Einen durchaus subjektiven Kalender haben die beiden Preußen-Freunde
Ralph Breyer und Jörg-Hendrik Sohst für dieses Jahr zusam
Preußen Kalender JUNI
Einen durchaus subjektiven Kalender haben die beiden
Preußen-Freunde Ralph Breyer und Jörg-Hendrik Sohst für dieses Jahr zusammengestellt. Breyer, z.Zt.
wissenschaftlicher Berater des Museums zur Brandenburgisch-Preußischen
Geschichte auf Schloss Gusow, Sohst,
selbstständiger Privatdozent in Berlin und Paris, haben den Kalender als Buch
herausgegeben.
Die Luxusausgabe in Leder gebunden kostet 78,- DM, die einfache Ausgabe 34,80
DM.
Einen monatlichen Vorabdruck veröffentlichen die Preußischen Nachrichten, das
Buch ist über die Preußische Gesellschaft erhältlich.
1. Juni 1780
Generalmajor Karl von Clausewitz geboren
Der
bedeutende Militärtheoretiker gehörte zum Umfeld der Reformer von 1808,
nahm aber später russischen Dienst, um gegen Napoleon kämpfen zu
können. In dieser Stellung spielte er eine Rolle beim Zustandekommen
der Konvention von Tauroggen. Die Befreiungskriege machte er in
verschiedenen Stabspositionen mit, z.T. bei General von Gneisenau. 1818
ernannte der König Clausewitz zum Direktor der Kriegsakademie. 1831
begleitet er Gneisenau als Stabschef an die polnische Grenze, um dann
wie dieser im selben Jahr an Cholera zu sterben. Erwähnenswert ist
seine Frau Marie, eine geborene Gräfin Brühl, die ihm nicht nur
Lebensgefährtin gewesen ist, sondern auch am Zustandekommen seines
Werkes „Vom Kriege“ mitwirkte. Von diesem Buch sagte Feldmarschall
Moltke nach 1871, es habe ihn stark beeinflusst. Damit war der Ruhm des
bis dahin wenig bekannten Theoretikers Clausewitz begründet.
2. Juni 1878
Attentat Dr. Nobilings auf Kaiser Wilhelm I.
Das
zweite Attentat auf den Kaiser innerhalb kurzer Zeit war folgenreicher
als das erste: Ein Dr. Karl Eduard Nobiling aus Posen schoss mit dem
Revolver aus einem Fenster des Hauses Unter den Linden 18 auf den
vorüber fahrenden Monarchen, der von ca. 30 Schrotkörnern getroffen
wurde und Verletzungen an Kopf und Arm davon trug. Passanten stürmten
das Zimmer und überwältigten Nobiling, der versuchte, sich selbst zu
erschießen. Die Verletzungen des Kaisers waren nicht lebensbedrohlich,
aber bei einem 81jährigen doch auch nicht ganz gefahrlos. Daher
übernahm Kronprinz Friedrich Wilhelm am 4. Juni die Stellvertretung des
Kaisers. Nobiling erlag seinen Verletzungen, bevor ihm ein Prozess
gemacht werden konnte; Bismarck brachte nunmehr sein Sozialistengesetz
im Reichstag durch; die Aufregung über die Ereignisse ließ den
zeitgleich stattfindenden Berliner Kongress im öffentlichen Bewusstsein
in den Hintergrund treten.
3. Juni 1740
Abschaffung der Folter durch Friedrich II.
In
deutschen Kriminalprozessen galt das Recht der Folter, allerdings nur,
wenn ein begründeter Verdacht, ein Indiz gegeben war. Ziel der Folter
war das Geständnis. Schon zuvor hatte es Bestrebungen gegeben, die
Anwendung dieses Mittel einzuschränken, so wurde in Sachsen die
Empfehlung ausgesprochen, die Folterzeit auf eine Stunde pro Tag zu
begrenzen. Preußen war der erste deutsche Staat, der die Folter
untersagte, außer bei Massenmord und Hochverrat und Morden von
besonderer Grausamkeit. Das bedeutete einen echten Fortschritt, dem
sich in den nächsten Jahrzehnten die meisten anderen Staaten
anschlossen. Wie weit Friedrich seiner Zeit voraus war, wird bewusst,
wenn man bedenkt, dass etwa die letzte Hexenverbrennung im
deutschsprachigen Raum 1782 im schweizerischen Glarus stattfand.
Endgültig schaffte Friedrich die Folter im Jahre 1754 ab.
4. Juni 1745
Schlacht bei Hohenfriedberg
Die
Schlacht wurde berühmt durch die erfolgreichste Attacke, die ein
einzelnes Kavallerieregiment in der neueren Kriegsgeschichte geritten
ist: Das Dragonerregiment Ansbach-Bayreuth zerschlug in einem Anritt 22
österreichische Bataillone und eroberte 67 Fahnen und Standarten. Bis
heute ist nicht sicher zu ermitteln, wer diesen glänzenden Angriff
befohlen hat. Mit Hohenfriedberg war der Sieg Friedrichs im Zweiten
Schlesischen Krieg wahrscheinlich geworden, obwohl er nicht unmittelbar
in politischen Erfolg umgesetzt werden konnte.
4. Juni 1941
Wilhelm II. stirbt im holländischen Exil
Wilhelm
hat sich sein Leben lang bemüht, Eindruck zu machen und seine innere
und äußere Versehrtheit zu verbergen. Er war damit zeitweise sehr
erfolgreich, denn seine weit gefächerten Talente vermochten mitunter
sogar Fachleute zu verblüffen. Die Tragik seines Lebens bestand darin,
daß seine Stellung es ihm lange erlaubte, Kritik und Rat nicht hören zu
müssen. Er hat die Größe seines Großvaters, Kaiser Wilhelms I., nicht
besessen, sich Berater zu leisten, die klüger waren als er selbst. Dem
Ernstfall des Krieges war er trotz aller bramarbasierenden Reden nicht
gewachsen. Bis zu seinem Tode hat er die Hoffnung auf eine Restauration
seines Thrones nicht aufgegeben.
