 60 Jahre danach erklärte das Frankreich Napoleons
III. Preußen den Krieg.
19. Juli 1843
Prinz August von Preußen in Bromberg gestorben
Der
hochgewachsene, gutaussehende Prinz August galt als Frauenheld. Er
zeichnete sich in den Befreiungskriegen aus, in denen er Chef der
preußischen Artillerie war, die er nach dem Krieg reorganisierte. In
der Völkerschlacht bei Leipzig führte er eine Brigade. Seine späteren
Jahre verbrachte er zum Teil in Schloss Rheinsberg. Die preußische
Hauptstadt gedachte der militärischen Verdienste des Prinzen auf ihre
Weise: in Berlin-Mitte führte die Artilleriestraße (heute
Tucholskystraße) direkt auf die Auguststraße.
19. Juli 1870
Kriegserklärung Frankreichs an Preußen und den Norddeutschen Bund
Keine
Woche dauerte es nach der Emser Depesche, dann hatte Bismarck die
Franzosen da, wo er sie haben wollte. Österreich war 1866 so behandelt
worden, daß der Groll, den es hegte, nicht ausreichte, gegenüber der
eigenen Bevölkerung einen neuen Krieg gegen Preußen zu rechtfertigen.
Rußland blieb Preußen in Erinnerung an den freundlichen Akt (Konvention
Alvensleben) während des Polnischen Aufstandes 1863 gewogen, Dänemark
wurde unter Druck gesetzt. So stand Frankreich allein da. Und als
Bismarck die annexionistischen Anträge veröffentlichte, die Napoleons
III. Regierung seit 1866 an Preußen gerichtet hatte, fand sich in
Europa nur mehr wenig Sympathie für Paris. Die große Kunst
Bismarckscher Politik war es, den Gegner zu isolieren, und ihn in einem
künftigen Krieg von vornherein ins Unrecht zu setzen. So waren, ganz
anders als 1914, seine Kriege politisch gewonnen, bevor sie militärisch
begonnen hatten.
20. Juli 1603
Erste Inventur der kurfürstlichen Kunstkammer
Das
älteste Verzeichnis der Kunstkammer im Berliner Schloss ist in der Zeit
des Kurfürsten Joachim Friedrich angefertigt worden. Leider ging der
Text derselben verloren. Erst spätere Listen, die immer wieder einmal
erstellt wurden, sind uns erhalten geblieben und sprechen von
zufallsbestimmter, aber kontinuierlicher Sammlertätigkeit der
Hohenzollern. Während des Dreißigjährigen Krieges wurden die Bestände,
die einem Kammermeister unterstanden, in die Festung Küstrin
ausgelagert; es scheint dennoch das meiste davon verloren gegangen zu
sein. Die Zeit des Großen Kurfürsten und seines Sohnes brachte wieder
neuen Glanz in die kurfürstliche Antikensammlung. Die spartanische
Sparsamkeit des Soldatenkönigs machte vieles davon zunichte. Goldene
Münzen und Medaillen wurden eingeschmolzen, viele Artefakte weggegeben
an den sächsischen Kurfürsten. Das Vorhandene kam 1830 zu großen Teilen
in das Alte Museum und wurde damit der Öffentlichkeit zugänglich
gemacht.
20. Juli 1932
Entmachtung der preußischen Regierung
Von
1920 bis 1932 hatte der sozialdemokratische Ministerpräsident Otto
Braun, gestützt auf eine Koalition aus SPD, DDP und Zentrum, mit
kleineren Unterbrechungen eine – mit dem Reich verglichen – relativ
stabile Regierung Preußens gewährleistet, zuletzt (seit dem 24.4.) mit
einer geschäftsführenden Minderheitsregierung. Damit stärkte Preußen
den Parlamentarismus und die deutsche Demokratie. Gestützt auf
entsprechende Vollmachten des Reichspräsidenten von Hindenburg schickte
Reichskanzler Franz v. Papen Militär, um in einer Art Staatsstreich die
sozialdemokratische Regierung Preußens aus dem Amt zu jagen. Damit
hörte die föderalistische Eigenständigkeit des größten deutschen
Bundesstaates de facto auf zu bestehen; Preußen wurde durch v. Papen
als Reichskommissar „mitverwaltet“. Der Protest des preußischen
Innenministers Carl Severing, man weiche nur der Gewalt, verhallte,
ohne irgendwelche Emotionen auszulösen. Der Staatsgerichtshof sprach
Braun im Oktober 1932 noch einmal die Wahrnehmung der Hoheitsrechte in
Preußen zu, bis er im Februar des kommenden Jahres von den Nazis
endgültig abgesetzt wurde. Mit v.Papens Akt ist Preußen als
eigenständige politische Kraft innerhalb Deutschlands ausgelöscht
worden.
