Einen durchaus subjektiven Kalender haben die beiden Preußen-Freunde
Ralph Breyer und Jörg-Hendrik Sohst für dieses Jahr zusam
Preußen Kalender NOVEMBER
Einen durchaus subjektiven Kalender haben die beiden
Preußen-Freunde Ralph Breyer und Jörg-Hendrik Sohst für dieses Jahr zusammengestellt. Breyer, z.Zt.
wissenschaftlicher Berater des Museums zur Brandenburgisch-Preußischen
Geschichte auf Schloss Gusow, Sohst,
selbstständiger Privatdozent in Berlin und Paris, haben den Kalender als Buch
herausgegeben.
Die Luxusausgabe in Leder gebunden kostet 78,- DM, die einfache Ausgabe 34,80
DM.
Einen monatlichen Vorabdruck veröffentlichen die Preußischen Nachrichten, das
Buch ist über die Preußische Gesellschaft erhältlich.
1. November 1877
Generalfeldmarschall (1856)
Graf Wrangel in Berlin gestorben
Die
militärischen Führungsfähigkeiten des einst schneidigen Kavalleristen
werden zum Teil sehr skeptisch beurteilt. Da, wo er wirklich Kommando
führte, wie 1864 gegen Dänemark, hat er wenig Ruhm erworben. Zu diesem
Zeitpunkt zählte er allerdings auch schon 80 Jahre. Frühere große
Gelegenheiten der Bewährung sind ihm nicht gegeben worden. So bleiben
die unzähligen wohlwollenden Anekdoten, die über ihn kursierten und von
denen vielleicht die wenigsten wahr sind. Dennoch sagen sie etwas über
ihn aus, denn die sie mit seinem Namen verbunden erzählten, konnten
wissen, was zu ihm passte. So ist es immer wieder eine bestimmte
treuherzige, derbe, aber niemals brutale Sorte von Schlagfertigkeit und
Humor, die mit ihm in Verbindung gebracht wird. Als ihm Major Rimpler
von der Berliner Bürgerwehr 1848 erklärte, er habe den Befehl, die
Nationalversammlung zu verteidigen und werde nur der Gewalt weichen,
meinte Wrangel trocken: „Dann sollten Se jetzt weichen, Herr Major, de
Jewalt is nämlich da.“ Ein Intellektueller wie Gneisenau, Scharnhorst
oder Moltke ist er wirklich nicht gewesen, eher stilisierte er sich in
der Art des alten Blücher.
1. November 1539
Einführung der Reformation in Brandenburg
Während
Kurfürst Joachim I. Nestor ein erbitterter Gegner der Reformation war,
kann sich sein Nachfolger, Joachim II. Hektor, ihr nicht mehr
verschließen. Am 1. November 1539 nimmt er das Abendmahl im Berliner
Dom nach evangelischem Ritus, also „in beiderlei Gestalt“ – d.h. Brot
und Wein. Bei den Katholiken war es üblich, nur das Brot der Gemeinde
zu geben, wohingegen der Priester stellvertretend für alle den Wein
trinkt: „pro omnibus bibo“ (Ich trinke für euch alle.) Dieser
persönliche Schritt des Landesherren bringt es nach der Regel „cuius
regio, eius religio“ (Wes die Herrschaft, des der Glauben) mit sich,
dass die Mark Brandenburg damit offiziell protestantisch wird. Das wird
durch eine neue Kirchenordnung gefestigt.
2. November 1810
Edikt über die Einführung einer allgemeinen Gewerbesteuer
Im
Zuge der Reformen und Neuordnung des preußischen Staates war auch das
Steuerwesen auf eine neue Grundlage zu stellen. Das bürgerliche Element
hatte bereits unter dem Soldatenkönig und Friedrich dem Großen
Ermutigung und Förderung erfahren, aber doch nach einem sehr feudalen,
merkantilistischen Prinzip. Die Aufgabe, die sich den Reformern um
Stein und Hardenberg stellte, war, eine bürgerliche Revolution nach dem
französischen Vorbilde von oben durchzuführen. Damit war klar, dass das
agrarische in seiner Bedeutung zurückgehen und die bürgerlich
bestimmte Ökonomie gleichberechtigt oder sogar bevorzugt an seine Seite
zu treten hatte. Bürgerliche Wirtschaft aber bedeutete allgemeine
bürgerliche Steuern – eine neue finanzielle Grundlage der preußischen
Staates.
3. November 1760
Schlacht bei Torgau
Friedrich
hatte beschlossen, Feldmarschall Daun bei Torgau anzugreifen. Er teilte
seine Kräfte in zwei unabhängig voneinander operierende Korps. Die
Hauptmacht unter seinem eigenen Befehl sollte den Österreichern vom
Norden her in den Rücken fallen. Es kam alles anders: Daun durchschaute
die Absicht und machte kehrt, so daß Friedrich den Angriff gegen ihn
eröffnen musste. Offensichtlich geschah das zu früh, denn das zweite
Treffen unter General von Zieten brauchte lange, bis es zu Hilfe kommen
konnte. Die Situation der preußischen Armee wurde aufgrund des
furchtbaren Artilleriefeuers der Österreicher prekär. Der König selbst
wurde durch eine Musketenkugel vom Pferd geschleudert, aber nicht
weiter verwundet. Endlich tauchte der alte Husar mit seinen Einheiten
am späten Mittag überraschend aus den Wäldern im Rücken des Feindes auf
– „Zieten aus dem Busch“. Auch er bedurfte indessen zweier Angriffe, um
den Feind zu werfen. So wurde die drohende Niederlage doch noch in
einen Sieg umgewandelt.
4. November 1805
Zar Alexander I., König Friedrich Wilhelm III. u. Königin Luise geloben einander Freundschaft am Sarge Friedrich des Großen
Der
lebhafte, imponierende Zar Alexander – nach dem Besuch in Berlin
erhielt der Alexanderplatz seinen Namen – bildete in vielem einen
vorteilhaften Gegensatz zu König Friedrich Wilhelm III. Das verfehlte
auf Königin Luise seine Wirkung nicht; sie hat zeitlebens eine gewisse
Schwäche für den russischen Herrscher gehabt, wie er für sie. So kam es
beim Besuch in Potsdam zu jener emotionalen Szene, bei der die drei
sehr wohl gewußt haben, gegen wen und welche Gefahr sie sich verbinden.
