Einen durchaus subjektiven Kalender haben die beiden Preußen-Freunde
Ralph Breyer und Jörg-Hendrik Sohst für dieses Jahr zusam
Preußen Kalender SEPTEMBER
Einen durchaus subjektiven Kalender haben die beiden
Preußen-Freunde Ralph Breyer und Jörg-Hendrik Sohst für dieses Jahr zusammengestellt. Breyer, z.Zt.
wissenschaftlicher Berater des Museums zur Brandenburgisch-Preußischen
Geschichte auf Schloss Gusow, Sohst,
selbstständiger Privatdozent in Berlin und Paris, haben den Kalender als Buch
herausgegeben.
Die Luxusausgabe in Leder gebunden kostet 78,- DM, die einfache Ausgabe 34,80
DM.
Einen monatlichen Vorabdruck veröffentlichen die Preußischen Nachrichten, das
Buch ist über die Preußische Gesellschaft erhältlich.
1. September 1717
Das Königlich-Preußische Kadetten-Korps gegründet
Es
war die Absicht des Soldatenkönigs, die Söhne des Adels für den Dienst
in der Armee zu erziehen und ihnen so einen Platz in seinem Staat zu
sichern, statt sie in politischer Opposition zu belassen. Die
Einrichtung des Kadettenkorps' schien dazu in besonderem Maße geeignet.
Zu einer Zeit, in der es im europäischen Adel durchaus noch üblich war,
Dienst bei beliebigen Mächten zu nehmen – wenige preußische Heerführer
waren von Anfang an in diesen Diensten, noch Moltke begann als
dänischer Leutnant - hatte diese Art der Nachwuchsgewinnung für das
Offizierskorps einen durchaus nationalen Zug.
1. September 1870
Schlacht bei Sedan
Nach
seiner Niederlage gegen die Armee des preußischen Kronprinzen bei Wörth
hatte Marschall Patrice Maurice de Mac-Mahon seine Armee im Lager von
Chalons wieder aufgefüllt und einigermaßen regeneriert. Nun wollte er
mit ihr zu den in Metz eingeschlossenen Truppen des Marschalls Bazaine
vorstoßen und diesen Entsatz bringen. Die deutsche III. Armee und die
neu gebildete (IV.) Maas-Armee unter dem sächsischen Kronprinzen Albert,
welche sich schon auf dem Weg nach Paris befanden – das jedenfalls
sollten Moltkes Verlautbarungen glauben machen – vollzogen eine scharfe
Rechtswendung und schlossen die Franzosen im Raum Sedan zwischen sich
ein. Die nun beginnende Schlacht endete trotz tapfersten Widerstandes,
etwa der französischen Kavallerie unter General Gallifet, mit einer
vernichtenden Niederlage der Franzosen, die sich in die Festung Sedan
flüchteten. Kaiser Napoleon III. gab sich am Abend dem preußischen
König persönlich gefangen.
2. September 1870
Kapitulation der französischen Armee in Sedan
Gleich
zu Beginn der Schlacht war Marschall Mac Mahon schwer verwundet worden,
es folgten französischerseits lähmende Kompetenzstreitigkeiten. In der
Nacht wurden dann Kapitulationsverhandlungen zwischen dem General
Wimpffen auf der einen und General v. Moltke und Ministerpräsident Graf
Bismarck auf der anderen Seite aufgenommen. Obwohl Kaiser Napoleon
selbst sich um günstigere Bedingungen für seine Armee bemühte, war die
Lage für die Franzosen so aussichtslos, dass gegen Mittag 84.450 Mann
mit 400 Geschützen die Waffen strecken und in Kriegsgefangenschaft
gehen mussten, unter ihnen ein Marschall und 39 Generale. Dass sich
auch der Kaiser in preußischem Gewahrsam befand, machte den Sieg
vollkommen. Frankreich hatte nicht nur eine weitere Schlacht, sondern
auch den Krieg verloren, denn nun war es nur mehr eine Frage der Zeit,
wann auch Bazaine in Metz kapitulieren musste.
Der 2. September war im deutschen Kaiserreich als „Sedantag“ ein Feiertag.
3.September 1797
Franz Krüger geboren
Krüger
wurde bekannt durch Bilder von Mitgliedern des Hofes und Bilder von
Pferden. Letztere waren von so vorzüglicher Qualität, dass ihm
allgemein der Spitzname „Pferdekrüger“ anhing. Erstere brachten ihm
1825 den Aufstieg zum preußischen Hofmaler. In dieser Funktion schuf er
hervorragende Porträts der königlichen Familie und ihrer russischen
Verwandten. Bekannt ist das große Gemälde „Parade auf dem Opernplatz“ –
das in der Berliner Nationalgalerie befindliche Exemplar ist eine
zweite Fassung; das Original hängt in St. Petersburg – und das Bild von
der Ständehuldigung vor Friedrich Wilhelm IV. Dabei ist jeweils das
große Ereignis festgehalten und zum Anlass zahlreicher kleiner Porträts
von wichtigen Gestalten der Berliner Gesellschaft genommen – was diesen
Bildern über den Anlass hinaus Wert und den Charakter eines
Zeitzeugnisses verleiht. Franz Krüger starb am 21. Januar 1857 in
Berlin.
3. September 1814
Einführung der Wehrpflicht in Preußen
Noch
Friedrich der Große befand, der Bürger brauche es gar nicht zu merken,
wenn sich der Staat schlägt. Das gibt ziemlich prägnant die Praxis der
dynastischen und Kabinettskriege des 18. Jahrhunderts wieder,
wenngleich sie sicher nicht in allen Situationen durchzuhalten war.
Genauso haben die Preußen nach Jena und Auerstedt denn auch reagiert.
Die französische Revolution bewirkte ein neues Interesse der
Bevölkerung aller Schichten an den Dingen der Nation, welches ungeheure
Kräfte freisetzte. Wollte Preußen sich mit diesen messen, so hatte es
ähnliche Schritte zu gehen. Es musste dies mehr als alle anderen
Länder, denn das Desinteresse seiner Bürger würde in künftigen Zeiten
sehr bald zum Zerfall dieses künstlichen Staatswesens führen. Der
Überbewertung der allgemeinen Wehrpflicht ist allerdings
entgegenzuhalten, dass etwa Großbritannien nahezu immer ohne
Wehrpflicht auskam – trotzdem war es im gesamten 19. Jahrhundert, bis
hinein ins 20. zweifellos ein enormer Machtfaktor.
3.September 1866
Indemnitätsvorlage im preußischen Landtag angenommen
Die
Heeresverstärkung und -reorganisation, welche der Prinzregent und
spätere König Wilhelm I. mit Kriegsminister Roons Unterstützung
durchgesetzt hatte, fand seinerzeit keine parlamentarische Mehrheit.