5. Juni 1740
König Friedrich II. äußert sich negativ zur
Pressezensur im Ausland:
„Gazetten
wenn die interessant sein sollten, müßten nicht ignoriert werden“, ließ
der König verlauten. Das heißt aber nicht, dass es in Preußen unter
seiner Herrschaft keine solche Zensur gegeben habe. Der König war sich
der Bedeutung der öffentlichen Meinung und Stimmung sehr wohl bewusst.
Auch er selbst sollte sich gelegentlich dieser Waffen bedienen, etwa
als er, um seinem dynastischen Krieg mit Blick auf die deutschen
Protestanten einen Hauch von Glaubenskampf zu geben, die Legende in
Umlauf setzt, der österreichische Feldmarschall Daun habe vom Papst
einen geweihten Hut gesandt bekommen. So hat Friedrich ein aufmerksames
Auge auf die Presse, erlaubt aber in Fragen, die seiner Meinung nach
das Staatsinteresse nicht tangieren, eine freiere Berichterstattung.
5. Juni 1744
Friedrich II. schließt ein Offensivbündnis mit Frankreich ab
Im
Grunde war die Zeit von 1742 bis 1744 nur eine Atempause gewesen, die
Friedrich genutzt hatte, um die Erfahrungen von Mollwitz und Chotusitz
in seiner Armee umzusetzen. Nachdem er einmal begonnen hatte, sich am
Spiel der Macht zu beteiligen, konnte er sich nicht mehr dauerhaft
heraushalten. Maria Theresia kämpfte weiterhin um ihre Anerkennung als
Kaiserin des Heiligen Römischen Reiches – der österreichische
Erbfolgekrieg –, und sie war noch lange nicht gewillt, den Verlust
Schlesiens hinzunehmen. Denn inzwischen hatte sich die internationale
Situation zu ihren Gunsten zu verschieben begonnen. Friedrich witterte
Gefahr für seinen Raub Schlesien und trat in Verhandlungen mit
Frankreich ein, um das politische Übergewicht der Kaiserin
auszugleichen. Am 5. Juni unterzeichnet der preußische Gesandte den
entsprechenden Bündnisvertrag mit Frankreich, der ihn verpflichtete,
bis zum August die Kriegshandlungen gegen Österreich wieder
aufzunehmen. Das war der Auftakt zum 2. Schlesischen Krieg.
6. Juni 1873
Admiral Prinz Adalbert von Preußen in Karlsbad verstorben
Prinz
Adalberts Mitwirkung am Aufbau der deutschen Bundesflotte von 1848 war
auf kurze Zeit begrenzt gewesen. Nach dem Sieg der Reaktion berief der
König den Prinzen ab, was bereits im Februar 1849 zur Auflösung der
Technischen Kommission zur Folge hatte. Das tatsächliche Kommando über
die wenigen Schiffe und ihre einzige Aktion gegen Dänemark führte
Vizeadmiral Rudolf Bromme („Brommy“). Adalberts Stellung war schwierig,
die Hofkreise spöttelten über seine Hingabe an Marinedinge. Als
Kommandant der Raddampffregatte „Danzig“ beantwortete der Prinz einen
Angriff der marokkanischen Rifkabylen mit einem Gegenangriff bei Tres
Forcas und zeigte dabei persönlichen Mut und Einsatz, was den Dingen
den Hauch des Grotesken, der ihnen anhaftete, nicht nehmen konnte.
Prinz Adalbert starb, mit einem klangvollen Titel versehen
(Generalinspekteur der Kaiserlichen Marine), bevor Flottenfragen in
Preußen und Deutschland wirkliche Bedeutung erlangten. Daher konnte er
seine Passion niemals wirklich zur Geltung bringen.
7. Juni 1740
Friedrich II. plant die Stiftung des Ordens Pour le mérite
Schon
einige Tage nach seiner Thronbesteigung wollte sich König Friedrich II.
die Satzungen des am 8. Mai 1667 vom späteren Kurfürsten Friedrich III.
(damals 10 Jahre alt) gestifteten Hofordens de la Generosité kommen
lassen, weil er diesen in einen eigenen Verdienstorden umwandeln
wollte; es existierten indessen keine solchen Unterlagen. Die neue,
Pour le mérite benannte Auszeichnung gleicht ihrem Vorgänger in Farbe
und Form völlig – blaues, goldumrandetes Malteserkreuz, zwischen dessen
Armen sich goldene, ungekrönte Adler befinden –, nur weist sie eben
eine andere Beschriftung auf. Entweder am 15. oder 16. des Juni 1740
erfolgte bereits die erste Verleihung des Pour le mérite an Friedrichs
Generaladjutanten von Hacke. Der Orden wurde bis 1919 weiter verliehen;
mit Ernst Jünger ist am 17.2. 1998 der letzte bis dahin noch lebende
Träger gestorben.
7. Juni 1840
Friedrich Wilhelm III. gestorben.
Thronbesteigung Friedrich Wilhelm IV.
Friedrich
Wilhelm III. schneidet in der Beurteilung durch die Mit- und Nachwelt
nicht sehr günstig ab. Seine Verschlossenheit und Menschenscheu, sein
Zaudern und seine Pedanterie und vor allem seine kommunikativen
Schwierigkeiten machen ihn nicht unbedingt zu einer strahlenden
Persönlichkeit, der die Herzen zufliegen. Wie viel von den auf die
Niederlage folgenden Reformen ihm abgerungen werden musste, wie viel mit
eigener Einsicht übereinstimmte, ist schwer zu sagen. Der instinktive
Widerwille gegen das Notwendige mag sich in der Kaltstellung der
verbleibenden Reformer nach 1815 äußern. Das den Befreiungskriegen
folgende Vierteljahrhundert unter seiner Herrschaft ist eine zähe Zeit
politischer und gesellschaftlicher Stagnation – aber auch eine Zeit des
Friedens und des kulturellen Wachstums. Ein Soldat ist Friedrich
Wilhelm, den fast jeder Abend im Theater sah, gewesen, ein Krieger
sicher nicht.