Kein Jahr später stand Napoleon an derselben Stelle in der
Garnisonkirche und sagte über Friedrich den Großen: „Wenn dieser noch
lebte, stünde ich nicht hier.“ In den Wirren, die dem romantischen
Schwur folgten, hat sich Alexander I. nicht immer als sehr
zuverlässiger Freund erwiesen, zumal auch er die militärische Macht der
Franzosen mehrmals hart zu spüren bekam. Aber er hat in Tilsit
verhindert, daß Preußen ganz von der Landkarte verschwand. Und er hat –
Friedrich Wilhelms Treubruch von 1812 verzeihend, der Napoleon ein
Hilfskorps gegen den Schwurbruder stellen musste – mit diesem und dem
österreichischen Kaiser gemeinsam den Korsen besiegt und vom Thron
gestoßen.
4. November 1741
Erbhuldigung in Breslau
Die
schlesischen Honoratioren leisteten König Friedrich als ihrem neuen
Landesherrn den Treueid. Der improvisierte Rahmen des Aktes mutet nicht
sehr überzeugend an: Vom österreichischen Doppeladler, der den Thron
schmückte, welcher von früheren habsburgischen Kaiserbesuchen in der
Stadt übrig geblieben war, wurde einer der Köpfe abmontiert und
zusätzlich ein Band mit Friedrichs Namen um das heraldische Symbol
drapiert. Auch ein Reichsschwert, auf welches zu schwören gewesen wäre,
fehlte. Friedrich ersetzte es durch seinen Degen.
5. November 1757
Schlacht bei Roßbach
Nach
anfänglichem blutigen Erfolg bei Prag waren Friedrichs Pläne bei Kolin
gescheitert. Bei Roßbach nun stand er mit 21.000 Mann den Franzosen
unter Marschall Soubise und der Reichsarmee unter dem Herzog von
Hildburghausen gegenüber, zusammen ca. 41.000 Mann. Am zeitigen
Nachmittag befand sich die verbündete Armee in vier Kolonnen im vollen
Anmarsch, in der Meinung, die abziehenden Preußen zu verfolgen. Da
plötzlich wurde die Kavallerievorhut von der gesamten preußischen
Reiterei unter dem genialen Generalmajor von Seydlitz (36 J.)
überraschend angegriffen und in erbittertem Kampf zersprengt. Dann
liefen die Marschsäulen der Verbündeten in das Artillerie- und
Infanteriefeuer der königlichen Armee. Inzwischen hatte Seydlitz seine
38 Schwadronen zu einem zweiten gewaltigen Schlag gesammelt, den er in
die rechte Flanke der Verbündeten führte. Das entschied den Sieg. Die
feindliche Armee verlor etwa 10.000 Mann, die preußischen Verluste
beliefen sich auf 548 Mann. Damit war Friedrichs Ansehen
wiederhergestellt und seine strategische Situation spürbar verbessert.
6. November 1730
Hinrichtung des Leutnants
Hans Hermann v. Katte (1704 – 30)
Die
unhaltbaren, unwürdigen Zustände, denen die Mitglieder der königlichen
Familie unter der Tyrannei Friedrich Wilhelms I. ausgesetzt waren,
bewogen den Kronprinzen Friedrich, aus dem Machtbereich des Vaters
fliehen zu wollen. Das Unternehmen scheiterte, und der tobende König
stellte sowohl Friedrich als auch Leutnant von Katte, einen Helfer der
Flucht, vor Gericht. Wenig fehlte und er hätte den Thronfolger zum Tode
verurteilt. Das konnten seine Umgebung und der Wiener Hof verhindern.
Katte jedoch war nicht zu retten: vor den Augen des Kronprinzen
Friedrich wurde er in der Festung Küstrin mit dem Schwert hingerichtet.
Damit hatte der Soldatenkönig dem Sohn seinen blutigen Ernst
klargemacht, und der düstere Novembertag brach Friedrich, und formte
ihn fortan im Sinne des väterlichen Willens, ohne ihn jedoch zu
zerstören.
6. November 1852
Der erste preußische Marschallstab
soll angefertigt werden
Der
Brauch, den höchsten militärischen Dienstgrad auch in Preußen durch
ein zusätzliches Zeichen seiner Würde zu ehren, geht direkt auf
ausländisches Vorbild zurück. Bis dahin war das hierzulande nicht
üblich gewesen. Während der Vorbereitung der feierlichen Beisetzung des
am 14.9.1852 verstorbenen britischen Feldherren und Staatsmannes
Herzogs von Wellington meldete der Chef der preußischen Abordnung,
General der Kavallerie Graf Nostitz, seinem König, daß hinter dem
Verstorbenen die Marschallstäbe verschiedener Nationen, welche ihn mit
diesem Titel geehrt hatten, nachgetragen werden sollten. Friedrich
Wilhelm IV. reagierte sofort, indem er Nostitz aus Sanssouci unter dem
Datum des 6. November die Anfertigung eines solchen Ehrenzeichens
anzeigte, so dass auch die Preußen den einstigen Alliierten von Belle
Alliance dergestalt würdigen konnten. Als nächsten wurden dem
russischen Feldmarschall Fürst Paskjewitsch und 1856 dem preußischen
Grafen Wrangel ein Marschallstab verliehen.
7. November 1806
Kapitulation Blüchers bei Ratkau
Generalleutnant
v. Blücher hatte nach der Niederlage bei Auerstedt einige halbwegs
intakte Verbände zusammengefasst und diese, verfolgt von mehreren
französischen Korps, quer durch Deutschland nach Nordosten geführt.
Dabei hatte sich Oberst v. Scharnhorst zu ihm gesellt, und es
entwickelte sich spontan eine Zusammenarbeit des Taktikers und
Haudegens mit dem Denker und Organisator, wie sie später in der
Konstellation Heerführer - Stabschef für die preußische Armee typisch
werden sollte. Doch viele Hunde waren des Hasen Tod: trotz großer
Tapferkeit und Entschlossenheit stellte der Franzosen Übermacht Blücher
bei Ratkau in der Nähe von Lübeck. Dem alten Husaren war es
widerwärtig, die Waffen strecken zu müssen, aber es gab keinen Ausweg:
„Ich kapituliere, weil ich kein Brot und keine Munition mehr habe.“
Später wurde er gegen den französischen Marschall Victor ausgetauscht.