Bismarck hatte als Ministerpräsident in einem staatsstreichartigen Akt
diese nicht gebilligten Verstärkungen der Armee gegen das Parlament
aufrechterhalten und mit ihnen erfolgreich 1864 und 1866 Politik
gemacht. Soeben hatte die Armee Österreich bei Königgrätz geschlagen
und damit den Weg zu einem deutschen Einheitsstaat geebnet. Das waren
Ergebnisse, die der liberalen bürgerlichen Opposition durchaus
imponierten. Die Reorganisation hatte sich bewährt. So konnte der
rechtsfreie Zustand, in dem sich die Regierung seither bewegte, beendet
werden; für die Regierenden wurde formell Straffreiheit vor der
Verfassung gewährt. Das preußische Abgeordnetenhaus billigte mit 230
gegen 75 Stimmen sämtliche Staatsausgaben seit 1862 nachträglich.
4. September 1796
Generalfeldmarschall (1871) Karl Eberhard Herwarth von Bittenfeld geboren
1864
leitete Herwarth von Bittenfeld die Forcierung und Besetzung der Insel
Alsen, den neben der Erstürmung der Düppeler Schanzen entscheidenden
strategischen Zug des Krieges gegen die Dänen. 1866 wurde er zum
Oberbefehlshaber der kleinen Elbarmee ernannt, die den rechten Flügel
des in Böhmen einfallenden preußischen Heeres bildete. Er siegte in
einer Reihe von Gefechten und nahm mit den ihm unterstellten Verbänden
– wiederum auf dem rechten Flügel – auch an der Entscheidungsschlacht
bei Königgrätz teil. Seine Leistungen wurden mit der Verleihung des
Charakters als General-Feldmarschall geehrt; zur weiteren Verwendung
gelangte er indessen nicht mehr, da er nach Moltkes Einschätzung den an
ihn gestellten Anforderungen selbständigen Handelns nicht ganz gerecht
geworden war.
5. September 1780
Freisetzung der im Arnoldschen Prozess verurteilten Kammergerichtsräte
Der
historische Fall des Wassermüllers Arnold erregte seinerzeit Aufsehen:
Der Adlige, an den er Mühlenpacht zahlen musste, hatte ihm buchstäblich
das Wasser abgegraben, um einen Fischteich anzulegen – forderte aber
weiterhin die Pacht. Arnold klagte, doch das Kammergericht in Berlin
gab nicht ihm, sondern seinem Herren recht. Hier schaltete sich König
Friedrich der Große ein, indem er das Unrechtsurteil kassierte und
diejenigen, die an seiner Erstellung mitgewirkt hatten, zu
Schadensersatz und Festungshaft verurteilte, aus der sie dann
allerdings vorzeitig entlassen wurden. Dem König trug das viel Ansehen
als Rechtswahrer ein. Die Legende vermischte die Geschichte später mit
dem „Müller von Sanssouci“, wobei dem König unterstellt wurde, dass er
ein für ihn ungünstiges Urteil des Berliner Kammergerichts akzeptiert
habe. Damit wird dem Wunsch Ausdruck verliehen, auch der Monarch habe
unter dem Recht zu stehen.
6. September 1794
Die preußische Armee gibt die Belagerung von Warschau auf
Nachdem
zwischen Preußen, Österreich und Russland die 2. Polnische Teilung am
23. Januar 1793 vertraglich vereinbart war, kam es gegen diesen
Gewaltakt zu einem großen Aufstand der Polen unter der Führung des
Taddeusz Kosziuszko. Die Mächte aber waren auch untereinander nicht
einig, und der Neid St. Petersburgs und Wiens sowie die mangelnde
Unterstützung durch die Armee des russischen Generals Fersen
verunsicherte den ohnehin schon nicht besonders entschlussfreudigen
Friedrich Wilhelm II. noch weiter. So veranstaltete die preußische
Armee, die Warschau eingeschlossen hielt, eine gewaltige zweitägige
Kanonade – um dann unverrichteter Dinge und miesester Stimmung
abzuziehen. Bald darauf war es der entschlossene russische General
Suworow, der die Vorstadt Praga mit brutalem Waffeneinsatz nahm und
Warschau zur Kapitulation zwang.
6. September 1813
Schlacht bei Dennewitz
Der
französische Marschall Ney sollte, nachdem der Vorstoß Quindots gegen
die preußische Hauptstadt bei Großbeeren gescheitert war, die Nordarmee
der Verbündeten angreifen und, wenn möglich, Berlin einnehmen. Weil der
Oberbefehlshaber dieser Armee, der Kronprinz von Schweden, wenig tat,
um ihn daran zu hindern, warfen sich die Generale von Tauentzien und
von Bülow in eigener Initiative den Franzosen entgegen. Tauentzien nahm
die Schlacht an und hielt solange aus, bis ihm Bülow zu Hilfe kam, der
seine Truppen in der Nacht zuvor unter Waffen bei völliger Ruhe
verborgen gehalten hatte. Neys Armee zog an ihnen vorbei, Tauentzien
entgegen. Das ermöglichte es Bülow, im entscheidenden Augenblick den
Franzosen in die Flanke zu fallen. Mit diesem preußischen Sieg wurden
sie aus der Mark Brandenburg gedrängt.
7. September 1757
Gefecht bei Moys. Tödliche Verwundung des Generals von Winterfeldt, der am folgenden Tag stirbt
Winterfeldt
werden weitreichende, phantastische Projekte, wie die Errichtung eines
protestantischen deutschen Kaisertums der Hohenzollern zugesprochen. Es
bleibt unklar, inwieweit König Friedrich II. an derlei Gedanken Anteil
genommen hat. Spätestens mit Kolin waren diese Träume ohnehin
ausgeträumt. Bei dem südlich von Görlitz gelegenen Ort wurde
Winterfeldt mit einer kleinen Einheit von den Österreichern angegriffen
und besiegt. Er und ein großer Teil seiner Mannschaften fielen in
tapferem Kampf. Friedrich hatte ein sehr persönliches Verhältnis zu dem
Gefallenen, den er als seinen Freund ansah und aufrichtig betrauerte.
7. September 1857
Beisetzung des Generals von Winterfeldt in Berlin
Genau
einhundert Jahre nach Winterfeldts Tod wurde die Leiche des bis dahin
in Pilgramsdorf in Schlesien beerdigten Generals feierlich in
Anwesenheit von über fünfzig Mitgliedern der Familie auf dem Berliner
Invalidenfriedhof beigesetzt. König Friedrich Wilhelm IV., verschiedene
Prinzen und Generale der Berliner Garnisonen wohnten dem Ereignis bei.