7. Juni 1866
Wiedereinführung der Schulterstücke
als Rangabzeichen
Nachdem
die Schulterstücke von 1864 an nicht mehr getragen wurden, führte eine
A.K.O. sie nun wieder ein. Sie dienten der Kennzeichnung der
Offiziersränge und lehnten sich in ihrer äußeren Form an diejenigen
der Befreiungskriege locker an. Mehrfach verändert, erhielten sie 1888
die Gestalt, in der sie bis 1945 in den deutschen Armeen Verwendung
fanden.
8. Juni 1815
In Wien wird die Deutsche Bundesakte unterzeichnet
Mit
der Niederlegung der Römischen Kaiserwürde durch Franz II. 1806 war das
alte deutsche Kaisertum in den Wirren der Revolutionskriege
untergegangen. Der Wiener Kongress sollte nach dem Sieg über Napoleon
die Gestalt Deutschlands neu festlegen. Es entstand der Deutsche Bund
unter der Führung Österreichs, das den deutschen Kaisertitel zwar nicht
erneuern wollte, aber das Präsidium für sich beanspruchte. Den losen
Bund bildeten anfangs 34, 1866 noch 28 souveräne Fürsten und vier freie
Städte. Zu ihnen gehörten England, Dänemark und die Niederlande – da
in Personalunion mit deutschen Ländern verbunden. Der Bundestag
versammelte sich in Frankfurt/Main. Weite Teile der preußischen und der
österreichischen Monarchie lagen außerhalb des Bundesgebietes. Dieser
lockere, aber bürokratische Zusammenschluss, dessen einzige Aufgabe es
war, die Herrlichkeit seiner Mitglieder zu garantieren, revolutionäre
Bestrebungen niederzuhalten und österreichische Hegemonie zu
zelebrieren, war sicher nicht die Gestaltung nationaler Dinge, die den
Deutschen während der Befreiungskriege vorgeschwebt hatte. Preußens
wesentlicher Anteil am Sieg schlug sich nicht nieder: Metternich hatte
Friedrich Wilhelm III. problemlos überspielt.
9. Juni 1884
Grundsteinlegung für das Reichstagsgebäude
durch Kaiser Wilhelm I.
Einige
Begleitumstände des Baues sind bezeichnend für den Stellenwert, den die
deutsche Nationalvertretung im Wilhelminischen Reich hatte. Erst 13
Jahre nach der deutschen Einigung ging man überhaupt an den Bau eines
repräsentativen Gebäudes. Der Reichstag – in seinen Rechten von
wesentlich geringerer Bedeutung als etwa der heutige Bundestag – war
gemeinsam mit dem Bundesrat für die Reichsgesetzgebung zuständig,
ansonsten aber im wesentlichen vom Monarchen abhängig, der ihn
jederzeit auflösen konnte. Der Entwurf des 1841 geborenen Architekten
Paul Wallot, welcher einem Monumentalstil verpflichtet war, wurde dem
Bau zugrunde gelegt. Nach zehnjähriger Bauzeit konnte das Gebäude
seiner Bestimmung übergeben werden. Sowohl die Grundsteinlegung wie
auch die Einweihung wurde mit einer gewaltigen Militärparade gefeiert.
Die Kuppel des Reichstages sollte ursprünglich höher werden; sie wurde
auf persönliche Anweisung Wilhelm II. niedriger ausgeführt, damit sie
nicht höher als die Kuppel des Berliner Stadtschlosses werde. Die heute
an der Stirnseite befindliche Inschrift „Dem deutschen Volke“ wurde
erst im I. Weltkrieg dort angebracht.
10. Juni 1886
Reiterstatue Friedrich Wilhelms IV. enthüllt
Der
„Romantiker auf dem Thron“ war allezeit mehr Künstler als Politiker
oder gar Militär gewesen. Selbst nicht unbegabt als Zeichner und
Architekt und von hohem kreativen Impuls,
hatte er sich als Auftraggeber und Mäzen zweifellos um die Förderung
der deutschen Kultur verdient gemacht. Der Ort, an dem die schwungvolle
und schöne, aber wenig beachtete Reiterstatue ihre Aufstellung fand,
trägt der historischen Rolle des Königs Rechnung: sie steht über dem
Eingang zur Nationalgalerie auf der Berliner Museumsinsel.
11. Juni 1690
Kurfürst Friedrich III. erhält den Hosenbandorden
Bereits
am 1.2. 1689 hatte das Kapitel des britischen Order of the Garter –
neben dem Habsburger Goldenen Vließ der älteste und höchste europäische
Orden – die Aufnahme des neuen brandenburgischen Kurfürsten in die
exklusive Vereinigung beschlossen – ein Dank des englischen Königs
Wilhelm von Oranien für die Unterstützung, die Brandenburg bei der
Sicherung seines Thronrechtes in der sog. Glorreichen Revolution
(1688) gewährt hatte. Am 11. Juni war es soweit: im Berliner
Stadtschloss fand die Investitur Friedrichs III. mit dem Hosenbandorden
statt. Bis zur eigenen Stiftung des Schwarzen Adlerordens war es der
vornehmste Orden, den der Hohenzoller trug. Das Berliner Zeughaus,
welches noch der Kurfürst und nicht der König Friedrich fertig stellen
ließ, erinnert an diese Geschichte: Die großen Holztüren, die mit
Trophäenreliefs geschmückt sind, zeigen heute noch den Bruststern des
Order of the garter, und nicht, wie man vielleicht erwarten könnte, den
Stern des Schwarzen Adlerordens.
11. Juni 1696
Generalfeldmarschall (1747) James Keith
auf Invergnie Castle geboren
Es
war bis ins 19. Jahrhundert hinein unter Adligen nicht unüblich,
Dienst in den Armeen fremder Potentaten zu nehmen. Bei entsprechender
Eignung konnten sie dort hohe und höchste Kommandostellungen einnehmen.
James oder Jakob Keith, aus einem bedeutenden schottischen
Adelsgeschlecht gebürtig und ein Weltmann von umfassender Bildung,
hatte lebhaften Anteil an den politischen Auseinandersetzungen in
seiner Heimat und musste ihretwegen schließlich Schottland verlassen.