8. November 1572
Kurfürst Johann Sigismund geboren
Unter
der Herrschaft dieses Kurfürsten wird der entscheidende Schritt zur
Verbindung zwischen Brandenburg und Preußen getan: Als Albrecht von
Brandenburg, der letzte Hochmeister des deutschen Ritterordens, das
Land in ein erbliches Herzogtum umwandelte, kam mit ihm die
ansbach-bayreuthische Linie der Hohenzollern dort an die Macht. Sein
Sohn Albrecht Friedrich jedoch war nicht regierungsfähig, weshalb
Kurfürst Joachim Friedrich von Brandenburg das Herzogtum für seinen
Schwiegervater administrieren musste. Sein Sohn Johann Sigismund
heiratete ebenfalls eine Tochter Albrecht Friedrichs, Anna von Preußen,
die Schwester seiner Stiefmutter. Als er selbst 1609 Kurfürst wurde,
übernahm Johann Sigismund auch die Vormundschaft über Annas Vater. 1611
wurde er formell mit dem Herzogtum belehnt, das nach Albrecht
Friedrichs Tod (1618) endgültig an das Haus Brandenburg fiel.
8. November 1685
Der Große Kurfürst erläßt das Edikt von Potsdam
Einst
hatte König Heinrich IV. von Frankreich im Edikt zu Nantes den
Protestanten Religionsfreiheit und Feste Plätze zugestanden. Das wurde
im Zuge der Zentralisierungsbestrebungen Kardinal Richelieus 1685
aufgehoben, und die Hugenotten sahen sich gezwungen, auszuwandern, wenn
sie nicht konvertieren wollten. Bei ihnen handelte es sich meist um
Kleinadel, Händler und Handwerker, die sich auf Manufakturwesen
verstanden. Nur zu gern nahm Kurfürst Friedrich Wilhelm ca. 20 000
Réfugiés – Flüchtlinge, wie man die Exilanten nannte – in seine von
langen Kriegen entvölkerten Lande auf, wohl wissend, dass er damit
Bürger gewinnen würde, die für das wirtschaftliche Gedeihen seines
Staates wertvoll werden könnten. Die Überlegung bewährte sich; die
Berliner Hugenotten förderten die Ökonomie und sind in den kommenden
Jahrhunderten treue Preußen gewesen; auch mancher hervorragende Name in
den Annalen der preußischen Armee hatte einen französischen Klang.
8. November 1715
Elisabeth-Christine von Braunschweig-Bevern, nachmalige Gattin Friedrich II. v. Preußen, geboren
Das
Leben der braunschweigischen Prinzessin als Königin von Preußen war ein
eher einsames: Friedrich II. rächte sich für die von seinem Vater
erzwungene Ehe an seiner Frau, indem er sie konsequent von seinem Leben
fern hielt, seit er König geworden war. Sie lebte in einer Art
Nobel-Verbannung auf ihrem Schloß Niederschönhausen, wenn auch unter
standesgemäßen Umständen. Sanssouci hat sie zu Friedrichs Lebzeiten
niemals betreten. Aus dem Siebenjährigen Krieg zurückgekehrt, begrüßte
der König sie lediglich mit den Worten: „Madame sind korpulenter
geworden.“ Trotz alldem zog sie am Ende ihres Lebens die liebenswerte
und nicht unzufriedene Bilanz, keinem Menschen wissentlich Schaden
zugefügt zu haben. Sie starb am 13.1.1797 in Berlin.
8. November 1773
General der Kavallerie
Friedrich Wilhelm von Seydlitz gestorben
Seydlitz'
Name ist wie kein anderer mit den Erfolgen der preußischen
Schlachtenkavallerie in den friederizianischen Kriegen verbunden.
Seinen für damalige Verhältnisse kometenhaften Aufstieg – er war mit 36
Jahren bereits Generalmajor – verdankte der geniale Reiter seiner
Befähigung als taktischer Führer großer Kavalleriegruppen. Er war einer
der wenigen in Friedrichs Umgebung, der sich Widerspruch leisten
konnte. Mit diesen Qualitäten trug er wesentlich zu den Siegen von
Roßbach und Zorndorf bei. Seydlitz' 8. Kürassierregiment im
schlesischen Ohlau, das er auch nach den Kriegen als eine Mustertruppe
führte, war die Akademie der europäischen Kavallerie schlechthin.
Friedrich der Große war über das Siechtum und den frühen Tod des erst
52-jährigen tief erschüttert.
8. November 1945
Generalfeldmarschall (1915)
August v. Mackensen gestorben
Mit
Feldmarschall von Mackensen starb einer der letzten Preußen. Er gehörte
zu den erfolgreichsten deutschen Heerführern des 1. Weltkrieges. Seine
politische Instinktlosigkeit brachte ihn später in fatale Nähe zu den
Nazis, die ihn umwarben. Seine markante Gestalt fehlte – vor allem
anfangs – bei den vielen repräsentativen Anlässen des Dritten Reiches
selten. So schenkte ihm Hitler 1935 das uckermärkische Gut Brüssow.
Dennoch wahrte er eine gewisse Distanz; den obligatorischen Hitlergruß
pflegte er zum Beispiel stets mit einem einfachen „Guten Tag!“ zu
beantworten. Noch im Dezember 1944 pilgerte die OKW-Spitze zu v.
Mackensens pommerschem Gut Falkenwalde, um dem Senior der deutschen
Generalität zum Geburtstag zu gratulieren.
9. November 1414
Kurfürst Albrecht Achill geboren
Der
– seit 1470 – dritte Kurfürst und Markgraf von Brandenburg war eine
bemerkenswerte und kraftvolle Persönlichkeit. Von frühester Jugend an
schlug er sich in allen Fehden und Händeln, derer er gewärtig werden
konnte, herum - auch wenn sie ihn selbst gar nichts angingen. Bei
ausgeprägtem Adels- und Fürstenstolz war er ein jähzorniger Raufbold,
den man auf Grund seiner vielen Blessuren bald „den Vernarbten“ nannte.
Doch verfügte er auch über eine beträchtliche Intelligenz und die
Fähigkeit, komplizierte Verhandlungen mit Geschick und Erfolg zu
führen. Als geschworener Feind städtischer Selbstständigkeit brachte er
gegen das mächtige Nürnberg, dessen Burggraf er war, 1448 den Koburger
Fürstenbund zusammen und kämpfte mit wechselndem Erfolg, bis die
Nürnberger, der Sache überdrüssig, den Frieden erkauften.