20. Juli 1944
Attentat auf Hitler
Im
vergeblichen Putsch der Generale und im weiteren Umfeld des
aristokratischen Widerstandes – hier ist vor allem der sogenannte
„Kreisauer Kreis“ (der Name bezieht sich auf das schlesische Gut der
Familie Moltke) und der „Bund Deutscher Offiziere“ in russischer
Gefangenschaft zu nennen – scheinen noch einmal viele prominente Namen
der preußischen Geschichte auf: Graf Yorck von Wartenburg; Helmuth J.
Graf Moltke, Graf Schwerin, Graf von der Schulenburg, General von
Seydlitz, um nur einige zu nennen – wohingegen ihrer nur wenige im
engeren Führungskreis der Nazibewegung zu finden sind. Dieser Tag ist
einmal das letzte preußische Datum in der Geschichte genannt worden.
Leider vermißt man die so oft bewiesene Tatkraft der preußischen und
deutschen Militärs bei diesem Attentat mit der langen Vorgeschichte
völlig: gerade die Spitzen der Wehrmacht verweigerten sich dem
Widerstand mit der lapidaren Aussage des Generalfeldmarschalls von
Manstein: „Preußische Feldmarschälle meutern nicht.“
20. Juli 1951
Kronprinz Wilhelm gestorben
Nach
seinem Thronverzicht hatte der Kronprinz wie sein Vater in Holland
gelebt. 1923 durfte er nach Deutschland zurückkehren und wohnte bis
1945 mit seiner Familie im einst für ihn erbauten Schloss Caecilienhof.
Er gab sich im wesentlichen dem angenehmen gesellschaftlichen Leben und
seinen Interessen hin, pflegte die Kontakte zu seinem sehr
internationalen Freundeskreis, vor allem in Frankreich und England. Im
Unterschied zur Zeit vor 1918 wirkt er in dieser Zeit gereifter und
weniger unangenehm. Bis auf gelegentliche Ausrutscher wahrt er – im
Unterschied zu seinem Bruder Prinz August Wilhelm – Distanz zu den
Nationalsozialisten. Wilhelm war seit 1905 mit Prinzessin Cecilie
von Mecklenburg-Schwerin (20.9.1886 – 6.5.1954) verheiratet. Der
ehemalige Reichskanzler Fürst Bülow äußerte einmal über ihn, unter
seiner Herrschaft wäre das Regieren leichter gewesen, als es unter der
seines Vaters war, weil er weniger ehrgeizig und verspannt war, und
nicht ständig die eigene Bedeutung hätte beweisen müssen.
21. Juli 1762
Schlacht bei Burkersdorf
Der
Siebenjährige Krieg brachte rasante Umschwünge mit sich: eben noch
hatte die Thronbesteigung Zars Peter III. aus dem Gegner Rußland einen
Verbündeten Friedrichs gemacht, da kam mit der Nachricht von seiner
Ermordung der Befehl der neuen Zarin Katharina an das russische
Hilfskorps, sich sofort zurückzuziehen. Friedrich überredete den
Oberbefehlshaber Tschernyschew, die Ausführung dieses Befehls noch um
einige Tage zu verzögern, die er nutzte, um Daun bei Burkersdorf
anzugreifen. Längst nicht mehr in klassischer Schlachtaufstellung wie
zu Beginn der Schlesischen Kriege, sondern in drei unabhängig
voneinander operierenden Armeegruppen wurde der Angriff unter Nutzung
aller Geländevorteile vorgetragen. Der geschlagene Daun war zum Rückzug
genötigt, und wenn Wien noch einen Denkanstoß gebraucht hatte, um
endlich Frieden mit Preußen zu schließen, dann gab ihn Burkersdorf. Es
sollte Friedrichs letzte große Schlacht bleiben.