Er trat zunächst in russische Dienste. Friedrich zeichnete ihn durch
seine Freundschaft aus, er bot ihm die Stellung eines preußischen
Feldmarschalles an und behielt ihn in seiner Umgebung. Keith bewies oft
Mut, Kaltblütigkeit und Überblick in der Schlacht. Sein Privatleben
bestimmte eine finnische Mätresse, Eva Merthens, eine imposante Frau
von großer Schönheit, die er über alles liebte.
12. Juni 1764
Regelung der Anredeformeln durch Königliche Kanzleien
Ein
Rundschreiben legte den Gebrauch der Anredeformeln fest, den die
Königlichen Kanzleien verwenden sollten, wenn sie namens des Königs an
adlige Privatpersonen schrieben. Ein einfacher Adliger in der Provinz
Preußen hatte demnach den Anspruch auf die Anrede: „Edler lieber
Getreuer“, wohingegen ein Ranggleicher in den anderen Provinzen nur als
„Unser lieber Getreuer“ angesprochen wurde – es sei denn, in seinem
Adelstitel sei der „Edle“ bereits enthalten. Interessant ist diese
Unterscheidung, weil sie den Vorrang Preußens gegenüber Brandenburg und
Schlesien beleuchtet.
12. Juni 1758
Prinz August Wilhelm
(ältester Bruder Friedrichs d. Großen) gestorben
Nach
Friedrichs Niederlage bei Kolin 1757 erhielt der Prinz von Preußen den
Oberbefehl über einen Teil der preußischen Armee in Böhmen. Beim
Rückzug in die Lausitz agierte er wenig glücklich: er verlor große
Mengen der ihm anvertrauten Truppen und vermochte es nicht, die viel
stärkeren Österreicher fernzuhalten. Als ihm König Friedrich II.
daraufhin in Bautzen demütigende Vorhaltungen machte und ihn wissen
ließ, dass er ihm nie wieder ein Kommando anvertrauen werde, zog sich
der blamierte und tief verletzte Thronfolger in sein Schloss
Oranienburg zurück. Sein baldiger Tod wurde als Folge dieser Kränkung
gesehen, obwohl kein ursächlicher Zusammenhang besteht.
12. Juni 1792
Neustiftung des Großen Roten Adler-Ordens
1791
waren Ansbach und Bayreuth an Preußen gekommen. Mit den beiden
fränkischen Hohenzollern-Staaten „erbte“ Preußen eine Reihe von
Auszeichnungen: die Orden de la Sincerité, de la Concorde, den
Brandenburgischen Roten Adler und den Hochfürstlichen Brandenburgischen
Roten Adler-Orden. Um u.a. deren Tradition weiterzuführen und für den
Schwarzen Adler-Orden so etwas wie eine zweite Klasse zu schaffen,
stiftete König Friedrich Wilhelm II. den Großen Roten Adler-Orden.
Ordenskleinod war bis 1810 ein weißes Malteserkreuz mit aufgelegtem
Rundmedaillon, das die Initialen des Stifters trug. Zwischen den
Kreuzarmen waren Strahlen mit roten Adlern platziert; das Ganze von
einer Königskrone überhöht. Die spätere Gestalt des Roten Adler-Ordens
orientiert sich an russischen Ordenskreuzen wie dem Wladimir-Orden oder
dem St.-Georgs-Kreuz, bzw. am Bruststern des Schwarzen Adler-Ordens.
13. Juni 1878
Fürst Bismarck eröffnet den Berliner Kongress
Russland
erzielte im Russisch-türkischen Krieg 1877/78 bedeutende Erfolge, die
in der Befreiung der Bulgaren von der Osmanischen Herrschaft
gipfelten. Die Machtstellung, die es sich daraufhin im Frieden von San
Stefano gesichert hatte, rief das Misstrauen von England und Österreich
hervor, die eine Revision des Friedens forderten. In dieser Situation
trat Bismarck als der „ehrliche Makler“ auf, um die divergierenden
Großmachtinteressen gegeneinander auszubalancieren. Zwar fühlte sich
Russland um die Früchte seines Sieges betrogen und war verstimmt, doch
verhinderte die geschickte Diplomatie Deutschlands eine Neuauflage des
Krimkrieges gegen das Zarenreich.
14. Juni 1817
General der Infanterie Georg Arnold Karl
von Kameke in Pasewalk geboren
Kameke
kam – und das war ungewöhnlich für einen höheren General – aus der
Pioniertruppe. Nach folgendem Generalstabs- und Infanteriedienst
kommandierte er 1870 die 14. Division, welche die Avant-garde der 1.
Armee bildete. An ihrer Spitze forcierte er die Saar und erstürmte die
Spicherer Höhen, in welchem Gefecht er sich stundenlang gegen eine ca.
3fache Übermacht hielt. Später nahm er an den Kämpfen um Metz teil und
erzwang die Kapitulation von Thionville. Er leitete die
Belagerungsarbeiten vor Paris und war danach kurzfristig Kommandant des
besetzen Teiles der Stadt. Als Bismarck sich 1872 vorübergehend vom
Posten des preußischen Ministerpräsidenten zurückzog, um sich auf das
Kanzleramt zu konzentrieren, ernannte der König den Kriegsminister
Grafen Roon zum Nachfolger. Kameke musste ihn in seinem bisherigen
Ressort vertreten. 1873 wurde er offiziell preußischer Kriegsminister
und blieb es zehn Jahre lang. Er starb am 12.10.1893 in Berlin.