9. November 1918
Reichskanzler Prinz Max v. Baden gibt die Abdankung des Kaisers bekannt
Ohne
von Kaiser Wilhelm II. dazu autorisiert zu sein und ohne daß dieser zu
dem Zeitpunkt auch nur davon wusste, hatte der Reichskanzler unter dem
Druck der drohenden Revolution die Abdankung des Kaisers
bekannt gegeben. Wilhelm seinerseits wurde von Generalfeldmarschall von
Hindenburg überredet, ins Exil zu gehen. Es war klar: niemand traute
dem vor 1914 Wort-gewaltigen, der im Krieg selbst aber wenig Nützliches
geleistet hatte, mehr zu, eine Wende in der Stimmung der Bevölkerung
herbeizuführen: selbst seine persönliche Sicherheit war nicht zu
gewährleisten. Im holländischen Exil, das er am Morgen des 10. November
erreichte, hat der Kaiser seine Abdankung unterzeichnet (am 28.11.) und
damit die Entwicklung formal akzeptiert. Das war das Ende eines halben
Jahrtausends Hohenzollernherrschaft.
10. November 1848
General Graf Wrangel
rückt mit seinen Truppen in Berlin ein
Der
Einmarsch Wrangels in die Hauptstadt und die folgende Entwaffnung der
Bürgerwehr markiert das eigentliche Ende der Revolution in Preußen.
Dass es dabei, anders als in Prag oder Wien, zu keinem Blutvergießen
kam, ist einerseits der Unentschlossenheit der Revolutionäre,
andererseits aber auch Wrangels jovialem Geschick im Umgang mit
jedermann zu danken. Eine finstere Drohung allerdings hatte man ihm
angeblich vor dem 10. zugehen lassen: Sollte er es wagen, Berlin zu
besetzen, würde man seine noch in der Stadt weilende Gattin aufhängen.
Wrangel blieb unbeeindruckt und marschierte mit seinen Truppen in die
Stadt ein, aber die Anekdote will es, dass ihm beim Passieren des
Stadttores leichte Zweifel kamen. Er fragte, zu seinem Adjutanten
gewendet: „Ob se ihr woll uffjehängt haben?“
11. November 1772
General Freiherr Hiller von Gaertringen geboren
Johann
August Friedrich Freiherr Hiller von Gaertringen war 1813 zunächst
Adjutant General Yorcks gewesen und kommandierte von der Schlacht an
der Katzbach bis zum Ende des Krieges 1814 mehrfach die Infanterie in
Blüchers Avantgarde. Er war es, der 1815 in der Schlacht bei Waterloo
den Todesstoß gegen die französische Armee führte. Während
Feldmarschall Blücher mit seiner Armee dem Feind in die Flanke
marschierte, fiel Hiller von Gaertringen an der Spitze der 16.
Infanterie-Brigade den letzten intakten Verbänden von Napoleons Garde
in den Rücken, rieb sie völlig auf und nahm Plancenoit. Sein Sohn fiel
1866 in der Schlacht bei Königgrätz, indem er mit der Erstürmung von
Chlum ein ganz ähnliches Manöver ausführte.
12. November 1755
General von Scharnhorst geboren
Gerhard
Johann David Scharnhorst wurde als Sohn bäuerlicher Eltern in Bordenau
bei Hannover geboren. Zum Bauern bestimmt, wurde ihm zuerst wenig
Bildung zuteil. Da er gern Soldat, vielleicht Unteroffizier geworden
wäre, gelang es ihm, auf das Fort Wilhelmstein im Steinhuder Meer zu
kommen, eine Kriegsschule. Dort erwarb er sich mit außergewöhnlicher
Hingabe soviel Fähigkeiten und Kenntnisse, dass eine Karriere in
hannoverschen, ab 1801 in preußischen Diensten möglich wurde. Er zeigte
im Kampf enorme Energie und Kühnheit. Bei Auerstedt war er bereits
Oberst und Generalquartiermeister des Herzogs von Braunschweig.
Scharnhorst muss ein wirklich ungewöhnlicher Mann gewesen sein:
persönlich anspruchslos, niemals verletzend, und doch voller Ideen und
Energie, sie durchzusetzen.
13. November 1741
Generalleutnant Hans Rudolf von Bischoffswerder geboren
Der
General, den in seinen jungen Jahren bereits Friedrich der Große
schätzte, ist ein enger Vertrauter des Königs Friedrich Wilhelm II.
geworden. Er und der zivile Minister Johann Christoph von Wöllner
hatten auf diesen einen Einfluss, der widersprüchlich bewertet wird.
Bischoffswerder war eine glänzende und weltmännische Persönlichkeit,
ein in mancher Hinsicht wertvoller Ratgeber. Andererseits soll er des
Königs Hang zum Wohlleben gefördert und seine mystischen Neigung zum
Orden der Rosenkreuzer unterstützt haben. Man könnte Schlimmeres über
einen Mann sagen; preußischer Tradition schien es doch sehr fragwürdig.
1790 allerdings hat er sich wirklich verdient gemacht als Chef des
Feldjägerkorps, um dessen Ausbau und Ausbildung er sich umsichtig und
gewissenhaft kümmerte. Mit dem Tode Friedrich Wilhelms II. endete sein
politischer Einfluss. General von Bischoffswerder starb am 30.10.1803
in Potsdam.
13. November 1801
Königin Elisabeth von Preußen geboren
Die
Prinzessin, eine Tochter von Bayern-König Max Joseph, und der
preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm (IV.) verliebten sich bereits
bei ihrer ersten Begegnung in Baden-Baden im Sommer 1819 ineinander,
und diese Liebe hat lebenslang gehalten. Sie war auch nötig, um die
enormen Schwierigkeiten der Heirat der katholischen Wittelsbacherin mit
einem protestantischen Thronfolger im Jahre 1823 zuwege zu bringen.
Ursprünglich wollte König Friedrich Wilhelm III. der Ehe aus diesem
Grunde nicht zustimmen. Die ehrliche Katholikin ihrerseits hätte es als
Sünde angesehen, nur um der Liebe willen zum Protestantismus
überzutreten. So wurde ein Kompromiss gefunden: Die Heirat fand statt,
nachdem Prinzessin Elisabeth versprochen hatte, dann zu konvertieren,
wenn sie innerlich dazu bereit sei. Das war erst am 4.5.1830 der Fall.