22. Juli 1741
Gefecht bei Rothschloss
Im
1. Schlesischen Krieg hatte sich die preußische Kavallerie nicht gerade
mit Ruhm bedeckt, bei Mollwitz war sie von den Österreichern geworfen
worden. Das Gefecht von Rothschloss half, ihr Ansehen
wiederherzustellen. Major von Zieten schlug mit der 2. Schwadron des
Leibhusaren-Korps überlegene österreichische Kavallerie unter dem
General Baranyay in die Flucht. Die Ironie der Geschichte besteht
darin, daß ebendieser es gewesen war, der 1735 bei den Feldzügen gegen
die Franzosen am Rhein dem „hospitierenden“ preußischen Husarenoffizier
Zieten die Grundlagen der Führung und des Einsatzes leichter Reiterei
beigebracht hatte. Bei Rothschloss erwies sich Zieten als gelehriger
Schüler: Baranyay entkam nur mit Schwierigkeiten dem hitzigen Angriff
der Leibhusaren.
23. Juli 1759
Gefecht bei Kay (oder Paltzig)
Die
Ungnade, mit der Friedrich der Große erfolglose Generale wie Prinz
August Wilhelm, General v.Finck oder die Verlierer der Schlacht bei
Breslau behandelte, ist bekannt. Aber er konnte auch anders. Der von
ihm mit diktatorischen Vollmachten ausgestattete Generalleutnant Karl
Heinrich v. Wedell erhielt, nachdem er mit seinem Korps bei Kay von den
Russen unter General Soltikow geschlagen worden war, vom König ein
Trostschreiben, in dem es hieß: „Nur mehr nicht daran gedacht!“ -
obwohl Friedrich beim Erhalt der Nachricht von der Niederlage getobt
hatte.
23. Juli 1785
Friedrich II. gründet in Berlin den „Deutschen Fürstenbund“
Begonnen
hatte Friedrich als ein Rebell gegen das Heilige Römische Reich und die
neue Kaiserin. So jedenfalls verstand er sich selbst. Er schrieb beim
Einmarsch in Schlesien an den Minister Podewils: „Ich habe den Rubicon
überschritten.“ (Die bewaffnete Überquerung dieses Grenzflusses
eröffnete im alten Rom den Bürgerkrieg, indem Druck auf die Hauptstadt
ausgeübt wurde). Jetzt war es Habsburg in Gestalt seines jungen Kaisers
Joseph II., das eine Überwindung der machtpolitischen Lähmung der
Reichsangelegenheiten zugunsten der österreichischen Macht anstrebte –
etwa im Bayerischen Erbfolgekrieg 1778 – 1779. Wohl wissend, daß er in
seinem Leben nichts mehr erobern werde, versuchte Friedrich den Status
quo im Römischen Reich gegen österreichische Hegemoniebestrebungen zu
sichern, indem er sich eine Idee des Weimarer Herzogs Carl August
zueigen machte – den Fürstenbund.
24. Juli 1641
Brandenburgisch-schwedischer Waffenstillstand
Nachdem
Friedrich Wilhelm Kurfürst geworden war, richtete er seine Energie
darauf, das schwer angeschlagene Brandenburg aus dem Dreißigjährigen
Krieg herauszuführen. Das Land kämpfte, obschon protestantisch, auf
kaiserlicher Seite gegen die Schweden. Der neue Herr streckte
diplomatische Fühler aus, um ein früheres Projekt wieder zu beleben:
Seine Heirat mit der schwedischen Königin Christine, die das
zusammenhängende schwedische Ostseereich beträchtlich nach Süden
erweitert, und seiner Dynastie vielleicht den Stockholmer Thron
gesichert hätte, auf jeden Fall den Besitz Pommerns, wie er hoffte.
Bekanntlich kam es nicht dazu. Einen Waffenstillstand erreichte der
brandenburgische Beauftragte Gerhard Rumelian v. Kalcheim aber doch.
Friedrich Wilhelm reduzierte sein Heer erheblich. Er verzichtete auf
das Mittel der Gewalt, um die Situation seines Landes zu verbessern,
und setzte auf eine politische Lösung. Erst als Brandenburg auch danach
wieder Schauplatz von Kampfhandlungen wurde, begann er erneut mit dem
Aufbau eines stehenden Heeres, bald zusätzlich von der Hoffnung
angespornt, in den anstehenden Erbstreitigkeiten (Pfalz-Neuburg) die
eigene Position zur Geltung bringen zu können. Damit bewies Friedrich
Wilhelm die Fähigkeit, flexibel und mit Varianten von Politik auf
gegebene Situationen zu reagieren.