15. Juni 1885
Prinz Friedrich Karl v. Preußen
auf Schloss Glienicke gestorben
Auf
den Tag genau drei Jahre vor seinem Waffen- und Schicksalsgefährten
Kronprinz Friedrich Wilhelm starb der andere Feldmarschall-Prinz der
Einigungskriege. Er erreichte trotz höchsten Ranges niemals das, was
dem Ehrgeizigen an militärischer Leistung vorgeschwebt hatte. Die
Zeit nach 1871 brachte für den „roten Prinzen“, wie man den
begeisterten Kavalleristen seiner Husarenuniform wegen auch nannte,
keine echten Herausforderungen mehr, so dass ein Hauch von Resignation
um seine letzten Jahre liegt. Der Prinz war, wie auch sein Vater, ein
passionierter Jäger. Als solcher hat er den Jagdorden „St. Huberti zum
weißen Hirschen“ gestiftet. Menschlich war der Herr des Schlosses
Dreilinden sehr angenehm. Von keinem anderen Hohenzoller spricht
Fontane mit mehr Wärme und Sympathie.
15. Juni 1888
Kaiser Friedrich III. nach 99 Tagen
Regierung gestorben.Wilhelm II. wird Deutscher Kaiser und König von Preußen
Ohne
die Möglichkeiten eines Monarchen im ausgehenden 19. Jahrhundert
überbewerten zu wollen, ist doch der frühe Tod Kaiser Friedrichs als
ein tragisches Ereignis über das Persönliche hinaus anzusehen. Seine
durch eheliche Bande gefestigte Sympathie für England hätte eine
Problematisierung der Beziehungen zwischen beiden Ländern, wie sie
durch die Flotten- und Weltmachtpolitik seines Sohnes Wilhelms II.
hervorgerufen wurde, möglicherweise verhindert, oder die objektive
Konkurrenz beider Mächte doch in gemäßigteren Formen gehalten.
Bezeichnend für des neuen Kaisers Verhältnis zu seinen Eltern ist, dass
er unmittelbar nach dem Tod seines Vaters das Schloss Friedrichskron –
das Potsdamer Neue Palais – von einer Eskadron der Leib-Gardehusaren
umstellen ließ, um irgendwelche gegen seine Interessen gerichteten
Aktivitäten, die er vor allem seiner Mutter zutraute, zu verhindern.
16. Juni 1815
Schlacht bei Ligny
Auf
die überraschende Nachricht von Napoleons Flucht von Elba und seine
erneute Machtergreifung wurden eilig Truppen der europäischen Mächte
nach Belgien geworfen. Napoleon versuchte sie einzeln anzugreifen und
zu schlagen, bevor sie sich vereinigen konnten. So besiegt er die
Preußen unter Feldmarschall Blücher, der selbst in höchste Gefahr kommt
und verletzt wird. Bemerkenswert ist der von Stabschef Gneisenau
befehligte riskante Rückzug, bei dem die Preußen ihre rückwärtigen
Linien aufgeben und den französischen Kaiser um die Frucht seines
Sieges bringen, indem sie weiterhin Fühlung zu den Engländern halten.
17. Juni 1885
Generalfeldmarschall Edwin v. Manteuffel
in Karlsbad gestorben
Der
erfolgreiche Heerführer war kein Nur-Mili-tär. 1879 wurde er
Reichsstatthalter des neu annektierten Elsass-Lothringen, welches
keinem der deutschen Bundesstaaten zugeschlagen wurde, sondern dem
Reich unterstand. In dieser Stellung hatte er Takt und
Liebenswürdigkeit bewiesen, wie er auch nach 1871 das Kommando über die
noch in Frankreich bleibende Okkupationsarmee mit vornehmem Geschick
geführt hat. Wilhelm I. verwendete ihn mehrfach als Gesandten, er
schickte ihn in zwei Situationen (1866 und 1879), die
Fingerspitzengefühl verlangten, zu Zar Alexander II., der Manteuffel
persönlich schätzte, um russischen Mißmut auszuräumen – was ihm in
beiden Fällen gelungen ist.
18. Juni 1757
Schlacht bei Kolin
Nach
ersten Erfolgen, u.a. bei Prag, bedeutete Friedrichs des Großen
Niederlage bei Kolin das Scheitern seiner Pläne gegen die Koalition aus
Franzosen, Russen und Österreichern. Damit war klar, das an ein
schnelles Ende des dritten Schlesischen Krieges nicht zu denken war –
er wurde zum Sieben-jährigen Krieg. Die „schiefe Schlachtordnung“ hatte
bei Kolin versagt. Es spricht für die Risikobereitschaft des
Preußenkönigs, dass er sie knapp ein halbes Jahr später bei Leuthen
noch einmal anwandte, wo sie sich glänzend bewährte.
18. Juni 1815
Schlacht bei Belle Alliance (oder Waterloo)
Stefan
Zweig stellt in seinen „Sternstunden der Menschheit“ die falschen
Entscheidungen des französischen Marschalls Grouchy als schicksalhaft
für die Entwicklung Europas dar. Doch selbst im Falle des Sieges in
dieser Schlacht hätten Napoleon noch maximal 150.000 Mann zur Verfügung
gestanden. Etwa 650.000 Russen, Preußen, Engländer und Österreicher
aber waren im Anmarsch! Die verbündeten Kräfte unter dem Herzog von
Wellington und dem Feldmarschall Blücher waren lediglich eine Art
eilig nach vorn geworfener Vorhut der Verbündeten. Wellington hatte
im Vertrauen auf Blüchers Zusage, ihm zu Hilfe zu kommen, die Schlacht
angenommen. Napoleon schob seinen Angriff bis in den Mittag hinaus,
weil der vom Regen aufgeweichte Boden den Einsatz der Kavallerie
erschwerte. Die Engländer hatten feste Aufstellung auf einer Hügelkette
genommen und wehrten Welle auf Welle der französischen Angriffe ab,
ihre Situation wurde indessen zunehmend verzweifelter. „Unser Plan ist
einfach: Blücher oder die Nacht!“ meinte Wellington lakonisch. Endlich
kamen die Preußen und fielen Napoleons Truppen in die Flanke und in den
Rücken, nachdem es Blücher gelungen war, Marschall Grouchy auf eine
falsche Fährte zu locken und abzuhängen. Damit war die Entscheidung
gefallen: Napoleon war endgültig geschlagen.
18. Juni 1916
Generaloberst Hellmuth von Moltke gestorben
1914
parallelisierte Thomas Mann in seiner Schrift „Friedrich und die Große
Koalition“ die aktuelle Situation mit dem Beginn des Siebenjährigen
Krieges 1756. Die Marneschlacht machte im September 1914 allen
Hoffnungen auf einen schnellen und glänzenden Sieg ein Ende.