14. November 1831
Der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel gestorben
Die
Cholera von 1831 hatte Preußen einige hervorragende und geistreiche
Männer gekostet: Neben Feldmarschall Gneisenau und dessen Stabschef
Clausewitz starb auch der Philosoph Hegel an der grassierenden Seuche.
Seine enorme Bedeutung im Preußen der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts mag auf einem Missverständnis beruhen: Der
„Staatsphilosoph“ war keineswegs so konservativ, wie ihn der Hof und
die Regierung verstehen wollten, beriefen sich doch auch die
Revolutionäre Marx und Engels zwar nicht auf die Inhalte seiner Lehre,
wohl aber auf seine dialektische Methode von den Widersprüchen, in
denen sich die Entwicklung vollzieht.
15. November 1748
König Friedrich II. eröffnet das Invalidenhaus in Berlin
Die
beiden ersten Schlesischen Kriege hatten eine Menge Kriegsversehrter
hinterlassen. König Friedrich nahm sich ihrer Probleme an, indem er das
an der heutigen Berliner Invalidenstraße gelegene Haus für sie und ihre
Familien stiftete. Auch der Invalidenfriedhof wird bei dieser
Gelegenheit seiner Bestimmung übergeben. Was der Dorotheenstädtische
Friedhof für die deutsche Geistesgeschichte und Kultur dieses
Jahrhunderts ist, war der Invalidenfriedhof für die preußische
Militärgeschichte. Ihn zu durchwandern, muss in früherer Zeit einem
Gang durch dieselbe gleichgekommen sein. Aber nicht nur Scharnhorst,
Graf Schlieffen und Generaloberst v. Seeckt etwa fanden hier ihre
letzte Ruhe, der Friedhof wurde auch während der Nazizeit genutzt; hier
befand sich das inzwischen unkenntlich gemachte Grab von R. Heydrich
und – heute noch – das von Generaloberst Udet. Durch den Bau der
Berliner Mauer sind weite Teile des Friedhofes zerstört worden.
16. November 1807
General der Infanterie Friedrich Karl von Fransecky geboren
Der
in Gedern geborene General führte 1866 die 7. Division im Verband der
1. Armee des Prinzen Friedrich Karl. In der Schlacht bei Königgrätz
hielt er mit seinen Truppen stundenlang den Svibwald unter schwerstem
Beschuss und trug damit ganz wesentlich zum Sieg bei. 1870/71 war er
Kommandierender General des II. Armeekorps und nahm mit demselben an
den Kämpfen um Metz und Paris teil. Nach dem Krieg kommandierte er das
neu gebildete XV. Armeekorps in Straßburg. General von Fransecky starb
am 21.5.1890 in Wiesbaden.
16. November 1797
Tod Friedrich Wilhelm II. Regierungsantritt Friedrich Wilhelm III.
Günstlingswirtschaft,
Okkultismus und Maitressenwirtschaft – das hat es auch in Preußen
gegeben, wenn auch nur für kurze Zeit. Und es war vielleicht kein
Zufall, dass dies nach der harten und rationalen Herrschaft Friedrichs
des Großen Raum griff, gleichsam als eine Entspannung nach der langen
Zeit der Strenge. Unter Friedrich Wilhelms Regierung (1786 – 97) trat
mit einer Milderung und vorsichtigen Modernisierung der staatlichen und
militärischen Zustände auch eine allgemeine Erschlaffung ein. Obwohl
ihm bei den polnischen Teilungen großer territorialer Gewinn zufiel,
gelang es seiner kurzen Herrschaft nicht, Preußen nachhaltig zu prägen.
Friedrich Wilhelm war persönlich wohlwollend und nicht ohne Sinn für
Politik, wie der oft geschmähte, aber sehr vernünftige Sonderfrieden
von Basel (1795) mit dem revolutionären Frankreich beweist. Zweimal
war Friedrich Wilhelm verheiratet, zuerst mit Elisabeth Christine von
Braunschweig (Scheidung 1769), später mit Friederike Luise von
Hessen-Darmstadt; daneben hatte er mehrere Geliebte.
17. November 1950
Sprengungen des Berliner Stadtschlosses
Die
Sprengung des Schlosses begann am 7.9.1950 und setzte sich bis zum
30. Dezember des Jahres fort. Dabei hatte es bei den alliierten
Luftangriffen nur mäßigen Schaden genommen. Die hasserfüllte, gezielte
Zerstörung des alten Hohenzollernschlosses ist oft und berechtigt
getadelt worden. Der dadurch gewonnene Aufmarschplatz für
Maidemonstrationen kann gegenüber dem wertvollen Kulturgut, welches das
Schloss ja auch war, nicht als Gewinn gesehen werden – heute weniger
denn je. Ulbricht, der die Barbarei anordnete, verstand man
gelegentlich als die „historische Rache Sachsens“ an Preußen. Wie auch
immer – diese Zerstörung ist, ebenso wie der jahrhunderte lange Bau des
Schlosses, ein historischer Akt. Denen, die ihn befahlen und ausführen
ließen, kann man mit Nietzsche nur „die unhistorische Atmosphäre“
zugute halten, „in der jedes große geschichtliche Ereignis entstanden
ist.“ Man glaubte damals daran, am Aufbau eines solchen mitzuwirken.
Wird sich so etwas wiederholen?
18. November 1772
Prinz Louis Ferdinand geboren
Prinz
Ludwig von Preußen – Louis Ferdinand, wie er genannt wurde - war eine
für preußische Verhältnisse außergewöhnliche Gestalt. Von blendendem
Aussehen, intelligent, witzig und musisch, hatte der Neffe des Großen
Friedrich wenig im Sinn mit dem langweiligen Gamaschendienst, den ihm
sein Land zu bieten hatte, im Krieg gegen die französische Republik
zeichnete er sich jedoch aus. Als Musiker war er von Mozart und
Beethoven beeinflusst, der ihm sein 3. Klavierkonzert widmete. Nach
1795 wurde er Chef des 20. Infanterie-Regiments in Magdeburg. Im
Oktober 1799 genehmigte er sich selbst einen Urlaub in Hamburg, wo er
das Leben genoss, bis ihm das Geld ausging. Dann versetzte er – ein
Fall ohne Parallele in der Geschichte Preußens – seinen Stern des
Schwarzen Adlerordens. Allmählich wurde man auch in Preußen auf den
Skandal aufmerksam, zumal hohe Schuldforderungen auf seinen Namen im
Lande einliefen. So bekam er Mitte Februar des darauf folgenden Jahrs
strenge Weisung, sich wieder zurückzumelden, womit sein Ausbruch endete.