24. Juli 1815
Die Anklage des zurückgekehrten Ludwig XVIII. veranlasst Carnot zur Flucht nach Polen, später nach Preußen
Lazare
Carnot wurde am 13.5.1753 in Frankreich geboren. Der Offizier war in
der Französischen Revolution Mitglied der Nationalversammlung, des
Nationalkonvents und 1793 des Wohlfahrtsausschusses, wo er für die
Kriegführung verantwortlich war. Er organisierte die Armeen der
Republik, rüstete sie aus, bestimmte ihre Führer und entwarf die
Kriegspläne. Als Mitglied des Direktoriums wurde er 1797 kaltgestellt.
Napo-leon schätzte den Militärfachmann hoch, trug ihm verschiedentlich
Ämter und Kommandos an. Carnot aber blieb auf Distanz, unterstützte den
Kaiser nur, wenn es das Interesse Frankreichs erforderte. Die Anklage
der Bourbonen – er hatte einst im Nationalkonvent für den Tod Ludwigs
XVI. gestimmt – zwang ihn, Frankreich zu verlassen. Er starb am 3.
August 1823 im Exil im preußischen Magdeburg. Von dort holten die
Franzosen seine Gebeine erst 1889 heim, um sie im Pantheon ehrenvoll zu
beerdigen.
25. Juli 1821
Brief König Friedrich Wilhelms III.
an den Prinzen von Hessen-Homburg
Nach
dem Ende der Befreiungskriege hatte der dankbare König bereits am
5.10.1815 für eine Reihe von verdienten Prinzen und Generalen kostbare
Tafelgeschirre in der Königlichen Porzellan-Manufaktur in Auftrag
gegeben. Das betraf u.a. die Prinzen August und Wilhelm, die Generale
Yorck, Tauentzien und Kleist sowie eben den Prinzen von Hessen-Homburg.
Die persönlich gehaltenen Geschenke verewigten Orte, an denen sich die
Genannten ausgezeichnet hatten. Die Kapazität der Manufaktur war mehr
als ausgelastet, da gleichzeitig auch ein umfangreiches Service für den
Herzog von Wellington in Arbeit war. 1821 endlich war das Präsent für
den Prinzen von Homburg fertig, und König Friedrich Wilhelm III. zeigte
es unter dem Datum des 25.7. diesem in einem gnädigen Handschreiben an.
Die Herstellung von Staatsgeschenken, mit denen die Preußenkönige
ausländische Potentaten erfreuen und ehren wollten, war eine der
Hauptaufgaben der KPM, so dass die Könige in gewisser Weise immer ihre
eigenen besten Kunden blieben.
26. Juli 1828
Berliner Uraufführung des „Prinzen von Homburg“
Das
Schauspiel „Prinz Friedrich von Homburg“ hatte Heinrich von Kleist in
den Jahren 1809 – 11 geschrieben. Es wurde erstmals 1821 in Wien
uraufgeführt. Die Berliner bekamen es erst 1828 zu sehen, im noch nicht
lange fertig gestellten Schinkelschen Schauspielhaus am Gendarmenmarkt.
Und auch dabei handelte es sich eher um eine vorübergehende Aufhebung
des generellen Aufführungsverbotes, welchem das Stück zu Lebzeiten
Friedrich Wilhelms III. unterlag. Kleist verwendet eine Episode aus der
Schlacht von Fehrbellin (1675), um die Problematik Befehl und Gehorsam,
Gesetz und Gnade zu diskutieren – klassische preußische Themen. Obwohl
des Prinzen ungehorsames Vorpreschen den Sieg sichert, will der
Kurfürst den wiederholten Verstoß gegen die Disziplin mit dem Tod
ahnden. In einem Prozeß der Wandlung erkennt der Prinz die Berechtigung
des Urteils an, damit auch das Gesetz, das über allen steht, auch über
dem momentanen Erfolg. Daher kann der Kurfürst Gnade üben, und der
Schluss des Schauspiels wendet sich von der Tragödie zur Komödie.
27. Juli 1900
„Hunnenrede“ Kaiser Wilhelms II.