Weitsichtig und mit Tränen in den Augen meldete Generaloberst von
Moltke dem Kaiser: „Wir haben den Krieg verloren.“ Er, der die
Niederlage zu verantworten hatte, war als Opfer seiner eigenen
Unsicherheit an einer schier unlösbaren Aufgabe gescheitert. Er wurde
bald durch den bisherigen Kriegsminister General Erich von Falkenhayn
ersetzt und zog sich – ein gebrochener Mann – zurück. Nicht lange
darauf starb er an eben dem Tag, an dem im Jahre 1757 die kühnen
Siegeshoffnungen in Friedrichs großem Krieg scheiterten – am Tag von
Kolin.
19. Juni 1762
Bündnisvertrag zwischen Russland und Preußen
Krankheit
und Tod der Zarin Elisabeth II. hatten Friedrich den Großen vor der
endgültigen Vernichtung bewahrt. Mit dem Machtantritt des neuen Zaren
Peter III. schienen sich noch ganz andere Möglichkeiten aufzutun.
Nicht nur wollte der preußenbegeisterte Herrscher aller Russen nicht
mehr Friedrichs Feind sein – er erbat sich den Stern des Schwarzen
Adlerordens noch bevor die russischen Truppen die Kampfhandlungen gegen
die Preußen eingestellt hatten – er wollte seinem Idol auch noch zu
einem wirklichen Sieg verhelfen. Im Bündnisvertrag wurde die Stellung
von 20.000 Mann russischer Hilfstruppen unter General Tschernytschew
vereinbart. Um seinen neuen Verbündeten zu begrüßen, hatte Friedrich
sogar den russischen St.-Andreas-Orden angelegt. Allerdings zu
wirklichen gemeinsamen Aktionen sollte es nicht mehr kommen.
20. Juni 1900
Ermordung des Freiherrn von Ketteler
Die
chinesische ausländerfeindliche Ihotwan-Bewegung schuf das Umfeld,
welches zur Ermordung des deutschen Gesandten in Peking führte.
Hintergrund war die oft beleidigende Kolonialherrenmanier, in der
Europäer in China aufzutreten pflegten. Es folgte die Niederschlagung
des so genannten „Boxeraufstandes“ (nach dem Zeichen der erhobenen Faust
benannt) durch internationale Truppen. Da Deutschland durch Kettelers
Ermordung am meisten betroffen schien, durfte es den Oberbefehlshaber
stellen. Graf Waldersee traf allerdings erst ein, nachdem das
eigentlich Militärische bereits entschieden war. So musste er sich
damit begnügen, die wertvollen Instrumente des Pekinger Observatoriums
im August 1901 als Trophäen nach Deutschland zu schicken, wo man sie
stolz auf der Terrasse der Potsdamer Orangerie ausstellte. Der
Versailler Vertrag bestimmte später ihre Rückgabe an Peking, die 1920
erfolgte. China hatte 280 Millionen Mark Kriegsentschädigung an
Deutschland zu zahlen, ein Bruder des Kaisers, Prinz Chun (der
„Sühneprinz“), musste nach Deutschland kommen und den Kaiser Wilhelm
II. um Entschuldigung für den Mord bitten. Er wurde von diesem unter
demütigenden Bedingungen in theatralischer Inszenierung im Muschelsaal
des Potsdamer Neuen Palais' empfangen.
21. Juni 1786
General der Kavallerie Karl Friedrich Wilhelm von Reyher geboren
Reyher
stammte aus einer bäuerlichen Familie und hat den Militärdienst von der
Pike auf als Gemeiner erlernt. Er zeichnete sich bereits in den
Befreiungskriegen aus, z.B. bei Leipzig. Wegen erwiesener Tapferkeit
und Befähigung stieg er in Offiziersrang auf und wurde 1828 geadelt.
Nachdem er sich als Stabschef des Gardekorps weiteres Ansehen erworben
hatte, ernannte ihn König Friedrich Wilhelm IV. im Mai 1848 zum Chef
des Generalstabes der Armee, eine Einrichtung, die das intellektuelle
Erbe der Reformer von 1808 bewahrte, aber wenig Beachtung fand. Reyher
setzte sich nachdrücklich für ihre Erhaltung und Qualität ein. Als er
1857 – nominell noch amtierend – starb, umfasste der „Große
Generalstab“ (incl. Topographieabteilung) 24 Offiziere. Berühmter als
er wurde sein Nachfolger Hellmuth von Moltke (d.Ä.), auf den
bedeutendere Aufgaben zukamen.
22. Juni 1740
Letzter öffentlicher Auftritt der „Langen Kerls“ bei der Leichenparade des Soldatenkönigs
Die
Vorliebe des Soldatenkönigs für riesenhafte Grenadiere hatte zu diesem
ineffektiven Schauregiment geführt – neben der eigens eingerichteten
täglichen Austern-Post aus Hamburg die einzige teure Marotte, die sich
der sonst so geizige Friedrich Wilhelm I. geleistet hat. Die Methoden,
mit denen er an große Soldaten zu kommen suchte, reichten von
Versprechungen, Kauf über Zwangsrekrutierungen
bis hin zu Vorstellungen, besonders große Menschen züchten zu können.
Die naiven Tafelbilder, auf denen Friedrich Wilhelm I. einzelne seiner
Riesengrenadiere verewigt hat, zeugen von seiner halb rührend, halb
skurril anmutenden Besessenheit in dieser Sache. Andererseits belegen
Passagen aus seinem politischen Testament, dass er sich dieser
Absonderlichkeit sehr wohl bewusst gewesen ist und sie übertrieb, um
Österreich den Eindruck seiner Harmlosigkeit zu vermitteln.