19. November 1413
Kurfürst Friedrich II. geboren
Der
erste Hohenzoller in der Mark Brandenburg hatte den Übermut des Adels
in die Schranken gewiesen, sein Sohn Friedrich II., der von 1440 – 1471
Kurfürst war, nahm sich die Städte vor und setzte diesen gegenüber den
landesherrlichen Willen durch. 1442 nutzte er innerstädtische
Konflikte, Berlin und Kölln zu besetzen und die bisherigen Stadtrechte
zu beschneiden. Um seiner Macht Nachdruck zu verleihen, begann er auf
dem Gebiet von Kölln eine Burg zu errichten. Die Spannung nahm zu, und
1447/48 kam es zum so genannten „Berliner Unwillen“. Im Verlaufe des
Aufstandes wurden die kurfürstlichen Errungenschaften zunächst
rückgängig gemacht, die Fundamente der Burg zerstört. Der Kurfürst
schlug zurück und zwang die beiden Schwesterstädte mit militärischer
Gewalt, die Festlegungen von 1442 anzuerkennen. Er ließ die Burg neu
errichten; aus ihr wurde später das Stadtschloss. Es ist eine Ironie
der Geschichte, daß 1808 – auf den Tag genau 405 Jahre nach dem
Geburtstag des Herrschers, der die brandenburgische
Städteselbständigkeit beseitigt hatte – im Rahmen der Steinschen
Reformen die „Preußische Städteordnung“ erlassen wurde, welche die
Selbstverwaltung der Kommunen festlegte.
20. November 1656
Vertrag von Labiau zwischen Brandenburg und Schweden
Friedrich
Wilhelm, der Große Kurfürst, benutzte den Krieg zwischen König Karl X.
Gustav von Schweden und Johann Kasimir von Polen, um die Souveränität
in seiner Eigenschaft als Herzog von Preußen zu erlangen. Die
Anstrengungen des Kurfürsten, ein stehendes Heer zu schaffen, begannen
sich auszuzahlen: Zwar war Brandenburg noch zu schwach, eigene
Großmachtpolitik zu betreiben, aber es sah sich als ein willkommener
und umworbener Alliierter. So erlangte Friedrich Wilhelm nach der
Eroberung Warschaus zunächst die polnische, im Vertrag von Labiau die
schwedische Akzeptanz der Unabhängigkeit des Herzogtums Preußen – gegen
eine Reihe militärischer Bündnisverpflichtungen zugunsten Schwedens.
Damit war der Weg für die Königswürde „in Preußen“ prinzipiell frei.
20. November 1759
„Finkenfang bei Maxen“
Nach
der katastrophalen Niederlage von Kunersdorf verlagerte sich der Krieg
wieder nach Sachsen. König Friedrich II. detachierte gegen den Rat
seiner Umgebung ein selbstständiges ca. 14.000 Mann starkes Korps unter
General Finck von Finckenstein in die Flanke der Österreicher unter
Feldmarschall Daun, wo es auf dem Plateau von Maxen ein Lager
aufschlug. Daun schloß die Preußen mit überlegenen Verbänden (32 000
Mann) ein und lieferte ihnen eine Schlacht, die sie in ausweglose Lage
brachte. Hier machte sich auch die Angewohnheit Friedrichs,
kriegsgefangene Soldaten in seine eigene Armee einzugliedern, durch
Massendesertionen besonders negativ bemerkbar. Finck mußte, wenn seine
Truppen nicht völlig vernichtet werden sollten, kapitulieren. Er ging
am folgenden Tag, dem 21. November mit 8 Generalen, 500 Offizieren, 12.500 Mann und 96 Fahnen in Gefangenschaft. Friedrich hat ihm diese
Schande niemals verziehen und ihn später zum Festungsarrest verurteilt.
Wieder, wie auch im Falle des Prinzen August Wilhelm, nicht berechtigt:
Finck hatte nach seinen eigenen Weisungen operiert.
21. November 1710
Johann Ernst Gotzkowsky geboren
Der
in Conitz (Westpreußen) geborene Sohn eines verarmten polnischen
Adligen betrieb in Sachsen und Preußen Geschäfte. Er erwies sich bald
als genialer und mutiger Unternehmer und brachte es zeitweilig zu
beachtlichem Reichtum. Bei der Besetzung Berlins durch russische und
österreichische Truppen 1760 war es Gotzkowsky, der die Stadt und die
Bürgerschaft gegenüber den feindlichen Befehlshabern vertrat, und dabei
mit Geschick und Engagement verhandelte. Er ersparte Berlin die
Plünderung und handelte die Kontribution, welche der russische General
Tottleben erhob, von 4 auf 1,4 Millionen Thaler herunter. Diese
Verdienste waren es wohl, die Friedrich den Großen bestimmten, beim
Kauf der Porzellanmanufaktur, die ohne Verschulden Gotzkowskys bankrott
gegangen war, einen sehr großzügigen Preis zu bezahlen. Das
unternehmerische Glück blieb dem tüchtigen Mann trotzdem nicht treu:
Gotzkowsky starb, ohne sein Vermögen wieder erworben zu haben, am
9.8.1775.
21. November 1811
Freitod des Dichters Heinrich von Kleist
Kleists
Existenz hatte immer an einem seidenen Faden gehangen, war stets
gefährdet gewesen. All seinen Unternehmungen haftete etwas Gehetztes,
Verzweifeltes an, und oft schlugen sie fehl. Seine Hoffnungen hatte er
zuletzt auf die Aufführung seines „Prinzen von Homburg“ in Berlin
gerichtet, zu der es aber nicht kam. Diese Enttäuschung ließ zugleich
seine wirtschaftlichen Schwierigkeiten immer drängender werden. So
mußte er sich in fast jeder Hinsicht als gescheitert ansehen, denn auch
die nationalen Hoffnungen und Erwartungen, die er hegte, blieben
unerfüllt. Die Herrschaft Napoleons über Deutschland schien
unerschütterlich. An jenem trüben Novembertag wählte er für sich und
seine unheilbar kranke Freundin Henriette Vogel den Freitod, indem er
sie und sich selbst am Kleinen Wannsee bei Potsdam erschoss, um einem
Leben zu entfliehen, in dem er keine Hoffnungen mehr sah.