8. September 1872
Beginn des dreitägigen Drei-Kaiser-Treffens in Berlin
Kaiser
Wilhelm I., der österreichische Kaiser Franz Joseph I. und der
russische Zar Alexander II. trafen sich, um eine Art Neuauflage der
Heiligen Allianz zu schaffen und ein konservatives Bündnis zu
demonstrieren, das Europa Stabilität verleihen sollte, indem es die
wichtigsten Monarchien des Kontinentes vereinte. Der Deutsche Kaiser
hatte allen Grund, dem Zaren, seinem Neffen, dankbar zu sein: die
Einigungskriege waren nur möglich durch Russlands feste Neutralität,
die 1871 auch das kaum vier Jahre zuvor besiegte Habsburgerreich von
eventuellen Revancheplänen abhielt. Auch Österreich war dank Bismarcks
maßvollen Friedensabschlusses 1866 nicht auf ewig Feind geblieben,
sondern fügte sich dem neuen Bündnissystem ein.
9. September 1815
Musikdirektor Gottfried Piefke geboren
Piefke
trat 1835 als „Stabshoboist“ (so!) in das Leib-Grenadier-Regiment Nr. 8
ein. Dort avancierte er zum Musikdirektor. Erstmals wurde er in Preußen
bekannt, als er während des Sturmes auf die Düppeler Schanzen in der
zweiten Parallele mit dem Säbel in der Hand ein aus den Kapellen des
8., 18., 35. und 60. Infanterie-Regimentes zusammengesetztes Musikkorps
dirigierte, welches den Yorckschen Marsch spielte. 1865 berief der
König Piefke zum Inspizienten der gesamten Musik des III. Armeekorps in
Frankfurt/O. Er hat etwa 60 Märsche selbst komponiert, so den
Düppeler-Schanzen-Sturmmarsch, den Alexandrinenmarsch, den Königgrätzer
Marsch und das berühmte „Preußens Gloria“. Seltsamerweise hat sich
dieser Marsch, der heute wie außer ihm vielleicht nur noch der
„Hohenfriedberger“ Preußen verkörpert, in der Armee erst sehr spät (um
1910) durchgesetzt, obwohl er im Leib-Grenadier-Regiment Nr. 8 häufig
gespielt wurde. Gottfried Piefke, ein hervorragender Soldat und
Musiker, starb am 25.1.1884.
9. September 1872
Bismarck wird der Berliner Ehrenbürger-Brief überreicht
Zu
Beginn seiner Dienstzeit als preußischer Ministerpräsident war Bismarck
alles andere als populär. Seine forciert königstreue Politik machte
umso misstrauischer, als sie nicht wie von den Konservativen zu
Friedrich Wilhelms IV. Zeiten romantisch und kleinmütig daher kam,
sondern forsch und modern: Bismarck ging keinem Konflikt aus dem Wege.
Mit der Zeit stellten sich die Erfolge ein, und innerhalb eines
Jahrzehntes hatte er drei Kriege gewonnen und die Einheit des Deutschen
Reiches geschaffen, dem er eine achtunggebietende Stellung in Europa
sicherte. Erfolg überzeugt: die Berliner waren nicht die ersten und
nicht die letzten, die ihm die Ehrenbürgerschaft ihrer Stadt antrugen.
Der Anlass der Übergabe des Ehrenbürger-Briefes war es, wo Bismarck
sein „Verweile doch, du bist so schön“ zum Augenblick sprach. Er habe,
so der Kanzler, nach all dem Großen, das sie erlebt hätten, nichts
dagegen, wenn die Weltgeschichte jetzt eine Weile stillstünde.
10. September 1859
Politische Beratungen in Baden-Baden
An
diesem Tag begann ein fast zweiwöchiger Aufenthalt des preußischen
Prinzregenten Wilhelm in Baden-Baden. Um ihn waren seine wichtigsten
militärischen und politischen Berater wie Graf Schleinitz, der
nachmalige Generalfeldmarschall von Manteuffel und General von
Alvensleben. Man nutzte die Zeit für eine Art politischer
Strategiediskussion, zu welcher auch der Gesandte in St. Petersburg
Otto v. Bismarck hinzugezogen wurde. Parallel dazu fand die Gründung
des Deutschen Nationalvereins in Frankfurt / M. statt. Bismarck, der
damals in brieflichem Kontakt zu dem liberalen Politiker H.V. v. Unruh
stand, gelang es, die Baden-Badener Runde davon zu überzeugen, dass
diese Gründung für die preußische Politik vor allem Österreich
gegenüber keine Störung, sondern eher eine Chance darstellt. Erstmals
war er damit im inneren Zentrum der Macht angelangt und hatte Einfluss
nehmen können.
11. September 1862
Beginn der großen Militärdebatte zur Heeresreorganisation im preußischen Landtag
Seit
der Mitte des Jahrhunderts hatten Mobilisierungen wie auch Manöver
gezeigt, dass die Struktur der preußischen Armee, ihre Stärke und der
Ausbildungsstand nicht mehr auf der Höhe der Zeit waren. Niemand hatte
das klarer erkannt als Prinzregent Wilhelm. Hatte der „Romantiker auf
dem Thron“,, Friedrich Wilhelm IV., das äußere Bild des Heeres mit
seiner Pickelhaube geprägt, so galt die Arbeit Wilhelms, seit er Regent
geworden war, der tatsächlichen Reorganisation und Verstärkung der
Armee, unterstützt zunächst vom Kriegminister Roon. Die von ihm
eingebrachte Heeresvorlage beinhaltete im wesentlichen drei Punkte:
Erhöhung der Friedenspräsenzstärke der Armee, Stärkung der Reserve aus
den Beständen der Landwehr (und damit deren Schwächung), sowie die
Beibehaltung der dreijährigen Dienstpflicht. Das schuf einen harten,
sich über Jahre hinziehenden Konflikt mit der bürgerlich-liberalen
Landtagsmehrheit. Der sozialistische Publizist Friedrich Engels machte
in seiner Schrift „Die preußische Militärfrage und die deutsche
Arbeiterpartei“ (1865) auf das Unlogische der liberalen Position
aufmerksam: Man kann nicht einerseits vom Staat machtvolles Auftreten
nach außen verlangen, ihm aber andererseits die dazu nötigen
Machtmittel verweigern.
12. September 1809
General der Infanterie Friedrich Wilhelm Graf v. Bose geboren
General
von Bose führte im Krieg von 1866 die 4. Brigade im IV. Armeekorps. Im
Gefecht bei Blumenau wurde ihm aufgetragen, die Karpaten zu
überschreiten und dem 2. österreichischen Korps in die Flanke zu
marschieren. Diese schwierige Aufgabe führte Bose mit Bravour aus und
stieß feindliche Truppen, die ihn hindern wollten, energisch aus dem
Wege. An der Spitze seiner Einheiten erstürmte General Graf Bose in
einem nächtlichen Gefecht den Ort Podol. Im Krieg gegen Frankreich
führte er das II. Armeekorps im Verband der III. Armee unter dem Befehl
des Kronprinzen. In dieser Stellung nahm er erfolgreich an den
Schlachten bei Wörth und Sedan teil und trug dort wesentlich zum Erfolg
der deutschen Waffen bei.