23. Juni 1740
Errichtung des Regimentes der Gardes du Corps
Das
vornehmste Kavallerie-Regiment der preußischen Armee, welches damals
noch als 13. Kürassier-Regiment gezählt wurde, nimmt hier seinen An-
fang. Berühmt wurde der Ausspruch eines seiner Kommandeure, Wilhelm
Dietrich von Wackenitz, der bei Zorndorf äußerte: „Ich halte keine
Schlacht für verloren, in der Eurer Majestät Garde du Corps noch nicht
attackiert haben.“ Das wurde so etwas wie das Motto, das
Selbstverständnis dieses Eliteregimentes. Als Feldzeichen führte es
eine ungewöhnliche Standarte, die dem römischen Labarum ähnelte: an der
Fahnenstange war eine Querstange aufgehängt, an welcher das
eigentliche, silberne Fahnentuch mit dem schwarzen preußischen Adler
befestigt war. Im Unterschied zum ebenfalls exklusiven Regiment Gens
d’armes, welches 1806 aufgelöst wurde, bestand das Garde du Corps bis
zum Untergang der Hohenzollernmonarchie.
23. Juni 1771
Generalfeldmarschall (1847) Ludwig Leopold Gottlieb Hermann von Boyen geboren
General
Hermann von Boyen gehörte zu den Mitgestaltern der Militärreform, die
Preußen für die Befreiungskriege gegen Napoleon und auf die erste
Hälfte des 19. Jahrhunderts vorbereitete. Er war ein Intellektueller,
ein Schüler Kants. Das Projekt der Wehrpflicht geht wesentlich auf ihn
zurück; auch als „Vater der Landwehr“ wurde er bezeichnet. Die
Befreiungskriege machte er als Stabschef des Korps Bülow mit, bis ihn
der König von 1814 – 19 zum ersten preußischen Kriegsminister machte;
danach wurde er, wie andere Reformer auch, mehr oder weniger
kaltgestellt. Ernst Moritz Arndt, mit dem er befreundet war, verfasste
auf seinen Tod im Jahre 1848 (15.2.) ein Gedicht, das ihn würdigt. Sein
Wahlspruch lautete: „Licht, Recht und Schwert“.
24. Juni 1688
Generalfeldmarschall (1751) Friedrich Leopold
Graf von Geßler geboren
Berühmt
wurde Geßler durch die Attacke des Dragonerregimentes Ansbach-Bayreuth,
dessen Chef er war, bei Hohenfriedberg. Es ist indessen unsicher, ob
tatsächlich er es war, der diesen Ritt kommandiert hat. Es spricht aber
einiges dafür, dass Friedrich der Große ihn mit dem Erfolg des
Regimentes in Verbindung brachte: Eine bereits früher beantragte
Erhebung in den Grafenstand, die er zunächst ablehnend beschied, wird
am 31.7.1745 vollzogen. Im gleichen Jahr kommandierte Geßler auch in
der Schlacht bei Kesselsdorf
den rechten Kavallerieflügel. Überliefert sind Teile des Briefwechsels
zwischen dem König und dem Feldmarschall: Friedrich versuchte, ihm bei
seinen familiären Problemen zu raten. Die ersten Schlachten des
Siebenjährigen Krieges machte er noch mit. Am 22.8.1762 stirbt Graf
Geßler in Brieg, nachdem er sich schon vorher aus Altersgründen aus dem
aktiven Dienst zurückgezogen hatte.
25. Juni 1752
Prinz Heinrich heiratet Prinzessin
Wilhelmine von Hessen-Kassel
Diese
Ehe wurde, mehr noch als die von Friedrich dem Großen, als eine
Scheinehe angesehen – Heinrich schätzte die Gesellschaft der Frauen
nicht sehr und zog es vor, die Lebensbereiche getrennt zu halten. Hatte
einst der Soldatenkönig die Eheschließung des Kronprinzen Friedrich zur
Bedingung für ein gewisses Maß an Freiheit und Selbstständigkeit
gemacht, so handelte der König Gewordene an seinem Bruder ganz ähnlich.
Dabei ist die Prinzessin eine wirkliche Schönheit gewesen, deren
Anblick den Frauenverehrer Prinz August Wilhelm völlig verwirrte, als
er sie zum ersten Mal sah.
26. Juni 1657
Der Große Kurfürst ernennt den
Freiherrn von Sparr zum kurbrandenburgischen Generalfeldmarschall
Otto
Christoph Freiherr von Sparr (1599 – 1668) ist der erste in der langen
Reihe der brandenburgischen und preußischen Feldmarschälle. Geboren
wahrscheinlich am 15.11. in Prenden bei Bernau, machte sich Sparr vor
allem um die Organisation der Artillerie und das Befestigungswesen
verdient. Er führte die brandenburgischen Truppen 1656 in der
siegreichen Schlacht bei Warschau und 1664 in der Türkenschlacht bei
St. Gotthard. Die Berliner gestatteten ihm, ein Familiengrabmal neben
dem Altar der Marienkirche zu errichten, weil er die Kirche einmal
gerettet hatte: Als 1661 ein Blitz den Turm in Brand setzte und Gefahr
für das Kirchenschiff bestand, ließ der erfahrene Artillerist denselben
mit wohl gezielten Kanonenschüssen herunterholen, so dass die übrige
Kirche vom Feuer verschont blieb. Beim Wiederaufbau des Turmes und bei
der Errichtung der Grabstätte übernahm sich Sparr, so daß er
hochverschuldet am 9. Mai 1668 starb.
27. Juni 1866
Schlacht bei Nachod
Das
V. Armeekorps sollte sich, um seine strategische Aufgabe im Gesamtplan
zu erfüllen, aus dem schmalen Engpass von Nachod heraus in die Ebene
entfalten. Trotz heftiger Angriffe zahlenmäßig vor allem anfangs stark
überlegener österreichischer Verbände unter Feldmarschalleutnant von
Ramming und General Hertwick, die das zu verhindern suchten, gelang es
dem Kommandierenden General v. Steinmetz, mit seinen Truppen das freie
Feld zu gewinnen und das gesamte Korps aus dem Engpass herauszuführen.