21. November 1840
Princess Royal Victoria, die nachmalige Kaiserin Friedrich, geboren
Das
erste Kind der englischen Königin Victoria und ihres Gatten, Albert von
Sachsen-Coburg-Gotha, erfuhr eine hervorragende Ausbildung. Albert,
durch die Strenge der englischen Gesetze zur undankbaren Rolle des
Prinzgemahl verdammt, widmete den Kindern viel Aufmerksamkeit und
achtete darauf, daß sie eine umfassende geistige und künstlerische
Erziehung bekamen. So wuchs die attraktive Prinzessin, die erst durch
die Geburt ihres Bruders, des nachmaligen Königs Edward VII., nicht
mehr Thronfolgerin war, unter glücklichen Umständen auf.
22. November 1746
König Friedrich II. bestätigt den Berliner Katholiken die Genehmigung zum Bau einer eigenen katholischen Kirche
Mit
Schlesien hatte Friedrich der Große seinem – überwiegend
protestantischen – Staat eine weitgehend katholische Provinz
hinzugefügt. Wenn das zusammenhalten sollte, konnte er sich religiöse
Intoleranz gar nicht leisten. Sie lag ihm indessen auch so nicht – man
tut ihm wohl nicht unrecht, wenn man ihm Indifferenz zumindestens
gegenüber den einzelnen Konfessionen unterstellt. Bereits früher hatte
er ein großartiges Forum für Berlin geplant, zu dem ein Pantheon
gehörte, eine Kirche, die allen christlichen Konfessionen offenstehen
sollte. Schon sein Vater, Friedrich Wilhelm I., erlaubte in
bescheidenem Rahmen katholischen Gottesdienst in Berlin. Nun entstand
eine repräsentative katholische Kirche in der Hauptstadt, die den Namen
der Heiligen Jadwiga oder Hedwig, einer polnischen Königstochter, nicht
zufällig tragen sollte: sie war die Schutzpatronin Schlesiens. Legeay
erstellte 1747 die Entwürfe des Baues. Unter der Leitung von Johann
Boumann wurde sie 1773 vollendet. Anekdoten knüpften sich an die Form
der Kirche: ihre Kuppel ähnelte der umgedrehten Kaffeetasse – König
Friedrichs. Wessen auch sonst.
22. November 1757
Schlacht bei Breslau
Nach
dem Sieg von Roßbach wandte sich Friedrich der Große seinem
Hauptgegner, den Österreichern, zu. Er hatte gehofft, sich dabei auf
die preußischen Truppen stützen zu können, die unter dem Herzog von
Braunschweig-Bevern Schlesien gegen den überlegenen Feind halten
sollten. Dieser aber griff unter dem General von Nádasdy die Preußen
bei Breslau mit fast dreifacher Übermacht an und fügte ihnen eine
verheerende Niederlage zu. Die Festungen Schweidnitz und Breslau
gefallen, die Österreicher kampfeslustig und nach gewonnener Schlacht
in Siegesstimmung – das war die Situation, in welcher sich Friedrich
zum Angriff bei Leuthen entschloss. Dem Herzog von Bevern und den für
die Niederlage verantwortlichen Generalen v.Lestwitz, v.Katte und
v.Kyau aber hat er den Misserfolg niemals verziehen, die letzteren
wurden zu jahrelanger Festungshaft verurteilt.
23. November 1745
Gefecht bei Katholisch-Hennersdorf
Nach
der Schlacht bei Soor (30.9.1745) war Friedrich II. überzeugt, daß der
2. Schlesische Krieg vorbei sei. Er musste aber zur Kenntnis nehmen,
dass die Österreicher und Sachsen sich noch nicht geschlagen geben
wollten und einen Winterfeldzug vorbereiteten. So entschloss er sich zu
einem schnellen Gegenangriff. Im Zuge dieser Operationen, zu denen auch
die Schlacht bei Kesselsdorf gehört, gelang es dem General v. Zieten
mit seinen Husaren, ein sächsisches Korps im Quartier in
Katholisch-Hennersdorf in der Nähe von Görlitz zu überraschen und
völlig zu besiegen. Daraufhin zogen sich die Österreicher unter Prinz
Karl von Lothringen zurück; die Preußen nahmen Görlitz. Auf diesem
Spätherbstfeldzug macht Friedrich übrigens auch ökonomische Beute: er
warb Arbeiter der Meißner Porzellanmanufaktur ab, dazu eine große Menge
Damastweber.
24. November 1774
König Friedrich II. erläßt ein Edikt gegen Hazard- und Glücksspiele
In
den Jahren nach dem Siebenjährigen Krieg leistet Friedrich der Große
viel, um das verwüstete und ausgelaugte Land wieder aufzubauen. In
diesen versucht er, die Landwirtschaft sowie Handel und Gewerbe zu
fördern und leistungsfähig zu machen. Er folgt darin den Wegen, die
bereits sein Vater, der Soldatenkönig, beschritten hatte. Friedrich
legt großen Wert darauf, dass das Geld im Lande bleibt und sinnvoll und
sparsam verwendet wird. So war es nur natürlich, daß ihm Glücksspiele
und Luxus zuwider waren; das von ihm erlassene Edikt ordnet sich in
diese Bemühungen ein. Die Schwäche des von ihm praktizierten
Herrschaftsstiles lag darin, dass er alles selbst überblicken und
regeln wollte. Wenn der Staat noch größer werden würde, oder wenn
weniger energische und arbeitsame Herrscher ihm folgen würden – beides
geschah in der Folge – war abzusehen, daß ein Einzelner diese
Herrschaftspraxis nicht aufrecht erhalten könnte. Und die Untertanen
waren nicht darauf vorbereitet, als selbstständige Staatsbürger zu
handeln.