12. September 1819
Generalfeldmarschall Fürst Blücher von Walstatt verstorben
Der
populärste Heerführer der Befreiungskriege, wenn nicht gar der gesamten
preußischen Geschichte, starb friedlich auf seinem schlesischen Gut
Krieblowitz. Der kernige „Marschall Pascholl – Marschall Vorwärt“", wie
ihn zuerst die russischen Soldaten seiner Schlesischen Armee nannten,
hat auch sprachliche Spuren hinterlassen: Die Wendung "Jemand geht 'ran
wie Blücher" kann man heute noch hören. Was die wenigsten wussten:
seine energievolle Husarennatur war kein Geschenk des Himmels, sondern
Frucht bewusster und tapferer Haltung – Blücher neigte zur Depression
und trug sich zuweilen mit Selbstmordgedanken.
13. September 1801
General der Infanterie Adolf Heinrich von Zastrow geboren
Bereits
als junger Offizier trat Zastrow mit einem mehrfach aufgelegten
Handbuch über das Befestigungswesen hervor. Im Krieg gegen Österreich
kommandierte er die 11. Division, mit der er sich vor allem bei
Königgrätz durch Erfolg und persönliche Tapferkeit hervortat. Die ihm
unterstellten Truppen liebten und vertrauten ihm aufgrund seiner
Fürsorge und seiner Führungsqualitäten. 1866 – 1871 war er
Kommandierender General des VII. Armeekorps, welches aus Westfalen
bestand. Mit dieser Truppe focht er bei Colombey, bei der Belagerung
von Metz und, in Manteuffels Südarmee, gegen Bourbaki, dessen Übertritt
auf schweizer Territorium mit folgender Internierung er durch seinen
Angriff erzwang. Unmittelbar nach dem Krieg erbat er vom König
altershalber seinen Abschied, den er unter ehrenvollen Umständen
erhielt. General von Zastrow starb am 12.8.1875.
13. September 1892
Geburt der Kaisertochter Viktoria Luise, der nachmaligen Herzogin von Braunschweig-Lüneburg (1913)
Die
einzige Tochter Kaiser Wilhelms II. und seiner Gemahlin Kaiserin
Auguste Viktoria heiratete am 24. Mai 1913 den Herzog Ernst August von
Braunschweig-Lüneburg, einen Enkel des 1866 gestürzten Königs Georg von
Hannover. Beim Unfalltod von Ernst Augusts älterem Bruder, dem
österreichischen Offizier Prinz Georg Wilhelm (1912) hatte Kaiser
Wilhelm II. mit der Stellung einer Ehrenwache eine freundliche und
versöhnliche Geste getan. Sich für dieselbe zu bedanken, war Ernst
August nach Berlin gekommen, bei dieser Gelegenheit lernten er und die
Prinzessin einander kennen. Ihre Hochzeit wurde in großem Stil mit
unzähligen Gästen aus dem europäischen Hochadel begangen. Viktoria
Luises Tochter Friederike wurde 1938 die Frau des Königs Paul I. von
Griechenland. Sie starb 1981 – ein Jahr nach ihrer Mutter.
14. September 1793
Gefecht bei Pirmasens
Man
hat sich im Nachhinein gewundert, woher die Preußen 1806 den Optimismus
nahmen, sie könnten die Franzosen besiegen. Selbst bei Leuten, denen
durchaus Urteil zuzutrauen ist, findet sich begeisterte
Siegeszuversicht. Die einzigen Erfahrungen, die man indessen mit den
Franzosen seit der Revolution hatte, stammten aus den Kriegen am Rhein,
wo nicht Napoleon Bonaparte der Gegner war. Und da schnitt Preußen,
trotz lauen Engagements, recht gut ab. Der Krieg gegen das
revolutionäre Frankreich brachte für seine Truppen keine echte
Niederlage, aber mehrere klare Siege. So wurde der Feind allein bei
Kaiserslautern dreimal geschlagen, zuletzt unter Fürst Hohenlohe (dem
späteren Verlierer von Jena) im September 1794. Und auch General Moreau
wurde von Ferdinand von Braunschweig bei Pirmasens besiegt und
zurückgedrängt. Diese Erfahrungen flossen unmittelbar in die Erwägungen
der preußischen Führung ein, die zum Frieden von Basel führten.
15. September 1814
Der Platz vor dem Brandenburger Tor erhält per Allerhöchster Kabinettsorder den Namen „Pariser Platz“
In
den Jahrzehnten nach den Befreiungskriegen sind viele Straßen und
Plätze Berlins nach Orten von Schlachten oder Namen von verdienten
Generalen benannte worden. So kann man die Straßennamen vor allem im
weiteren Umfeld des Kreuzberges, auf dem ein gusseisernes gotisches
Denkmal der Befreiungskriege entstand, geradezu als eine Geschichte
derselben lesen: Blücherstraße, Gneisenau- und Yorckstraße,
Möckernbrücke, Großgörschenstraße, Großbeerenstraße, Wartenburgstraße,
Belle-Alliance-Platz (heute Mehring-Platz). – Der Pariser Platz soll an
den Einzug der verbündeten Monarchen in die feindliche Hauptstadt am
31. März erinnern. Es war eine subtile Rache für Napoleons Einzug durch
das Brandenburger Tor 1806 und die Demontage der Quadriga.
15. September 1843
General der Infanterie v. Grolman gestorben
General
der Infanterie Karl Wilhelm Georg von Grolman, vor 1809 Mitarbeiter
Scharnhorsts bei der Militärreform, hat sich nach den Befreiungskriegen
vor allem um die Gestaltung des Generalstabes verdient gemacht. 1815 –
1819 war er Direktor des II. Departments des Kriegsministeriums, wie
der Stab damals hieß. In dieser Funktion reorganisierte er denselben
und gab ihm 1816 die Struktur, die er bei allen Erweiterungen bis zum
1. Weltkrieg behielt. Der Stab wurde in drei „Kriegstheater“
gegliedert, ein westliches, ein mittleres und ein östliches, dazu kam
die Kriegsgeschichtliche Abteilung sowie eine Trigonometrische und eine
Topographische Abteilung. Auf Grolman geht auch der in der preußischen
Armee übliche Wechsel der Offiziere zwischen Stabs- und Truppendienst
zurück, der geeignet war, Einseitigkeiten zu vermeiden. General v.
Grolman starb an einer Herzkrankheit in Posen. Zweifellos ist er ein
Mann gewesen, der niemals ein seinen wirklichen Fähigkeiten
entsprechendes Kommando bekommen hat.