In die gleichzeitig stattfindende Kavallerieschlacht griff auch der
Armeeoberbefehlshaber, Kronprinz Friedrich Wilhelm, ordnend ein. Der
Ruhm des Tages gebührt aber vor allem Steinmetz, der sich den
Ehrennamen des „Löwen von Nachod“ verdiente. Hier bewährten sich
erstmals die neuen preußischen Zündnadelgewehre in großem Maßstab.
27. Juni 1866
Gefecht bei Langensalza
Die
hannoversche Armee unter König Georg V. und General v. Arentschild war
von Göttingen aufgebrochen, um sich mit den bei Meiningen stehenden
bayerischen Truppen zu vereinigen. Anfangs hatte der König gezögert,
gegen Preußen die Waffen zu erheben, sich dann aber überreden lassen,
an die Seite Österreichs zu treten. Ein Angebot König Wilhelms für
freien Abzug nach Bayern und dortige Neutralität lehnte er ab. Das
Gefecht bei Langensalza mit den preußischen Truppen kam durch die auf
beiden Seiten herrschende unzutreffende Auffassung zustande, die Bayern
seien nah genug, um die Hannoveraner zu unterstützen. Daher sandte
General Vogel v. Falckenstein nur das Korps des Generals von Flies
gegen den Feind. Die hannoversche Kavallerie ritt einige glänzende
Attacken, und es gelang der Übermacht, die Preußen zum Abzug zu
zwingen. Die Sieger hatten sich jedoch völlig verausgabt und litten
zudem unter Munitionsmangel, so dass sie ihren Erfolg nicht ausnutzen
konnten.
27. Juni 1866
Gefecht bei Trautenau
Der
27. Juni 1866 war auch auf dem böhmischen Kriegsschauplatz kein
Glückstag für die Preußen: Das zur Zweiten Armee gehörende 1.
(Ostpreußische) Armeekorps unter General Adolph von Bonin ging auf
Befehl des Kronprinzen gegen Trautenau vor und erstürmte den Ort. Die
vom Gardekorps angebotene Hilfe wies Bonin zurück. Der Befehlshaber der
Österreicher, Feldmarschallleutnant von Gablentz, lancierte jedoch am
Nachmittag unerwartet einen Gegenangriff und warf die Preußen aus
Trautenau wieder hinaus. Am folgenden Tag setzte daher Kronprinz
Friedrich Wilhelm das Gardekorps zu einem neuerlichen Angriff gegen
Burkersdorf und Trautenau an, in dessen Verlauf Gablentz' Truppen
zersprengt und beide Orte genommen wurden.
28. Juni 1675
Schlacht bei Fehrbellin
Die
Schweden hatten des Kurfürsten kriegerische Aktivitäten am Rhein
benutzt, um unter dem Vorwand einer „bewaffneten Vermittlung“ in die
Mark einzufallen, wo sie binnen kurzem hausten wie im Dreißigjährigen
Krieg. Friedrich Wilhelm kehrte zurück, nicht ohne seine Pläne
diplomatisch abgesichert zu haben. Dann aber fuhr er überraschend mit
einem kleinen, aber schlagkräftigen Heer in die schwedische Aufstellung
bei Rathenow. Der Prinz von Hessen-Homburg griff mit der
Kavallerievorhut bei Linum an und warf den Feind auf Hakenberg. Der
Kurfürst selbst zerschlug General Wrangels Stellung an der Spitze
seiner Dragoner und zwang ihn zum Rückzug auf Fehrbellin, welches
Feldmarschall Derfflinger am folgenden Tag erstürmte. Die Schweden
waren gezwungen, die Mark Brandenburg zu verlassen. Dies ist der erste
eigenständige Sieg, den die Brandenburger gegen einen auswärtigen Feind
erfochten haben.
28. Juni 1744
Prinz Heinrich bekommt
Schloss Rheinsberg geschenkt
Das
widersprüchliche Verhältnis von Friedrich II. und seinem Bruder Prinz
Heinrich lässt sich an dieser Gabe gut zeigen. Der König schenkt ihm
den Ort, an dem er selbst nach eigenem, späten Urteil einzig glücklich
gewesen ist, und den er nach seiner Thronbesteigung nur noch sehr
selten aufgesucht hat. Andererseits verhindert er über lange Jahre,
dass Heinrich dort Wohnung nimmt. Erst nach des Prinzen Eheschließung
erlaubt er ihm 1753, sich dorthin zurückzuziehen. Und tatsächlich wird
das Schloss vor allem nach dem Siebenjährigen Krieg Hort einer stillen,
verbissenen Fronde gegen den König. Nach dessen Tod setzt Heinrich im
Angesicht des Schlosses mit dem Obelisken für den Bruder Prinz August
Wilhelm auch den eigenen Vorbehalten gegen Friedrich ein Denkmal.
28. Juni 1813
General von Scharnhorst gestorben
Die
ohnehin nicht siegreiche Schlacht bei Großgörschen bekam durch den Tod
des Generals von Scharnhorst noch eine zusätzliche Tragik. Dort zwar
nur verwundet, ließ ihm eine diplomatische Mission während des
Waffenstillstandes keine Zeit zur Genesung. Der Stabschef wollte nach
Wien reisen, um das zögernde Österreich zum Anschluss an die Sache der
Verbündeten zu bewegen. Auf dem Weg dorthin erlag er in Prag seiner
Verwundung. Scharnhorst hat die Militärreformen, die nach 1807
dringend notwendig waren, um Preußen wieder erstarken zu lassen, mit
großem Sachverstand und menschlichem Takt durchgesetzt. Es gab selbst
von Seiten konservativer Kreise kaum ein Wort persönlicher Kritik an
ihm. Was er als Feldherr selbst zu leisten vermocht hätte, werden wir
niemals erfahren.
28. Juni 1866
Schlacht bei Skalitz
Das
V. Armeekorps unter General von Steinmetz wurde, nachdem es sich bei Nachod den Weg ins flachere böhmische Land erzwungen hatte, vom 8.
österreichischen Korps unter Erzherzog Leopold angegriffen. Die
Preußen wiesen den Angriff zurück, worauf sich die Österreicher hinter
den Bahndämmen von Skalitz verschanzten.