Wenn
die Alliierten in beiden Weltkriegen ihre deutschen Gegner als „Hunnen“
zu bezeichnen pflegten, so war dies keine bösartige Eingebung ihrer
Kriegspropagandisten; sie nahmen vielmehr nur einen Ball auf, den
Kaiser Wilhelm ihnen mit jener Rede bei der Verabschiedung von Truppen
nach China zugespielt hatte. Von ihr existieren mehrere differierende
Niederschriften. In allen aber beschwört der Kaiser das Bild der
Hunnen, „wie sie noch heute in Überlieferungen und Sagen gewaltig
erscheinen“ als ein Vorbild für das Auftreten deutscher Soldaten in
China, „daß auf tausend Jahre hin es kein Chinese mehr wagt, einen
Deutschen auch nur scheel anzusehen“. Das Ziel des internationalen
Krieges gegen China war die Zerschlagung der fremdenfeindlichen
Ihotwan-Bewegung; der Anlass war die Ermordung des deutschen
Botschafters in China, Freiherrn v. Ketteler.
28. Juli 1656
Schlacht bei Warschau unter brandenburgischer Beteiligung
1655
begann der Schwedenkönig Karl X. Gustav einen Krieg gegen Polen. Der
brandenburgische Kurfürst Friedrich Wilhelm sah in dieser
Auseinandersetzung die Gelegenheit, die ihm lästige polnische
Lehnshoheit über das Herzogtum Preußen abzuwerfen. Zunächst aber wurde
sie nur gegen die schwedische Oberhoheit eingetauscht (17.1.1656);
Schweden wollte das Baltische Meer von eigenem Besitz umschlossen
wissen. Ein polnischer Adelsaufstand für den Polenkönig Johann Kasimir
schuf eine neue Sachlage, der Große Kurfürst zog an schwedischer Seite
gegen Warschau. In dreitägiger Schlacht wurde die Stadt am 30. Juli
genommen, der Angriff brandenburgischer Musketiere unter Graf Sparr gab
den Ausschlag. Nun lavierte der Kurfürst zwischen den Kontrahenten, um
zunächst von Polen am 19.9.1656 zu Wehlau die Unabhängigkeit Preußens
anerkannt zu bekommen.
28. Juli 1742
Im Definitivfrieden zu Berlin erkennt Österreich den preußischen Besitz Schlesiens an
Obwohl
der Frieden in Berlin geschlossen wurde, führt ihn die Historiographie
seltsamerweise als „Frieden von Breslau“, wahrscheinlich nach dem am
11.7.1742 dort abgeschlossenen Vorfrieden. Ganz Niederschlesien, den
größeren Teil Oberschlesiens sowie die Grafschaft Glatz konnte
Friedrich in dessen Ergebnis seinem Staat hinzufügen, den er damit um
rund ein Drittel vergrößerte. Er sicherte der Kaiserin Maria Theresia
seinerseits Frieden zu, und dass er keine weiteren Ansprüche auf
österreichisches Gebiet erheben werde. Für sie war damit eine Atempause
im Ringen um ihren Platz gegen die Koalition aus Feinden gewonnen,
innerlich akzeptiert hat sie den Verlust der reichen Provinz zu diesem
Zeitpunkt noch lange nicht, so daß neuerliche Waffengänge mit Preußen
wahrscheinlich blieben.
29. Juli 1760
Heinrich Graf von Podewils in Magdeburg gestorben
Graf
Podewils, geboren am 3.10.1695, war Minister des Auswärtigen unter
Friedrich II. gewesen. Er hatte bereits unter dessen Vater eine
Verwaltungskarriere gemacht. Vor allem zu Beginn seiner Regierungszeit
war er Friedrichs wichtigster außenpolitischer Berater. Nur mit ihm und
dem Feldmarschall Grafen Schwerin besprach der König seine Absichten
auf Schlesien. Beide rieten damals zur Mäßigung und glaubten nicht an
die Möglichkeit eines dauerhaften Erwerbs der Provinz. Podewils sah die
kühnen Unternehmungen seines Königs immer mit banger Skepsis. Trotzdem,
oder vielleicht gerade deshalb, hat ihn Friedrich sehr geschätzt und
behandelte ihn zumeist mit Achtung und Freundlichkeit, wie auch aus
seinen Briefen an ihn hervorgeht. Der Minister konnte mit den
Friedensschlüssen von Breslau und Dresden die Ernte des 1. und 2.