16. September 1753
Georg Wenceslaus von Knobelsdorff in Berlin gestorben
König
Friedrich II. verstand es vor allem in seinen frühen Regierungsjahren,
bedeutende Künstler und Intellektuelle an seinen Hof zu ziehen. Er war
ihnen nicht nur Auftraggeber, sondern oft auch anregender Partner. In
durchaus schöpferischem Austausch zwischen dem Monarchen und seinem
Architekten, Gartenarchitekten, Baumeister und Maler Knobelsdorff
entstanden die Königliche Oper und 1745 – 1748 Friedrichs Schloss
Sanssouci. Die Zusammenarbeit war nicht frei von Auseinandersetzungen
und auch zeitweiligen Spannungen. Beide waren starke Charaktere und
verstanden es, einen Bau zu schaffen, bei dem keiner von ihnen seine
Handschrift verleugnen musste. Auch der Neuaufbau des 1740
niedergebrannten Städtchens Rheinsberg geschah nach Plänen des
Architekten. 1748 verlieh der König Knobelsdorff Ministerrang. Nach dem
Tod des Künstlers ließ Friedrich vor der Akademie der Wissenschaften
einen selbstverfassten Nachruf verlesen, in dem er ihm eine angemessene
Würdigung zuteil werden lässt, welche jedoch die Differenzen nicht
verschwieg, die beide hatten.
17. September 1788
General der Kavallerie Karl Graf von der Groeben geboren
Groeben
machte die Befreiungskriege mit Aus-zeichnung mit, er war dabei in der
unmittelbaren Umgebung des Generals von Gneisenau, von dem er viel
lernte. Mit dem Kronprinzen und späteren König Friedrich Wilhelm IV.,
dessen Generaladjutant er – neben seiner Stellung als Brigadekommandeur
– lange Zeit war, verband ihn tiefe gegenseitige Achtung und sogar
Freundschaft, waren doch beide in ähnlicher Weise religiösen Fragen
offen. Bei der Mobilisierung anläßlich der Olmützer Punktation (29. 11.
1850) hatte er das Kommando über die in Kurhessen zusammengezogenen
Truppen inne, konnte aber – ein Opfer der schwachen und schwankenden
Politik Berlins in jenen Tagen – keinen Ruhm erwerben. Der
intelligente, befähigte Offizier hat darunter schwer gelitten, da es
darob zu einiger journalistischer Häme kam. Von 1853 bis 1858 war von
der Groeben Kommandierender General des Gardekorps in Berlin. Er konnte
aufgrund seines hohen Alters die Einigungskriege nicht mehr mitmachen
und starb am 13.7.1876.
18. September 1637
Hans Georg von Hake in Cölln hingerichtet
Hans
Georg von Hake, der fähige, aber jähzornige Herr der Hakeburg im
heutigen Kleinmachnow bei Berlin, hatte am 9.9.1637 den Bürgermeister
im Rathaus Cölln mit einem Hirschfänger getötet. Eigentlich war er nur
dorthin geritten, um vom Magistrat eine geringfügige Schuld
einzutreiben. Es kam zu einer Auseinandersetzung, in deren Verlauf die
Bluttat erfolgte. Georg v.Hake (oder Hacke) wurde verhaftet und neun
Tag später mit dem Schwert hingerichtet. Dass sein Kopf und seine Hand
zur Schau gestellt wurden, erregte den Unwillen des märkischen Adels,
der darum beim Kurfürsten Georg Wilhelm vorstellig wurde. Dieser
bewilligte daraufhin eine Bestattung im Familienkreise.
19. September 1656
Vertrag von Wehlau zwischen Brandenburg und Polen
Im
Vertrag von Wehlau gesteht Polens König Johann Kasimir dem
brandenburgischen Kurfürsten die Unabhängigkeit des Herzogtums Preußen
zu. Damit nimmt eine Lehenshoheit Polens über dieses Gebiet ein Ende,
welche im 2. Thorner Frieden 1466 nach einem verlorenen Krieg vom
damaligen Deutschen Ritterorden akzeptiert werden mußte. Sie bestand
fort, als der letzte Hochmeister Albrecht von Brandenburg den
Ordensstaat 1525 in ein weltliches Herzogtum umwandelte. Nach der
Einnahme von Warschau aber brachte das geschickte Lavieren des Großen
Kurfürsten zwischen Polen und Schweden die Souveränität Preußens,
welche auch Schweden am 20.11.1656 im Vertrag zu Labiau anerkannte.
Damit schuf Friedrich Wilhelm überhaupt erst die Grundvoraussetzung für
die 45 Jahre später stattfindende Königskrönung seines Sohnes.
19. September 1763
König Friedrich II. unterschreibt den Kaufvertrag, mit dem er die 1761 von Johann Ernst Gotzkowsky gegründete Porzellanmanufaktur erwirbt
Schon
Wilhelm Caspar Wegely hatte eine erste Berliner Porzellan-Manufaktur
1751 gegründet, die aber bereits 1757 wieder einging. König Friedrich
hatte bereits damals lebhaften Anteil an den Versuchen zur
Porzellan-herstellung genommen. Die großzügige Summe von 225.000 Reichsthalern ließ er es sich nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges
kosten, Gotzkowksys unverschuldet bankrott gegangene Manufaktur
aufzukaufen und daraus die Königliche Porzellanmanufaktur
(KPM) zu machen. August der Starke, Kurfürst von Sachsen und König von
Polen, hatte sein Dienstwappen als Erzmarschall des Römischen Reiches –
die gekreuzten Schwerter – in Blau auf weißem Grund als Signet seiner
Porzellanfertigung gewählt. Friedrich II. handelte analog: Das
Dienstwappen der Kämmerer des Reiches – das war das Erzamt, welches die
Kurfürsten von Brandenburg traditionell innehatten - war das Szepter.
Dieses, mit wechselnden Initialen umgeben, ist das offizielle Signet
seiner Manufaktur geworden.
19. September 1779
Prinz August von Preußen in Friedrichsfelde geboren
August
war ein Sohn des Prinzen Ferdinand, des jüngsten Bruders Friedrich des
Großen, mithin dessen Neffe und Bruder des Prinzen Louis Ferdinand, der
1806 bei Saalfeld fiel. Er selbst machte den Feldzug von 1806 mit –
damals war Karl von Clausewitz sein Adjutant – und geriet in
französische Kriegsgefangenschaft und hatte sich infolgedessen über ein
Jahr in Paris aufzuhalten. Prinz August nutzte die Zeit, um eine
Liaison zu der bekannten Schönheit Madame Julie Recamier pflegen,
welche mehrfach von Gerard und David porträtiert worden ist. In den
Befreiungskriegen und danach war er Chef der preußischen Artillerie und
hat sich um diese Waffe verdient gemacht.