25. November 1864
König Wilhelm I. zeichnet Militärs für den dänischen Krieg aus
Trotz
diverser Pleiten, die passiert waren, trotz einiger Unzulänglichkeiten
seitens der Armeeführung (Generalfeldmarschall Graf Wrangel und Prinz
Friedrich Karl) hatte sich die neue Heeresorganisation recht gut
bewährt, vergleicht man mit den erschreckenden Unzulänglichkeiten,
welche die Mobilisierung anläßlich der Olmützer Punktation von 1850
offenbart hatte. Seit fast einem halben Jahrhundert hatte man keinen
militärischen Sieg mehr errungen, und der Befehl König Wilhelms,
anlässlich des Sieges an den Düppeler Schanzen in Berlin Salut schießen
zu lassen, stieß auf Schwierigkeiten, weil sich niemand mehr erinnerte,
wieviel Schuss Salut aus solchem Anlass üblich waren. So war die Freude
nach dem gewonnenen Krieg gegen Dänemark groß, und Wilhelm I., der sich
besonders für die Heeresreform eingesetzt hatte, mochte ihn als einen
persönlichen Erfolg ansehen. Er geizte denn auch nicht mit
Auszeichnungen für seine Generale und Offiziere: so erhielt u.a. der
General der Infanterie Herwarth von Bittenfeld, dessen 1. Kombiniertes
Armeekorps die Besetzung der Insel Alsen vollzogen hatte und damit
kriegsentscheidend wurde, das „Großkreuz des Rothen Adler-Ordens mit
Eichenlaub und Schwertern“.
26. November 1822
Fürst Hardenberg in Genua verstorben
Vor
Bismarck hatte kein Staatsmann in Preußen eine solche Machtfülle neben
und unter dem König innegehabt, wie Hardenberg. Friedrich Wilhelm III.
war froh, sich auf ihn stützen zu können, und gewährte ihm relativ
freie Hand. Der Staatskanzler – so sein Titel – nutzte sie, um die von
Stein begonnenen Reformen zu vollenden und die preußische Verwaltung in
einen mustergültigen Zustand zu versetzen. Seine außenpolitische
Bedeutung jedoch nahm ab, als Preußen ins Fahrwasser der Heiligen
Allianz geriet und sich dem Einfluß Metternichs öffnete. Hardenbergs
Amtsführung fand auch Kritik, z.B. durch W. v. Humboldt. Der alternde
Staatsmann war nicht frei von persönlichen Eitelkeiten. Im Unterschied
zu Blücher legte er großen Wert auf den Fürstentitel, den er 1814
erhielt. Für seinen Tod hatte er festgelegt, dass sein Herz
einbalsamiert und im Altar der Kirche von Neuhardenberg (östlich von
Berlin) sichtbar beigesetzt werden solle – der einzige Fall dieser Art
im protestantischen Bereich. Man kann es noch heute dort betrachten.
27. November 1676
Errichtung des Leib-Regimentes der Churfürstin
Das
Leibregiment der Churfürstin gilt als Stammtruppe des späteren 2.
Garde-Regimentes zu Fuß, das am 19. 6. 1813 entstand. Seine Garnison
war, wie bei den meisten Garde-Regimentern, Berlin, wo dieselben zum
Garde-Korps zusammengefasst wurden. Das Regiment der Kurfürstin
Dorothea trug rote Leibröcke mit weißem Futter und entsprechende
Mäntel. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die blaue Uniformierung der
brandenburgisch-preußischen Truppen noch längst nicht allgemein
durchgesetzt.
28. November 1918
Kaiser
Wilhelm II. unterzeichnet im Niederländischen Exil den Verzicht auf den
preußischen Königs- und damit auch auf den deutschen Kaiserthron
Damit
bestätigte der Kaiser die am 9. November ohne sein Wissen von
Reichskanzler Prinz Max von Baden bekanntgegebene Abdankung. Der
Verzicht, sowie die Erklärung, sich hinfort nicht politisch betätigen
zu wollen, machten Wilhelm zu einer Privatperson. Das war die
Grundvoraussetzung für die Bereitschaft der niederländischen Regierung,
ihm Asyl in Holland zu gewähren. Es gab in der Folge durchaus Versuche
der Alliierten, die Auslieferung und Aburteilung des Ex-Monarchen zu
erwirken, den sie als Kriegsverbrecher ansahen. Aber weder wurden diese
Absichten mit letzter Konsequenz verfolgt noch waren die Niederlande
bereit, diesem Druck nachzugeben. Der Ex-Kaiser machte im Exil durch
enorme Mengen gefällter Bäume und gehackten Holzes von sich reden. Den
Verzicht auf seine frühere Würde hat er innerlich niemals vollzogen,
bis an sein Lebensende 1941 ließ er nicht von der Hoffnung, auf den
Thron zurückkehren zu können.
29. November 1850
„Punktation zu Olmütz“
Österreich
übte 1850 massiven Druck auf Berlin aus, die Unionspolitik zur Einigung
Deutschlands ohne die Habsburger Staaten zu beenden. Also entließ
Friedrich Wilhelm IV. den Exponenten dieser Politik, Außenminister (vom
27.9. bis 3.11.1850) Joseph v. Radowitz, und beauftragte Otto v.
Manteuffel, die guten Beziehungen zu Wien, an denen ihm so viel lag,
wiederherzustellen. Der maßgebende österreichische Minister Felix Fürst
zu Schwarzenberg verlangte 1. die Aufhebung der Union, 2. die
Wieder-herstellung des alten Deutschen Bundes und 3. die sofortige
Räumung Kurhessens, in dem damals preußische Truppen standen. Diese
Forderungen wurden durch österreichische Militärbewegungen unterstützt,
so dass Preußen auf Drängen des Prinzen Wilhelm v. Preußen doch mobil
machte – vergeblich. Manteuffel gab bei dem in Olmütz anberaumten
Treffen dem Fürsten Schwarzenberg in allen Punkten nach. Preußen war
diplomatisch geohrfeigt worden. Letztlich scheiterte die Unionspolitik,
weil Preußens damalige Führung nicht wirklich bereit war, für sie zu
den Waffen zu greifen und diese auch zu gebrauchen.
30. November
Eine preußische Anekdote
Dieser
Tag zeichnet sich dadurch in der preußischen Geschichte aus, daß an ihm
nichts wirklich Wichtiges geschah, wenigstens den Autoren ist nichts
bekannt. Es könnte also – wie an jedem anderen Tag auch – folgendes
sich zugetragen haben: Der Spandauer Festungskommandant General v.
Petery war für seine Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache bekannt.
Gleichsam als Ersatz verfügte er über Witz und Schlagfertigkeit. In
einem schriftlichen Dienstbericht an den König, den v. Petery
aufgesetzt hatte, wimmelte es von Fehlern. Der Adjutant macht seinen
Chef darauf aufmerksam, worauf dieser antwortete: „Mein Lieber, Seine
Majestät wissen: seit mich die Franzosen in den rechten Arm geschossen
haben, kann ich nicht mehr orthographisch richtig schreiben.“