Schlesischen Krieges einholen. Das Ende des dritten hat er nicht mehr
erlebt, er starb, als die Situation verzweifelt war, und wir müssen
annehmen, dass es ein von Sorgen umdüsterter Tod war.
30. Juli 1777
General der Infanterie
Karl Wilhelm Georg von Grolman geboren
Grolman
gehörte zum Umkreis der Reformer um Scharnhorst und Gneisenau. Er haßte
Napoleon jedoch so leidenschaftlich, dass er – von der Langsamkeit der
Entwicklung in Preußen angeödet – zunächst in österreichische Dienste
trat, wo er 1809 die Schlacht bei Aspern und Esslingen mitmachte, und
später nach Spanien ging, um da gegen die Franzosen zu kämpfen. Das
Jahr 1813 sah ihn wieder als Offizier der preußischen Armee, in der er
die Feldzüge des Befreiungskrieges zum größten Teil im Kleistschen
Korps mitmachte, dessen Erfolg bei Kulm und Nollendorf auch auf ihn
zurückgeht. Im belgischen Feldzug von 1815 war er
Generalquartiermeister bei Feldmarschall v. Blücher.
30. Juli 1898
Fürst Bismarck gestorben
In
Friedrichsruh im Sachsenwald hatte Bismarck seine letzten Jahre in
zunehmender Einsamkeit verbracht, nachdem er unter Mithilfe Lothar
Buchers seine „Gedanken und Erinnerungen“ geschrieben hat, deren 3.
Band erst nach der Abdankung Wilhelms II. erscheinen darf. Der Kaiser
besuchte den Alt-Reichskanzler dort mehrfach; es sind indessen
Pflichtübungen, die vermeiden sollen, das der Schatten eines Mißklangs
mit dem einst Gewaltigen auf die Person Wilhelms fällt. Nach einem
dieser Besuche soll der alte Herr leise zu seinem Sohn gesagt haben:
„Zwanzig Jahre nach Friedrichs des Großen Tod zerbrach sein Staat,
zwanzig Jahre nach meinem Tod kommt das Ende,“ er deutete auf den
abfahrenden Kaiser, „für den!“ Die Skepsis gegenüber dem eigenen Werk
ist ein bemerkenswerter Zug des stets so Tatkräftigen gewesen.
31. Juli 1759
Schlacht bei Minden
Bei
Minden gelang es dem Herzog Ferdinand von Braunschweig, zum zweiten Mal
nach Krefeld, mit seinen gemischten Truppen die französische Armee
glänzend zu besiegen. Seinem Agieren ist es zu danken, dass diese es
von 1758 bis zum Ende des Siebenjährigen Krieges niemals schafften, in
die Kämpfe in Südostdeutschland einzugreifen und den Österreichern eine
wirkliche Hilfe zu werden. Friedrich verdankte Ferdinand nach eigenem
Eingeständnis viel, empfand aber gerade deshalb eine geheime Eifersucht
auf den Feldmarschall, in dessen Siegen, die mit wesentlich geringeren
Opfern erkauft waren, er eine Relativierung der eigenen Erfolge sah.
Bereits
1864 war er als Chef des Stabes bei Prinz Friedrich Karl bis zur
Erstürmung der Düppeler Schanzen tätig. Mit dessen ernsthafter Art und
seinem häufigen Schwanken kam er indessen nicht gut zurecht. Die
Offenheit, die Blumenthal im dienstlichen Umgang eignete, tat ein
übriges: es kam zum Zerwürfnis beider Männer, das erst nach dem Krieg
wieder ausgeräumt werden konnte. An ein gemeinsames Kommando war
indessen nicht mehr zu denken. Berühmt wurde Blumenthal als Stabschef
des Kronprinzen Friedrich Wilhelm in den Einigungskriegen. Danach
wurde ihm Ende 1871 das Kommando des IV. Armeekorps in Magdeburg
übertragen, das er bis 1888 inne hatte. Sein Gut Quellendorf bei Köthen
war nahe genug gelegen, dass er sich dort hin und wieder Erholung und
Muße gönnen konnte. Blumenthal war mit der Engländerin Delicia Anna
Eathorpe verheiratet.