20. September 1440
Kurfürst Friedrich I. gestorben
Der
erste Hohenzoller in der Mark hatte in den 29 Jahren von 1411 an seine
Herrschaft fest etablieren können. Er brach – gestützt auf die Hilfe
der Städte und benachbarter Fürsten, die unter den Raubritterallüren
des märkischen Adels zu leiden hatten – den offenen Widerstand der
Familien Rochow, Quitzow, Gans von Putlitz und Alvensleben und entriss
später auch den Nachbarn ihren Raub, den sie vor seiner Zeit an sich
gebracht hatten, so 1421 und 1427 im Kampf mit Mecklenburg die
Uckermark, wodurch zusätzlich auch die Prignitz zu Brandenburg kam,
weil mit diesem Gebiet die vielen Gefangenen des nördlichen Nachbarn
ausgelöst wurden.
20. September 1792
Schlacht von Valmy
Militärisch
gesehen ist kaum zu verstehen, warum die Schlacht kein preußischer Sieg
wurde. Von der generellen Überlegenheit der revolutionären Truppen
kann man nicht ausgehen, denn auf den Tag genau zwei Jahre später
besiegte sie Feldmarschall von Möllendorff bei Kaiserslautern –
übrigens schon zum zweiten mal. Nach heftiger Kanonade gingen die
Preußen zum Angriff über, der dann ohne ersichtlichen Grund abgebrochen
wurde. Eine Erklärung bietet die lokale Überlieferung: die Schlacht
ging verloren, weil die schlecht verpflegten preußischen Truppen sich
auf eigene Faust mit unreifen Pflaumen aus der Umgebung versorgt
hatten, was ihre Mobilität und Einsetzbarkeit nachhaltig beeinträchtigt
haben soll ... Daher vielleicht die gängige Bezeichnung „Kanonade von
Valmy“.
20. September 1898
Theodor Fontane verstorben
Fontane
hat neben seinen märkischen Geschichten auch eine Reihe klassischer
Frauenromane geschrieben, wie „L’ Adultera“ (1880), „Effi Briest“
(1894/95) „Frau Jenny Treibel“ (1892) und „Mathilde Möhring“
(geschrieben 1891, erschienen erst 1906). In ihnen wird auch die
Berliner Bourgeoisie gezeigt, zum Teil mit scharfer Ironie.
Unbestechlich kritisch, aber mit viel mehr Liebe, hatte sich Fontane
allzeit der Darstellung des brandenburgischen Adels gewidmet. Ein Jahr
vor seinem Tode erschien sein Alterswerk „Der Stechlin“, wo er in der
Gestalt des alten, weisen Dubslav von Stechlin, der nach seinem eigenen
Äußeren gezeichnet ist, die Vornehmheit und Herzensgüte, die er so
sehr schätzte, in ein idealisiertes Bild gebracht hat. So hätte sich –
vielleicht auch unter dem Einfluss seiner Englanderfahrungen – Fontane
den Adel gewünscht: lebensklug, ein wenig resigniert und gütig, nicht
so, wie er in den Garderegimentern der Hauptstadt viel zu oft
anzutreffen war: dümmlich und arrogant.
20. September 1898
Kaiser Wilhelm II. erlegt seinen
1000. Hirsch in der Schorfheide
Als
passionierter Jäger erzielte der Kaiser enorme Abschusszahlen, die
überraschen mögen. Man denke, daß er zu diesem Zeitpunkt noch nicht
einmal vierzig Jahre alt war! Bei diesen „Erfolgen“ jedoch wurde
kräftig nachgeholfen. Bei sämtlichen Jagden achteten die Veranstalter
darauf, dass S.M. am günstigsten Punkt des Geländes so platziert wurde,
dass er den ersten Schuss und damit die Auswahl hatte. Die Treiber
waren entsprechend angewiesen, die Tiere so zu lenken, daß der
kaiserliche Waidmann nicht viel falsch machen konnte. Außerdem waren
ihm – zum Ausgleich seiner Behinderung – ein Büchsenspanner und ein
Leibjäger beigegeben. Trotz dieser Einschränkungen ist festzustellen,
dass Wilhelm ein sehr guter Schütze war. Dennoch: was empfindet einer,
nachdem er seinen 1000. Hirsch erlegt hat? Wilhelms von ihm so
bewunderter Ahnherr Friedrich der Große konnte der Jagd nichts
abgewinnen.
21. September 1372
Der nachmalige Kurfürst Friedrich I. (1415/17 – 1440) geboren
Der
Hohenzoller Burggraf Friedrich VI. von Nürnberg war eine gewichtige
Figur in der Machtkonstellation des Reiches bereits vor seiner
Bestallung mit der Mark Brandenburg. Er besaß und rechtfertigte das
Vertrauen König Sigismunds. Im Jahre 1410 hatte der aus Ungarn
unabkömmliche Monarch ihn ermächtigt, seine Kurstimme zu führen. Im
Herbst 1414 war er Feldhauptmann des Königs gegen Herzog Friedrich von
Österreich. Seine Aktivität in dieser Stellung machte das
Zustandekommen des Konzils von Konstanz erst möglich. Schon als
Markgraf und Kurfürst von Brandenburg eingesetzt, gab es eine Klausel
in den entsprechenden Papieren, dass er die Mark zurückzugeben habe,
sollte er zum Römischen Kaiser gewählt werden – womit also bei der
damaligen Kräftekonstellation im Reich durchaus gerechnet wurde.
22. September 1862
„Einstellungsgespräch“ zwischen König Wilhelm I. und Bismarck
Bereits
vorher hatte König Wilhelm die Person Bismarcks – damals Botschafter in
Paris –, der vom Kriegsminister Grafen Roon protegiert wurde, zur
Kenntnis genommen, jedoch ohne besondere Sympathie. Im Park des
Schlosses Babelsberg fand das historische Gespräch zwischen dem König
und Bismarck statt. Er sei zur Abdankung entschlossen, äußerte Wilhelm,
weil er keine Minister mehr fände, die sein Programm durchzusetzen
imstande seien.
23. September 1862
Wilhelm I. ernennt Otto v. Bismarck zum Ministerpräsidenten
Das
ungewöhnlich feste, auf gegenseitiger Loyalität beruhende Verhältnis
der beiden Männer währte sechsundzwanzig Jahre. Es war keinesfalls
konfliktfrei, Bismarck ließ es sich später geradezu zur Gewohnheit
werden, den Monarchen mit Entlassungsgesuchen unter Druck zu setzen,
wenn dieser sich seiner Sicht auf die Dinge partout nicht anschließen
wollte. Unter das erste dieser Gesuche setzte Wilhelm die lakonische
Antwort: „Niemals!“ und blieb dabei. Damals aber mußte sich der
Ministerpräsident erst einmal eine Stellung erwerben. „Bismarck, das
ist der Staatsstreich“, sagten Liberale zu der unpopulären Berufung,
mit der die Krone ihrerseits die Kampfansage des Parlaments annahm.
Aber auch der Neuberufene selbst äußerte sich – Jahre später –
unkonventionell über seine Ziele: „Außer mir hatten damals noch
mindestens zwanzig andere Schwindler den Traum von der deutschen
Einheit.“
24. September 1753
Friedrich der Große befasst sich mit Alchemies
Die
Anregung dazu kam von seinem treuen Kammerdiener und Freund Michael
Gabriel Fredersdorf. Dieser hatte Kontakte zu einer gewissen Madame
Nothnagel, welche behauptete, Gold herstellen zu können. Obwohl
Friedrich zunächst sehr distanziert und ungläubig auf Fredersdorfs
diesbezügliches Engagement reagierte, begann er allmählich gewisse
Hoffnungen in die Idee zu setzen. Es kommt in der zweiten
Septemberhälfte 1753 zu einer Begegnung des Königs mit der
Goldmacherin. Er bleibt zwar immer noch skeptisch, hält aber der Frau
den guten Willen und ihre ehrliche Überzeugung zugute und lässt sie
durch Fredersdorf unter Vertrag nehmen. Zu verlockend waren die
finanziellen Möglichkeiten, die sich für den König abzeichneten, wenn
das Undenkbare vielleicht doch gelänge! Aus dem November 1753 ist ein
Brief überliefert, in dem er bereits ausrechnet, wieviel
Heeresverstärkung er mit den neuen Mitteln finanzieren könnte. Gegen
Ende des Monats wurde jedoch klar, dass die Experimente mit den
damaligen Mitteln nicht zum Erfolg führen können, und Friedrich war
wieder um eine Illusion ärmer.
25. September 1744
Der nachmalige König Friedrich Wilhelm II. geboren
Ob
Friedrich der Große beim Anblick seines Neffen und Nachfolgers
vielleicht einmal an die Meinung gedacht hat, die sein eigener Vater
von ihm hatte? Der Soldatenkönig war lange Zeit von der völligen
Unfähigkeit seines Sohnes zur Herrschaft überzeugt. Ähnlich beurteilte
Friedrich seinen Thronfolger, dessen Vater, Prinz August Wilhelm, in
seinen Augen auch schon den Beweis gänzlicher Nichteignung geliefert
hatte – zumindest auf militärischem Gebiet. Prinz Friedrich Wilhelm
bildete schon in seiner äußeren Erscheinung einen vollkommenen
Gegensatz zum König: groß, eher dicklich und eine sinnliche Natur,
wurde er „der Vielgeliebte“ genannt. Die größte Liebe seines Lebens
galt Wilhelmine Encke, die er linkerhand ehelichte und zur Gräfin
Lichtenau machte. Aber auch die Gräfinnen Sophie von Dönhoff und Julie
von Voss gehörten zu seinen namhafteren Geliebten.
26. September 1759
Generalfeldmarschall (seit 1821) Yorck v. Wartenburg in Potsdam geboren
Nach
seiner frühen Entlassung aus den preußischen trat Yorck, dessen
Großvater noch ein biederer Pfarrer namens Jarke gewesen war, in
holländische Dienste. Für sie kämpfte er in der Kapkolonie und in
Ceylon gegen die Engländer. Unter Friedrich Wilhelm II. kehrte er nach
Preußen zurück und führte eine der Jägereinheiten, die noch Friedrich
der Große in Auswertung des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges
aufgestellt hatte. Mit diesem Verband machte er sich im allgemeinen
Chaos von 1806 einen Namen durch einige recht erfolgreiche Gefechte und
deckte den Rückzug des Herzogs von Weimar, wie auch General Blüchers.
In seinem Wesen war etwas Galliges, Sarkastisches, ein Hang zum
Räsonnieren. Yorck war ein schwieriger Vorgesetzter und Untergebener.
„Le petit diable“ wurde er genannt.
26. September 1760
General Bogislaw Graf Tauentzien von Wittenberg geboren
Tauentzien
– der Sohn des tapferen Verteidigers von Breslau im Jahre 1760 – war,
obwohl auch er 1806 versagt hatte, neben Blücher der einzige der 143
preußischen Generale, die zu jenem Zeitpunkt kommandierten, der auch in
den Befreiungskriegen noch im Dienst stand. Er gehörte als junger
Offizier zum Rheinsberger Kreis um den Prinzen Heinrich. Auf
seine vermeintliche Zurücksetzung zugunsten Bülows hatte er mit
Verbitterung reagiert. Vier Stunden hielt er sich bei Dennewitz gegen
eine feindliche Übermacht, danach kam ihm General v.Bülow zuhilfe und
wurde als Sieger angesehen. Später erhielt Tauentzien den Ehrennamen
„von Wittenberg“, weil er die Festung, wie auch Magdeburg und Torgau,
1814 zur Übergabe gezwungen hatte. Daher führt in Berlin „der
Tauentzien“ direkt auf den Wittenbergplatz, wie überhaupt in vielen
Teilen der Stadt die Straßennamen als ein Geschichtsbuch gelesen werden
können.
26. September 1815
Heilige Allianz zwischen Russland, Österreich und Preußen unterzeichnet
Die
Idee stammte von Zar Alexander I., der von der schwärmerischen Frau v.
Krüdener beeinflußt war. Mit dem Sieg bei Belle Alliance waren die
Nachwehen der französischen Revolution endgültig überwunden. Viele
Veränderungen dieser Epoche waren auch bei den Siegern nicht rückgängig
zu machen: aber man konnte wenigstens versuchen, weiteren Fortschritt
zu vermeiden. Die Heilige Allianz, das Bündnis der drei Monarchen, die
auf dem Schlachtfeld von Leipzig die Siegesmeldung Fürst Schwarzenbergs
entgegengenommen hatten, war das Werkzeug dieses Versuches. Aber auch
die Völker waren der vielen Kriege und Unruhe des vergangenen
Vierteljahrhunderts müde und sehnten sich nach Ruhe und Stabilität –
das traf zusammen. Führend in diesem Bündnis waren der österreichische
Staatskanzler Fürst Metternich und Russland. Preußen war die Macht, die
am wenigsten Einfluß und Initiative hatte – was zweifellos auch eine
Folge der Kaltstellung hervorragender Männer der Reformzeit war.
27. September 1772
Westpreußen kommt zu Preußen
Die
Huldigung der westpreußischen Stände besiegelt die Ergebnisse der 1.
Polnischen Teilung und schafft damit erstmals die Landverbindung
zwischen Brandenburg und Ostpreußen. Fortan führt Friedrich II. den
offiziellen Titel „König von Preußen“, nicht mehr „in Preußen“, wie
zuvor. Und auch in den katholischen Ländern gewöhnt man sich daran, in
ihm nicht mehr nur den Marquis de Brandebourg zu sehen. Kaiserin Maria
Theresia hatte – anders als Friedrich – moralische Vorbehalte gegen die
Teilung gehabt, griff aber dennoch zu. „Sie weinte, aber sie nahm“,
spottete der Preußenkönig.
27. September 1817
Kabinettsordre König Friedrich Wilhelm III. zur Union der reformierten und der lutherischen Kirche in Preußen
Bereits
1613 war der Kurfürst Johann Sigismund mit seiner Familie zum
Calvinismus übergetreten, ohne indessen die Bevölkerung seines Landes
zu demselben Schritt zu veranlassen. Mit den französischen Hugenotten,
die nach 1685 in Brandenburg heimisch geworden waren, erhielt das
reformierte Element eine weitere Stärkung in Brandenburg-Preußen. Das
Ziel des Königs ist die Bildung einer einheitlichen evangelischen
Landeskirche unter dem Monarchen als oberstem Kirchenherrn, die auf dem
Wege der Vereinigung der so genannten Reformierten mit den Lutheranern
erreicht werden sollte. Diese Politik bleibt nicht ohne Widerstand
seitens der letzteren; wie sie es auch vorher bisweilen nicht war:
unter dem Großen Kurfürsten sah sich z.B. der protestantische
Liederdichter und Pfarrer Paul Gerhardt aus ähnlichen Gründen
Repressalien ausgesetzt. Auch im 19. Jahrhundert führt die
Kirchenpolitik der Krone zu Verhaftungen von Pfarrern. Mit dem
Regierungsantritt Friedrich Wilhelm IV. entspannt sich die Atmosphäre,
ohne dass die Union aufgegeben wird.
28. September 1717
Einführung der allgemeinen Schulpflicht in Preußen
König
Friedrich Wilhelm I. war bewusst, dass er seinen Untertanen ein
Mindestmaß an Bildung zuteil werden lassen musste, wollte er die
effiziente Verwaltung, die ihm für sein Königreich vorschwebte,
umsetzen. So bestimmte er in einem Edikt, dass die Eltern ihre Kinder
dort, wo es Schulen gäbe, in diese zu schicken hätten. Die eigentliche
Zeit schulischen Lernens – es ging um Lesen und Schreiben, Rechnen und
die Beherrschung des Katechismus – sei der Winter. Im Sommer
beschränkte sich der Schulbesuch auf ein oder zweimal in der Woche,
damit die Kinder nicht alles Gelernte wieder vergessen. Ihre
eigentliche Beschäftigung in dieser Zeit jedoch sei die Hilfe in der
Ernte.
28. September 1870
Kapitulation von Straßburg
Nach
Belagerung und Beschießung kapituliert die tapfere französische
Besatzung unter General Uhrich vor den preußischen Belagerungstruppen
unter Generalleutnant von Werder. Trauriger Nebeneffekt des Kampfes um
die wertvolle alte Kulturstadt ist es, dass die berühmte Bibliothek der
Universität in Flammen aufgeht, wobei unwiederbringliche Schätze an
Manuskripten und Drucken ein Raub der Flammen werden.
29. September 1412
Potsdam huldigt dem neuen Markgrafen Friedrich I.
Die
Einsetzung des hohenzollerschen Statthalters durch Kaiser Sigismund
bedeutete zunächst keine Standeserhöhung oder Ehrung, sondern einfach
nur eine Aufgabe. Davon, wie der neue Mann sie lösen würde, hing sein
weiteres politisches Schicksal ab. Es galt nun, Widerstand, wo er
auftrat, zu brechen, angemaßten Privilegien zu trotzen und mögliche
Verbündete zu gewinnen. Die Städte waren von der Chance auf eine
stabile Landesherrschaft, die dem wirtschaftsfeindlichen Adelschaos ein
Ende bereiten konnte, erbaut. Und so huldigte auch das kleine Potsdam
Friedrich I.
29. September 1789
Peter Josef Lenné in Bonn geboren
Lenné
entstammte einer alten rheinischen Gärtnerfamilie. Nach seiner
Ausbildung unternahm er weite Studienreisen durch Europa. 1816 bewarb
er sich beim preußischen Hof, wo er einen Auftrag zur Umgestaltung des
Parks von Sanssouci bekam. Offensichtlich war man zufrieden mit seinen
Veränderungen, denn er machte fortan stetig Karriere. 1818 wird er
Mitglied der Gartendirektion, 1824 Gartendirektor. Ab 1828 hat er die
alleinige Verantwortung für alle Potsdamer Parks und Gärten, die bei
seinem Tode immerhin einen Umfang von über 300 Hektar hatten. Bereits
1833 erstellte er einen „Verschoenerungsplan der Umgebung von
Potsdam“, der für lange Zeit maßgebliche Direktive werden sollte und
eine Kulturlandschaft bilden half, die noch heute die Stadt und ihre
Umgebung dem Weltkulturerbe zuschreibt. Das Besondere an seinem
gärtnerischen Stil war eine zeitgemäß harmonische Verbindung von Natur
und Bauwerken, wie sie außer ihm nur sein großer Konkurrent Fürst
Pückler-Muskau beherrscht hat. Lenné starb am 23.1.1866.
30. September 1745
Schlacht bei Soor
Bei
Soor hatten die Österreicher alle Trümpfe in der Hand: das
Überraschungsmoment eines Angriffes im frühesten Morgengrauen, starke,
gut platzierte Artillerie und den Vorteil, einen wichtigen Höhenrücken,
die Granerkoppe, besetzt zu halten. Die Schnelligkeit der Aufstellung
der Preußen aber und Friedrichs rasche, sichere Dispositionen vermögen
den Nachteil auszugleichen. Die hervorragend ausgebildete Armee
Friedrichs pariert den gefährlichen Angriff gekonnt. Die preußischen
Reiter attackieren erfolgreich auf ansteigendem Gelände – eine
bemerkenswerte Leistung –, die Infanterie setzt zu wuchtigen
Gegenangriffen an, und am zeitigen Nachmittag ist der Feind zum Rückzug
gezwungen. Zu den Verlusten von Soor gehörte Friedrichs persönliche
Habe sowie sein geliebtes Windspiel Biche – beides fiel
österreichischen Husaren in die Hände.
30. September 1811
Prinzessin Augusta von Sachsen-Weimar, die nachmalige Kaiserin und Königin von Preußen, geboren
Die
Kinder des damaligen Erbprinzen Karl Friedrich von Sachsen-Weimar und
seiner Gattin, Großfürstin Maria Pawlowna, Prinzessin Augusta und ihre
Schwester Marie wuchsen in Weimar heran und nahmen die geistvolle
Atmosphäre des dortigen Hofes in sich auf. Auf ihre Ausbildung hatte
unter anderen der alte Goethe Einfluss ausgeübt. Politisch huldigte
Augusta dem Liberalismus. Die künstlerisch gebildete Fürstin – ein Kind
ihrer Zeit und der Romantik – war eine Anhängerin des gotischen Stiles
und besaß gediegene Kenntnisse über die entsprechende Architektur vor
allem der englischen Gotik. Nachdem sie 1829 den Prinzen Wilhelm von
Preußen geheiratet hatte, beeinflusste sie den Bau des gemeinsamen
Schlosses Babelsberg und geriet darüber mit dem Baumeister Schinkel in
Auseinandersetzungen.